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Komponist Frank Duval Komponist Frank Duval: Der stille Star hinter «Derrick» wird 65

Von Jörg Vogelsänger 21.11.2005, 10:16
Frank Duval hat allein für mehr als 200 Folgen der Krimi-Klassiker «Derrick» und «Der Alte»die Musik geschrieben. Am Dienstag feiert der Komponist, Arrangeurund Sänger seinen 65. Geburtstag. (Foto: dpa)
Frank Duval hat allein für mehr als 200 Folgen der Krimi-Klassiker «Derrick» und «Der Alte»die Musik geschrieben. Am Dienstag feiert der Komponist, Arrangeurund Sänger seinen 65. Geburtstag. (Foto: dpa) Zentralbild

Madrid/dpa. - Sein Name ist vielleicht nicht jedermann einBegriff, Millionen kennen aber seine Melodien: Frank Duval hat alleinfür mehr als 200 Folgen der Krimi-Klassiker «Derrick» und «Der Alte»die Musik geschrieben. Der in Berlin geborene Komponist, Arrangeurund Sänger feiert an diesem Dienstag seinen 65. Geburtstag - anRuhestand denkt er aber noch lange nicht. «Dazu bin ich einfach nichtder Typ», sagt er im Gespräch mit der dpa. Tatsächlich steckt Duvalgerade mitten in seinem neuesten Projekt: Eine DVD mit alten undneuen Stücken, eine Mischung aus Musik und Film bei dem dasMultitalent gleichzeitig auch als Regisseur, Kameramann undDrehbuchautor zeichnet.

Die nötige kreative Kraft schöpft er auch aus der Abgeschiedenheitder Kanaren-Insel La Palma, wo er seit 1985 mit seiner Frau, der ausder Slowakei stammenden Malerin Kalina Maloyer, lebt. Sie istzugleich die Stimme und Texterin vieler seiner Lieder. «Ich brauchedie Stille, ich suche sie», erzählt Duval, der seinen Berliner Akzentnicht verloren hat. Als er sich zum «Ausstieg» entschloss, war er aufdem Höhepunkt seiner Karriere. «Dem Erfolg nachzujagen, war abereinfach nicht mehr mein Ding.» Der Star-Rummel war ihm ohnehin stetszuwider.

Um Ruhe zu finden, musste er Deutschland verlassen. Nach langerSuche entschieden sich er und seine Frau («Sie ist meine Muse undzugleich meine brutalste Kritikerin») für ein abgelegenes Bauernhausmit Meeresblick auf La Palma, inmitten von Palmen, Bananenstauden undMandelbäumen. Fernsehen haben sie nicht. «Die Eckdaten bekommen wirüber Internet mit, es geht uns nichts verloren.»

Angefangen hat der aus einer Künstlerfamilie stammende Duval alsKinderdarsteller im Theater, etwa 1953 an der Seite von Harald Juhnkein «Fips mit der Angel». Einem größeren Publikum wurde er aber alsSänger an der Seite seiner Schwester bekannt: Das Duo «Maria & FrancoDuval» gewann 1958 Peter Frankenfelds Nachwuchsshow «Toi, toi, toi»und erhielt einen ersten Plattenvertrag. Bis zur Trennung des Duos(«Ich leg mein Schicksal in deine Hand») 1962 sollten mehr als 50weitere Platten folgen. In der Rolle des Freddy in «My Fair Lady»machte sich Duval in den 60er Jahren auch als Musical-Darstellereinen Namen, damals heiratete er auch seine erste Frau,Bühnenpartnerin Karin Hübner.

Als Komponist wurde «Klangzauberer» Duval per Zufall entdeckt, alser 1965 in einem Studio des Bayerischen Rundfunks auf einem Flügelimprovisierte. Auf die Musik für einen ersten «Tatort»-Krimi 1977folgte eine jahrelange erfolgreiche Zusammenarbeit mit ProduzentHelmut Ringelmann, der fasziniert war von Duvals meditativen undgeradezu hypnotischen Klängen. Fernseh-Melodien wie «Todesengel»wurden zu Verkaufsschlagern, und selbst als Pop-Interpret stürmteDuval mit Hits wie «Angel of Mine», «Face to Face» oder «Cry For OurWorld» die Charts. Aber auch die Michael-Ende-Verfilmungen «Dieunendliche Geschichte» und «Momo» tragen seine musikalischeHandschrift, ebenso wie zahlreiche Werbespots bekannter Automarken.

Neben der Musik hat der einstige Regieassistent Duval in derArbeit hinter der Kamera eine neue Herausforderung gefunden. SeinTraum ist es, einen abendfüllenden Film zu drehen. «Vor alleminteressiert mich Doku-Fiktion», erzählt er. So hat er zwei Jahrelang das von Schicksalsschlägen geprägte Leben eines auf La Palmagestrandeten Kellners aus Barcelona mit der Kamera begleitet. DerMann erlag kürzlich seinem Drogenkonsum. «Das hat mich sehrmitgenommen», berichtet Duval, der dieses Erlebnis diesmal vielleichtnicht musikalisch, sondern in Bildern verarbeitet.