1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Kriegsfilm-Parodie «Tropic Thunder» auf DVD

Kriegsfilm-Parodie «Tropic Thunder» auf DVD

05.02.2009, 15:47

Hamburg/dpa. - Nun hat er sich an die vermutlich letzte komödienfreie US-Bastion gemacht: den Vietnamkrieg. «Tropic Thunder» - jetzt auf DVD erschienen - ist eine derbe Parodie auf die Darstellung des Krieges in den US-Medien. An der Seite von Stiller, der auch Regie führte, spielen Tom Cruise, Nick Nolte, Jack Black und Robert Downey Jr..

Den Einfall zu dem skurrilen Werk bekam er nach eigenen Angaben durch übereifrige Schauspielkollegen 1987. Damals seien viele Schauspieler als Vorbereitung für Rollen in «Platoon» in zweiwöchigen militärischen Trainingslagern gewesen, sagte Stiller. «Die kamen dann zurück und erzählten von einer intensiven Erfahrung, die ihr Leben verändert hätte.» Das habe nach richtigen Kriegserlebnissen geklungen, «dabei wurden doch bloß Platzpatronen auf sie geschossen», sagte Stiller.

Die Handlung ist eine Art Film im Film: Auf einem Set eines Actionstreifens in Vietnam greift ein unerfahrener Regisseur zu drastischen Mitteln, um mit seinen abgehalfterten Stars einen authentischen Kriegsfilm zu machen. Er setzt sie als amerikanische Soldaten kostümiert im Urwald aus. Versteckte Kameras sollen ihren Marsch durch inszenierte feindliche Linien festhalten. Doch die Feinde gibt es wirklich: In der Nähe campiert eine schwerbewaffnete Drogenbande, die alsbald Jagd auf die ungebetenen Gäste macht. Die jedoch halten den Beschuss für ungefährliche Knallkörper und so stürzen sich die verweichlichten Leinwandstars unerschrocken in den Nahkampf.

Stiller mimt mit gewohnt komischen Blicken einen Star, der den Misserfolg seiner letzten Rolle als geistig Behinderter «Simple Jack» noch nicht verwunden hat: Das liege wohl daran, dass er als Anhänger vom «Method Acting», also des realitätsnahen Verinnerlichens einer Rolle, nie wirklich zu «Simple Jack» werden konnte, heißt es. Schließlich sei er ja nicht behindert. Nun sieht er seine zweite Chance: Er kann zum wahren Kriegshelden werden.

Wegen der drastischen Darstellung des geistig zurückgebliebenen Mannes war Stiller in den USA von Behinderten-Verbänden stark kritisiert worden. Der Schauspieler nahm es gelassen. Er wollte «einfach die Ignoranz mancher Schauspieler lustig darstellen», die sich selbst zu ernst nähmen, obgleich sie kein fundiertes Wissen über ihre Rolle hätten, sagte er.

Einen Wettbewerb der Filmzitate würde «Tropic Thunder» wohl auf jeden Fall gewinnen. Alle paar Minuten flimmern nachgestellte Bilder von «Apocalypse Now» oder «Platoon» über die Leinwand. und auch der Oberflächenkult der Traumfabrik Hollywood in Gestalt eines eiskalten Produzenten (Cruise) und eines Sunnyboy-Agenten (Matthew McConaghey) bekommt sein Fett weg.

Die Drehbuchautoren - unter ihnen Stiller - wollten anscheinend jedes nur mögliche Tabuthema verwursten. So müssen Kindersoldaten oder Adoptivkinder aus der Dritten Welt als Comedy-Elemente herhalten. Ob geschmacklos oder nicht in «Tropic Thunder», nicht immer gehen die vielen anarchischen und arg makabren Witze auf. Optisch retten die Kostüme der Maskenbildnerin Marlene Stewart einige Einfälle aus dem wirren Parodie-Dschungel: Robert Downey Jr. tritt als afroamerikanischer G.I. auf und Nick Nolte als übertrieben verlotterter Kriegsveteran ohne Hände. Tom Cruise ist als glatzköpfiger Produzent kaum zu erkennen.

Robert Downey Jr. darf sich sogar Hoffnungen auf einen Oscar machen, wurde er doch in der Kategorie Bester Nebendarsteller nominiert. Eine echte Überraschung für den Hollywood-Schauspieler, der eigentlich nur gehofft hatte, dass man ihn für seine Darstellung nicht erschießen würde, wie er kürzlich beim Oscar-Lunch der Nominierten erzählte.

In den USA bekam «Tropic Thunder» überwiegend positive Kritiken. Im «Time Magazine» wurde der Streifen als «Nadelstich auf den Helium-Ballon vom Hollywood-Ego» gelobt. Und nach dem amerikanischen Publikum konnte Ben Stiller auch die deutschen Kinofans im Sturm erobern. Seine bissige Parodie kam auf Anhieb auf Platz eins der Charts.

www.paramount.de