Komische Oper Komische Oper: Viel Applaus für die «Csárdasfürstin» in Berlin

Berlin/dpa. - Zum Auftakt der vergangenen Spielzeit wurde der Chefregisseur der Komischen Oper Berlin, Andreas Homoki, noch kräftig ausgebuht. Bananen essende, etwas tumbe «Ossis» in der «Verkauften Braut» erzürnten viele Stammzuhörer. Zu Beginn dieser Saison mit Emerich Kálmáns Operetten-Klassiker «Die Csárdasfürstin» war das Premierenpublikum dem Regisseur wohlgesonnen. Homoki, mittlerweile auch kommisarischer Intendant am Haus, servierte ihnen am Sonntagabend eine schmissig-turbulente Musikkomödie mit viel Klamauk und vor allem mit der hinreißenden Sopranistin Noemi Nadelmann in der Titelpartie. Auf DDR-Anspielungen verzichtete Homoki fast komplett.
Aber nicht ganz. Komtesse Anastasia (Mojca Erdmann), Rivalin der «Csárdasfürstin, die auf den Kosenamen «Stasi» hört, muss zwei Mal für Kalauer über die DDR-Staatssicherheit herhalten. Ansonsten spielt der 1915 uraufgeführte Evergreen im Niemandsland - vor, auf und unter beleuchteter Freitreppe und in einem gigantischem Wintergarten (Bühnenbild: Harmut Meyer, Kostüme: Mechthild Seipel).
Nur in den melancholisch-nostalgischen Texten schimmert etwas von k.u.k.-Endzeitstimmung durch, die den später in den USA exilierten Kálmán (1882-1953) und seine Librettisten Leo Stein und Béla Jenbach im ersten Jahr des Ersten Weltkrieges erfasst hatte. «Mag' die ganze Welt versinken, hab' ich Dich» oder «Weisst du, wie lange sich der Globus noch dreht?» - der damals 33-jährige Kálmán verpackte in schwärmerische Melodien, vom Opernorchester (Leitung: Michail Jurowski) rasant gespielt, die Endzeitstimmung der Epoche.
Abschiedstrauer schimmert auch in Homokis Inszenierung durch, wenn zum Beispiel Chansonsängerin Sylva Varescu (Noemi Nadelmann) aus Enttäuschung über ihren Geliebten Edwin (Tom Erik Lie) die Koffer packt und nach Amerika aufbricht.
Nach ihrer Rückkehr versucht Sylva ihren Geliebten mit allen Mitteln einer Frau den blaublütigen Eltern (Stefann Stoll, Gabriele Schwabe) zu entreißen, muss dafür ihre Tingeltangel-Vorgeschichte verschweigen und sich als ungarische Fürstin ausgeben. Sylva kann dabei auf Freund Boni als Schein-Ehegatten bauen, der die Eifersucht des Geliebten entflammen soll. Als verschlagen-lebenslustiger Impressario bekommt Peter Renz in dieser Rolle immer wieder Szenenapplaus. Doch das Versteckspiel hilft nicht weiter. Erst, als sich Sylva als Künstlerin und Dame von Welt outet, findet sie zu sich - und zu ihrem Geliebten.