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Komponist Komponist: Thüringen feiert Franz Liszt

Von Andreas Heimann 15.04.2011, 10:35
Auf den Komponisten und die Veranstaltungen zum «Liszt-Jahr» wird in der Stadt an vielen Stellen hingewiesen - zum Beispiel gleich vor dem Bahnhof. (FOTO: DPA)
Auf den Komponisten und die Veranstaltungen zum «Liszt-Jahr» wird in der Stadt an vielen Stellen hingewiesen - zum Beispiel gleich vor dem Bahnhof. (FOTO: DPA) dpa-tmn

Weimar/dpa. - Er war ein genialer Musiker, einAusnahme-Pianist, ein Popstar seiner Zeit. In Weimar hat Franz Lisztlange gewohnt, und auch in vielen anderen Städten Thüringens vonMeiningen bis Eisenach hat man ihn und seine Musik bejubelt. DasBundesland feiert seinen runden Geburtstag am 22. Oktober mit gut200 Veranstaltungen. Das Motto: «Zweihundert zum Zweihundertsten».

Am 24. Juni startet die Landesausstellung «Franz Liszt. EinEuropäer in Weimar». Das Thüringen-Festival vom 18. Juni bis 10.Juli heißt wortspielerisch «Überlisztet». Und eine neue Stadtführungauf Liszts Spuren gibt es auch. Gudrun Engelhardt zeigt Besuchern,wo der berühmte Komponist lebte und wirkte. Sie führt Besucher zumHotel «Russischer Hof», wo Liszt ein und aus ging. Zur Herderkirche,deren Altarbild Lucas Cranach gemalt, auf deren Kanzel Luthergepredigt und auf deren Orgel Liszt gespielt hat. Und sie macht amNationaltheater Halt, vor dem das berühmte Denkmal von Goethe undSchiller steht.

«Goethe war schon acht Jahre tot, als Liszt das erste Mal nachWeimar kam», erzählt sie. Das war 1840. Liszt wollte sich dasGoethehaus ansehen. Aber schon ein Jahr später war er wieder da,diesmal auf Einladung der Großherzogin Maria Pawlowna, und erspielte für sie. «Er war auch eine charismatische Figur - und einLiebling der Frauen», sagt Gudrun Engelhardt. Die Großherzogin,Schwester des russischen Zaren, zog er sofort in seinen Bann.

Sie bot ihm schnell eine Stelle als GroßherzoglicherHofkapellmeister an - bezahlt aus ihrer Privatschatulle. Ab 1848lebte Liszt in Weimar, reifte nun auch als Dirigent und förderteRichard Wagner: 1849 war in Weimar erstmals dessen Oper Tannhäuserzu sehen, im Hoftheater zum Geburtstag der Großherzogin. DasPublikum war hingerissen. Nur ein Jahr darauf ging Lohengrin überdie Bühne.

Gudrun Engelhardt schreitet über den Marktplatz, vorbei am Hotel«Elephant». Daneben stand zu Liszts Zeit das Hotel «Erbprinz», dieoffizielle Postadresse des Musikers. Liszt war ein Frauentyp mitHang zum amourösen Abenteuer: Er lebte in Weimar jahrelang in wilderEhe im Haus seiner Geliebten Carolyne zu Sayn-Wittgenstein.

Nur ein paar Schritte weiter steht ein Denkmal für JohannSebastian Bach, der selbst etliche Jahre in Weimar zu Hause war.«Liszt hat ihn sehr bewundert», sagt Gudrun Engelhardt. Die naheHochschule für Musik am Platz der Demokratie ist nach Liszt benannt,der Sitz der Liszt-Gesellschaft ist gleich daneben.

Schon bald wurde der Pianist zum Megastar, dem die Fans zu Füßenlagen, frenetisch bejubelt wie die frühen Beatles. Im Festsaal desSchlosses erinnert in diesem Jahr «Kosmos Klavier», ein Teil derLandesausstellung, an den charismatischen Virtuosen. Im Hof davorist eine Installation geplant, ein «begehbarer Flügel».

Nach einem Intermezzo in Rom kehrte er 1869 nach Weimar zurück.In einem Haus nahe des Schlosses lebte er die folgenden 17 Jahre -zumindest für einige Wochen pro Jahr. «Drei Monate war er in Rom,drei in Budapest, drei in Weimar und drei unterwegs», erklärtHuschke. «Das Liszt-Haus war seine Sommerwohnung.» Bereits im Jahrnach Liszts Tod 1886 wurde es zum Museum und zur Besucherattraktion.