Kongress Städtebaulicher Denkmalschutz Kongress Städtebaulicher Denkmalschutz: Untergang verschoben
Magdeburg/MZ. - Was haben Erfurt, Görlitz, Halberstadt, Luckau, Lübeck, Stralsund, Wismar und schließlich die Spandauer Vorstadt im Bezirk Berlin Mitte gemeinsam? Sie haben im Bundeswettbewerb Historische Städte eine Goldplakette errungen. Was es war, das die Jury zu dieser Auswahl aus 129 eingereichten Projekten bewegte, das war am Dienstag und Mittwoch Gegenstand des Kongresses Städtebaulicher Denkmalschutz, der erstmals in seinem jährlichen Turnus seit 1992 in Magdeburg tagte.
Die "Gold"-Städte hatten Gelegenheit, ihre prämiierten Beiträge vorzustellen. In Berlin die Hackeschen Höfe und ihr Umfeld: auferstanden aus Ruinen, heute ein Publikumsmagnet und zugleich immer noch ein bevölkertes, durchmischtes Wohnviertel. In Erfurt die Innenstadt: in der Substanz bewahrt, für den Handel erschlossen und wieder belebt. In Görlitz der Altstadtkern: auf dem Weg zu einem Zentrum für Kultur und Bildung.
n Halberstadt die "Neue Mitte": Ein ausgebombtes Brachland in der historischen Stadtstruktur neu erbaut. In Lübeck der "Aegidienhof": ein gemeinschaftlich geplantes und verwaltetes Gruppenwohnprojekt in einer alten Hofanlage. In Luckau die Stadtbegrünung: Die Landesgartenschau als Katalysator. In Stralsund und Wismar: Durch konsequente Sanierung die Entleerung der Altstädte gestoppt.
An dem Ergebnis ist einiges bemerkenswert. Man kann ja zum Beispiel geteilter Meinung darüber sein, ob die Erfurter Altstadt zugunsten ihrer Funktion als Oberzentrum nicht an sensiblen Stellen mit Kaufhausklötzen vergewaltigt wurde oder ob die Halberstädter Neue Mitte in architektonischer Detailqualität ebenso befriedigt wie in ihrer städtebaulichen Strukturierung. Dann wiederum fiel auf, welche Städte nicht oder nur mit Anerkennungen bewertet wurden, obwohl sie im Aufwand nicht hinter anderen zurückstehen - Naumburg oder Halle zum Beispiel.
Am Rande war von Jurymitgliedern zu erfahren, was sie eigentlich beeindruckte. Der erkennbare Zusammenhang von Einzelprojekten mit einem Stadtentwicklungsziel zum Beispiel. Oder die fortlaufende Einbeziehung der Öffentlichkeit in das Geschehen. Aber die Tagung machte auch etwas anders deutlich. Die eingereichten Projekte stammen in ihren Anfängen aus Zeiten, da "Stadtumbau" noch nicht in aller Munde war.
Die ostdeutschen Städte sind inzwischen nicht mehr vom Untergang durch Verwahrlosung bedroht. Auch wenn manche in ihren Innenstädten wieder Zuwachs melden - "Schrumpfung" ist jetzt das Losungswort. Darauf werden neue Antworten gesucht - aber unter Bedingungen von vorher nie da gewesener finanzieller Einschränkung.