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Krimi Krimi: Wahre Begebenheit liefert spannendes Filmmaterial

Von Susanna Gilbert-Sättele 19.12.2006, 10:59

München/dpa. - Kaum hat Nina Portland die literarische Bühnebetreten, wird sie auch schon für den Film entdeckt. Die Polizistinin dem Krimi «Das Axtschiff» von Jens Henrik Jensen taugt in der Tatzur Heldin - sie ist jung, attraktiv und ein Sturkopf, der sichhartnäckig in einen Fall verbeißt, den zu lösen ihr seit Jahren denSchlaf raubt. Der dänische Autor hat in seinem Roman, der zurzeitverfilmt wird, eine wahre Begebenheit aufgegriffen und gekonnt inSzene gesetzt.

Als junge Kriminalassistentin war Portland dabei, als einesTagesein menschenleerer Frachter vor der dänischen Küste aufgebrachtwurde. Blutflecken überall auf dem Schiff legten damals den Verdachtauf ein Verbrechen nahe, zumal zeitgleich ein russischerblutbefleckter Matrose aus seinem in der Nordsee dümpelndenSchlauchboot gefischt wurde. Fünf Besatzungsmitglieder, so viel ergabdie Untersuchung, waren verschwunden. Doch was tatsächlich an Bordpassiert war, wurde niemals aufgeklärt.

Elf Jahre später sieht Portland eine Gelegenheit, den Fallheimlich noch einmal aufzugreifen und neue Nachforschungenanzustellen. Was sie nicht ahnt: Ihre Recherchen wirbeln so vielStaub auf, dass die junge Frau mit dem kastanienroten Haar insFadenkreuz von Geheimdiensten und terroristischen Fundamentalistengerät. Nur dank der Hilfe eines demissionierten britischen Ex-Agenten - einem «anständigen Menschen mit Narben auf der Seele» - überlebtsie den mörderischen Komplott. Dessen Ziel war es nämlich, sie alsKöder zu nutzen, um die Raubtiere anzulocken.

Seiner Hauptfigur gibt der Autor viel Raum, wohl auch deswegen,weil er sie dem Publikum erst einmal vorstellen will. Nina Portlandist zwar Polizistin mit Leib und Seele, hat aber auch einPrivatleben. Das Schicksal hat die allein erziehende Mutter einesSohnes hart gemacht, hat sie gelehrt, dass «Menschen kein Mitleidfüreinander» haben. Ihren neuen Freund hält sie ebenso auf Distanzwie ihren Vater, der nach einem langen Leben auf See plötzlich wiederauftaucht, um den Lebensabend in ihrer Nähe zu verbringen.

Auch wenn die Geschichte zunächst ein wenig schleppend beginnt,gewinnt sie doch zunehmend an Tempo und bewegt sich schließlich infurioser Rasanz auf ihr Ende zu. Jensens Stärken sind es, einStimmungsbild des dänischen Kleinstadtlebens zu zeichnen und seineLeser sicher durch das komplizierte Geflecht der Handlung zu lotsen,so dass jeder Schritt der Protagonistin und jede Aktion ihrer vielenWidersacher logisch erscheint.

Jens Henrik Jensen: Das Axtschiff, Piper Verlag, München, 508 S., Euro 19,90, ISBN 3-492-04804-8