Kritik zum "Tatort" aus Wien Kritik zum "Tatort" aus Wien: Moritz Eisner und Bibi Fellner bleiben ein Spitzenteam

Köln - In „Deckname: Kidon“ gingen Moritz Eisner und Bibi Fellner dem mutmaßlichen Selbstmord eines iranischen Atomphysikers nach und kriegen es mit allerlei Gegnern zu tun. Kleiner ging es für die Österreicher wohl nicht. Dafür beweisen sie einmal mehr, dass sie zu den stimmigsten „Tatort“-Teams zählen. Unsere Kritik in Kategorien:
Der Fall
Ein iranischer Diplomat und Atomphysiker stürzt aus dem Fenster seines Hotelzimmers. Alles sieht nach Selbstmord aus. Doch warum hatte er mit viel Aufwand für den Abend teure Opernkarten besorgt? Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) haben Grund, von einem Mord auszugehen, doch ihre Ermittlungen gestalten sich schwierig. Denn nicht nur die iranische Botschaft, sondern auch das österreichische Außenministerium schalten sich ein. Das Überwachungsvideo des Hotels führt sie zu dem Lobbyisten Johannes Leopold Trachtenfels-Lissé -Jolly für seine vielen Freunde - (Udo Samel). Der steht schon lange im Verdacht, sein Vermögen vor allem mit illegalen Waffenlieferungen gemacht zu haben. Nur nachweisen konnte man ihm bisher nie etwas. Ein undurchsichtiger Fall.
Denn da sind nicht nur die Iraner, die allem Anschein nach Ventile in ihr Land schmuggeln wollen, die den Bau von Atomwaffen ermöglichen würden. Auch der israelische Geheimdienst spielt eine wichtige Rolle. Daher hat der Fall auch seinen Titel „Deckname Kidon“ (Regie: Thomas Roth, Buch: Max Gruber). Kidon heißt eine Spezialeinheit des israelischen Nachrichtendienstes, die für Attentate zuständig ist.
Wer war’s?
Dass der Iraner nicht freiwillig aus dem Fenster gesprungen ist, war von Anfang klar. Und auch, dass der Mossad seine Hände im Spiel hatte, lag schnell auf der Hand. Interessanter war die Frage, ob es den beiden Ermittlern gelingen würde, dem schmierigen Lobbyisten das Handwerk zu legen. Die Lieferung der Ventile konnten sie stoppen, doch Jolly wurde erst durch den Mossad ausgeschaltet.
Was war gut?
Sehr amüsant anzusehen war Udo Samel als herrlich schmierig-großkotziger Waffenlobbyist, der sich seiner Sache sicher war und leider auch lange Zeit sein konnte. Ein Widerling im Barock-Kostüm, der Sätze sagte wie „Wissen Sie, das Schreckliche an Vorurteilen ist? Sie machen die Menschen so vorhersehbar, das ist entsetzlich langweilig. Da hatten „Bibi und Moritz Bond“, wie Eisner sagte, wahrlich einen würdigen Gegenspieler. Sehr unterhaltsam war zudem die Szene, in der Eisner und Fellner versuchen, den Zug mit den Ventilen zu stoppen. Besonders der winkende Eisner auf den Gleisen war ein schöner Anblick – da wäre James Bond bestimmt etwas Besseres eingefallen.
Was war schlecht?
Die israelische Agentin war schön und geheimnisvoll, wie man sich Agentinnen eben so vorstellt. Doch leider hätte auch der Letzte sofort merken müssen, das mit ihr irgendwas nicht stimmt. Eisner gab ihr dennoch erstaunlich naiv sein Handy. Das rächte sich natürlich. Viel entscheidender jedoch: Lobbyist Jolly war ein Widerling und bestimmt kein guter Mensch, das ist sicher. Dass seine Ermordung durch die beiden Mossad-Agenten, die das Ermittler-Duo erstaunlich kalt ließ, aber fast wie ein „Happy End“ wirkte, wird sicherlich zu Diskussionen führen.
Fazit
Eine Nummer kleiner ging es für das Wiener „Tatort“-Duo dieses Mal wohl nicht. Iraner, die eine Atombombe bauen wollen, der Mossad, das österreichische Außenministerium. Da wurde nur an den ganz großen Schrauben gedreht. Ein recht unterhaltsamer Fall, der besonders vom Zusammenspiel von Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer lebte. Dieser Film bewies einmal mehr, dass die beiden eines der besten „Tatort“-Duos sind.
Tatort: Deckname Kidon, A 2015 R Thomas Roth D Harald Krassnitzer, Adele Neuhauser