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Knut Kiesewetter Knut Kiesewetter: «Friesen-Beatle» wird 65 Jahre alt

12.09.2006, 06:42

Garding/dpa. - Er spielte gemeinsam mit denBeatles auf einer Bühne und begeisterte seine Fans mit Liedern vonJohann Sebastian Bach. Er verdiente sein Geld mit Ostfriesenwitzenund wurde als Professor an die Hamburger Musikhochschule berufen. Mitplattdeutschen Liedern wurde Kiesewetter «Platten-Millionär». AmMittwoch feiert er im schleswig-holsteinischen Garding seinen 65.Geburtstag.

Mit 15 stand er erstmals als Musiker auf einer Bühne, mit 18 trater im Hamburger Indra gemeinsam mit den damals noch weithinunbekannten Beatles auf. Immer noch ist er unermüdlich: Er blästjeden Tag eineinhalb Stunden lang im Wohnzimmer Posaune und singtauch gerne beim Spazieren - «um die Töne richtig zu treffen», sagter. Seine Ehefrau höre Missklänge: «Und sie ist in ihrer Kritik nichtfeinfühlig, sondern ehrlich; wir sind ein gutes Gespann.»

Rund 800 Lieder hat Kiesewetter bislang geschrieben - auch fürandere Künstler wie die dänische Schlagersängerin Gitte Haenning oderdie Soul- und Jazzsängerin Eartha Kitt. Er hat sich das Komponierenund Texten selbst beigebracht, rund 50 Alben hat er mittlerweileveröffentlicht. Sein Wissen gab er an Studenten der Musikhochschuleweiter. Der Komponist Johann Sebastian Bach ist sein Vorbild.«Eigentlich jazzt er», sagt Kiesewetter. «Wenn gute Musiker ihnspielen, swingt es richtig.» Er besitze «jeden Ton auf CD», der vonBach überliefert ist.

«Ich war nie ein Schlager-Heini», sagt der Liedermacher. Früherhätten ihn allerdings viele seiner Fans so gesehen. «Es war mirunheimlich peinlich, wenn Menschen hinter mir her liefen und einAutogramm wollten.»

Komiker war er zeitweise. Nach der Produktion mehrerer «Witz»-Langspielplatten hängte Kiesewetter jedoch diesen Beruf an den Nagel.«Humor kann furchtbar auf die Nerven gehen, wenn man immer wiederlachen muss», sagt Kiesewetter.

Für seine künstlerischen Erfolge hätte er in der Vergangenheitviele Ehrungen erhalten können. Doch oft lehnte KiesewetterAuszeichnungen ab - unter anderem den Hermann Löns Preis, denDeutschen Schallplattenpreis und den Deutschen Kleinkunstpreis. «Miteinigen der anderen Preisträger wollte ich einfach nicht in einemAtemzug genannt werden», sagt Kiesewetter. Über eine Ehrung jedochfreute er sich: Im August 2000 schlug ihn Fürst Wolfgang Ernst zuYsenburg und Büdingen für seine Verdienste um den deutschen Jazz zum«Ritter der Ronneburg».

In den vergangenen Jahren kehrte der Sänger mit der «schwarzenStimme» zu seinen musikalischen Wurzeln zurück. Heute steht er nurnoch als Posaunist und Jazz-Sänger auf der Bühne. Nach einem letztenKonzert in Barmstedt (Schleswig-Holstein) am kommenden Freitag will«Ritter Knut» seinen Job als Profi-Musiker aufgeben. «Dann spiele ichnur noch für Leute, die ich gut kenne.»