Komiker feiert Bühnenjubiläum Komiker feiert Bühnenjubiläum: Warum wir Otto noch immer lieben

„Kinderpsychologe Dr. Prügelpeitsch meint: Kinder haben es nicht gern, wenn sie jeden Tag das gleiche Brechmittel vorgesetzt bekommen.“ Sagt Otto. Aber es gibt ja noch andere körperliche Regungen, die ohnehin viel angenehmer sind. Lachen zum Beispiel.
50 Jahre lang steht der Komiker Otto Waalkes nun auf der Bühne – ein Jubiläum, welches im ZDF am Samstag um 20.15 Uhr im ZDF mit einer eigenen Show gefeiert wird. Die Tatsache, dass er über so lange Zeit erfolgreich ist, hat drei Gründe. Erstens hat Otto ein unglaubliches Können und Talent. Zweitens hat er nie versucht, etwas zu werden, was er nicht ist. Und drittens hat er – gerade dadurch, dass er keine Scheu hat, sich zu wiederholen – einen Kultfaktor geschaffen, der ihn zum Popstar gemacht hat.
Gutes Gespür fürs Timing
Reden wir über Können und Talent. Auf der Bühne hat Otto ein untrügliches Gespür für Timing – und dafür, wie man Jung und Alt zugleich zum Lachen bringt. Ottos Hüpfen und sein „Hollerehidi“ sind solche komplett sinnentleerten Ideen, die wie von selbst funktionieren. Eigentlich weiß selbst keiner so genau, warum man darüber lachen muss. Aber man kann sich gar nicht dagegen wehren.
Wer zumindest ein wenig verstehen will, wie Otto aus einem eigentlich völlig humorfreien Stoff Komik kreiert, sollte sich anschauen und anhören, was er aus dem Märchen Hänsel und Gretel gemacht hat. „Hänsinnen un Grettintn huk strödelevagg inne Gehölzinnen“, heißt es in seiner angeblichen norwegischen Übersetzung.
Welches Genre Otto nie bedient hat, lesen Sie auf der nächsten Seite:
Skandal im Hexenhaus
Vor allem aber hat Otto zahlreiche neue Hänsel-und-Gretel-Versionen geschaffen – nicht zuletzt zur Melodie von Hits der Neuen Deutschen Welle – von „99 Pfefferkuchen“ bis hin zu „Entschuldigen Sie, ist das der Zug zum Knusperhäuschen – ich muss da irgendwie hin“. Legendär ist auch die Version zur Melodie des Spider-Murphy-Gang-Hits „Skandal im Sperrbezirk“: „Im Walde steht ein Hexenhaus und Gretel zieht sich nackend aus, damit das Hänsel von der Stadt hier seine eig’ne Peepshow hat“, singt Otto. Und natürlich: „Skandal im Hexenhaus. Skandal um Hänsel und Gretel.“
Otto weiß, was er kann – und er hält sich daran. Er hat nie versucht, politisch zu sein – es sei denn, man fasst seine Protestlieder gegen Unterarm-Nässe unter diese Kategorie. Oder wie der Komiker es selbst ausgedrückt hat: „Ich fabriziere Nonsens – Nichtsinn. Nicht Unsinn, nicht Wider- oder Hintersinn, sondern Nichtsinn.“ Und das ist wunderbar für den Zuschauer, wenn er einfach vom Stress des Alltags abschalten möchte.
Eigene Marke geschaffen
Otto ist sich treu geblieben, hat damit seine eigene Marke geschaffen – ein Vorbild, von dem auch heutige Comedians profitieren können. Dass es die richtige Strategie ist durchzuhalten, hat Otto auch bei seinem eigenen Sohn festgestellt, wie er mal im Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ verriet. Als der im Alter von 13 oder 14 Jahren Freunde mitbrachte, die von Otto mit Hollerehidi begrüßt wurden, knurrte der Junge nur gequält: „Papa, lass es! Es ist peinlich!“
Als der Sohn dann über 20 war, rief er den Vater hingegen schon mal mitten in der Nacht runter, wenn er mit Freunden da war. „Papa, komm mal! Mach mal den Otto-Gang und Hollerehidi!“ Und dann: „Danke, kannst wieder hochgehen.“