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Köthen Köthen: Hochtönige Klänge zum Fest-Finale

08.09.2008, 14:48

Köthen/MZ/uva. - Immerhin: Für hochtönige Klänge wie jene, die Rainer Kussmaul mit seinen Berliner Barock Solisten am Sonntag im Bach-Saal freisetzte, scheint die Akustik des Neubaus wie geschaffen. Der frühere Konzertmeister der Berliner Philharmoniker musiziert auf einer Stradivari. Im Ensemble, gab das Programmheft an, werde mit "Bögen aus unterschiedlichen Epochen" auf "historischen, jedoch restaurierten Instrumenten" gestrichen. Hier also: über Stahlsaiten, in üblicher hochfrequenter Stimmung. Und Albrecht Mayer, der medienpräsente Staroboist des Spitzenorchesters, spielte die Solo- und Doppelkonzerte von Bach und Vivaldi auf einer modernen Oboe.

Er spielte sie großartig, keine Frage. Besitzt einen weichen, blühenden Ton, spannt durch Zirkularatmung irre große Bögen - und wählt als Zugabe das Adagio aus Marcellos Oboenkonzert als echten Leckerbissen. Drei von sechs Konzerten gab's mit, drei ohne Mayer. Sogar dem situationsbedingt witzelnden Rainer Kussmaul war anzumerken, dass er nach der Hälfte ganz gern eine Pause gehabt hätte.

Genau hier aber schien man sich nach verklapperten Satzanfängen, intonatorischen und rhythmischen Uneinigkeiten zu berappeln, mündete der anfänglich verspannte bis behagliche Vortrag der Berliner Barock Solisten in eine zumindest entschlossen wirkende Spielweise. Deren äußerlicher, auf Klangfülle abonnierter Glanz vertrug sich noch am besten mit den Virtuosenkonzerten Vivaldis, darunter jenes für vier Violinen. Beseelte Bach-Interpretationen kamen nicht vor.

Originalklang hin oder her: Sogar unter konservativem Blickwinkel geht der Abend als Exempel dafür in die Festtagsannalen ein, dass auch für Ensembles von erstklassigem Leumund nicht alle Tage gleich gut laufen. Viel Applaus zeigte: Gefallen hat es trotzdem.