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Kritik zum Frankfurter "Tatort" Kritik zum Frankfurter "Tatort": Brillant von Joachim Król und Armin Rohde gespielt aber nur mäßig spannend

Von Jenny Filon 22.02.2015, 20:43
Brilliante Schauspielleistungen: Joachim Król (r.) und Armin Rohde
Brilliante Schauspielleistungen: Joachim Król (r.) und Armin Rohde dpa Lizenz

Worum ging es?

Er wollte „noch einmal der Held in seinem eigenen Film sein“, sagt Tatort-Kommissar Frank Steier (Joachim Król). Weil der Richter seine Zeugenaussage in einem Strafprozess um den Tod eines kleines Mädchens in Zweifel zieht – er hatte  in der Nacht zuvor ordentlich gezecht – und der Angeklagte Nico Sauer (Maik Rogge) freigelassen wird, quittiert er den Dienst und fasst einen  folgenschweren Entschluss.

Wütend auf sich selbst und die Justiz greift er zur Waffe und verfolgt Sauer, der seine gewonnene Freiheit nutzt, um  mit seinem Bruder Robin (Vincent Krüger) und dessen Junkie-Freundin Lisa (Janina Schauer) in ein Haus einzubrechen. Die Handlungen überschlagen sich: Gangsterboss Sauer erschießt den Hausbesitzer, plötzlich steht Nachbar Rolf Poller in der Tür (Armin Rohde).

Der will auch noch einmal der Held in seinem eigenen Film sein und sperrt die Mannschaft nach einem kurzen Versteckspiel samt Kommissar in seinen Keller - im „Haus am Ende der Straße“. Der Zeitpunkt, an dem sich der Krimi in ein psychologisches Kammerspiel über Schuld und Sühne verwandelt.

Wer war der Täter?

Gute Frage – spielte das „Wer ist der Mörder?“-Konzept in diesem Tatort doch nicht die entscheidende Rolle. Der Zuschauer wurde schließlich Zeuge von Sauers Mord an besagtem Hausbesitzer, der sich zu allem Überfluss auch noch als sadistischer Kunde von Junkie-Lisa entpuppte. Anm. d. Red.: Sie kommen jetzt schon nicht mehr mit? Verständlich. Der Tatort hat in 90 Minuten schließlich mehr abgehandelt, als zu verdauen ist: Selbstjustiz, Drogensucht, Bandenwesen und die altbewährte Verkettung aus  Freundschaft, Loyalität und Vertrauen.

Nun denn: Wo die Frage nach dem Mörder keine Rolle spielte, konnte sich eine andere in den Vordergrund drängen: Wer wird noch zum Mörder? Król, der sich dem Trieb zur Selbstjustiz hingibt und Sauer eine Kugel in den Kopf jagt? Der verwirrte Ex-Polizist Rolf Poller, der jeden Glauben an die Justiz verloren hat und die Loyalität des Einbrecher-Trios mit einem perfiden Plan auf die Probe stellt? Oder erschießt Sauer seinen eigenen Bruder, der sich ob der Ereignisse zusehends in die Hose macht?

Viele Möglichkeiten, eine Antwort: Król kriegt die Kurve, erschießt Poller, Robin und seine Junkie-Freundin verlassen die Szenerie gänzlich unerkannt durch die Hintertür (wer`s glaubt) und Sauer wird in einer theatralischen Slow-Motion-Szene abgeführt. Ende gut, alles gut.

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Wie waren die Kommissare?

Diese Frage muss wohl lauten – wie war der Kommissar? Denn in Frankfurt ging Król zuletzt bekanntlich alleine auf Verbrecherjagd. Kein Zweifel: Joachim Król war authentisch wie eh und je, was neben dem überzeichneten Gangster-Trio noch deutlicher auffiel. Er trank, versprühte so viel Lebensfreunde wie ein 40-Tonner und verließ die Szenerie, wie gewünscht, als Held. Dass er auf seiner Abschieds-„Party“ im Kommissariat sogar ein kurzes Lachen über die Lippen bekommt, ließ die Sympathie für den Kommissar in unerwartete Höhen steigen. Wir werden ihn vermissen!

Nicht zuletzt deswegen hätte man ihm einen persönlicheren Abschied gewünscht. Denn, und das lässt sich nicht leugnen, der Schauspieler verschwindet zwischenzeitlich im Schatten Armin Rohdes, der einen brillanten Rolf Poller gibt. Einer der Gründe: Eingesperrt im Keller gibt es für Kommissar Frank Steier nicht allzu viel zu tun und das Solo Rohdes, der den drei Einbrechern eine gehörige Lektion erteilt,  kann seinen Lauf nehmen.

Was störte am meisten?

Die Gang. Ein Gangsterboss à la Muttis Liebling, der in Lederjacke und mit Flügel-Tattoo auf dem Rücken einen auf dicken Mann macht. Dessen kettenrauchender kleiner Bruder, der während eines Versteckspiels mit mutmaßlich tödlichem Ausgang noch Zeit findet, seiner Junkie-Freundin einen Schuss zu setzen. Und besagte – viel zu nett hergerichtete - Junkie-Freundin, die besser in eine RTL-Soap passt als auf den Junkie-Strich. Da konnten auch das Nasenpiercing und die schwarze Basecap nicht helfen. Die Nummer des Gangster-Trios hat man den Dreien nun tatsächlich nicht abgekauft.

Hinzu kommen die noch viel „angsteinflößenderen“ Gangster mit Gelmatte und Augenringen, die noch eine Rechnung mit der Kinderbande offen haben (Ja, auch hier ergibt sich noch ein weiterer Handlungsstrang). Es lässt sich festhalten: Weniger ist manchmal mehr, die Charaktere waren leider viel zu überzeichnet.

Das Fazit?

Psychologisch durchdacht, ja. Die Spannung hielt sich jedoch in Grenzen. Da halfen auch die vielen Wendungen nicht. Aber: Ein brillanter Joachim Król in seiner letzten Folge und ein noch brillanterer Armin Rohde.