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Knolle Knolle: Fußgönheimer Museum setzt der Kartoffel ein Denkmal

13.09.2005, 07:33
Deutsches Kartoffelmuseum (Foto: dpa)
Deutsches Kartoffelmuseum (Foto: dpa) dpa

Fußgönheim/dpa. - In der umgestalteten ehemaligen Synagoge des Ortes sind alteKartoffelschäler, eingelegte Riesenkartoffeln, Postkarten,Kartoffelschnapsflaschen und Stauden ausgestellt. Kurz: Alles was mitdem Erdapfel zu tun hat. Die Kartoffelsorten «Freya», «Piroschka» und«Saskia» liegen in Körben, neben der Urkartoffel «Chunios», die sogar nichts gemeinsam hat mit dem gelben Erdapfel, der bei unsgeerntet wird.

Die Idee, ein Museum für die Kartoffel zu eröffnen, kam vomVorsitzenden des Heimat- und Kulturkreises Fußgönheim, Karl Freidel.«Der Auslöser war, der Kartoffel ein Denkmal zu setzen, denn sie hatso viele Menschen vor dem Hungertod bewahrt», sagt Freidel. Außerdemsei die Pfalz das größte Anbaugebiet für Frühkartoffeln. 500 000Tonnen der jungen Knollen werden jährlich hier geerntet, weißFreidel.

Elf Jahre habe es trotzdem gedauert, bis er den Bürgermeister vonFußgönheim von seiner Idee habe überzeugen können. Im Jahr 1988 wurdeschließlich das erste Kartoffelmuseum Deutschlands eröffnet. «AmAnfang haben die Leute über mich gelacht.» Mittlerweile lacht inFußgönheim niemand mehr über den 67-Jährigen, denn dasKartoffelmuseum ist eine der Hauptattraktionen des Ortes.

«20 000 Besucher kommen jedes Jahr», sagt Freidel nicht ohneStolz. Selbst aus Peru, dem Land der Urkartoffel, kamen schonBesucher. Sie schenkten dem Museum die Tracht eines peruanischenKartoffelbauers. «Viele der Exponate sind Geschenke oder Spenden»,erklärt Freidel.

Der Name der Kartoffel stammt ursprünglich aus dem Italienischen.Beim Anblick der schrumpeligen Knolle dachten die Südländer an dieTrüffel und gaben der Erdfrucht den Namen tartufolo, in DeutschlandTartuffel - und später - Kartoffel genannt. Gräberfunde in Südamerikabelegen, dass tartufolo bereits vor 8000 Jahren durch Indianer derHochanden angebaut wurde. Dort gab es bereits zahlreiche Sorten undeine Trockenreserve.

1588 kam die Kartoffel schließlich über den Botaniker Clusius nachDeutschland. Er pflanzte die Knolle im botanischen Garten inFrankfurt am Main ein. Zunächst richtete sich das Interesse aber nurauf die Blüte: Die Kartoffel wurde anfangs als Zierpflanze infürstlichen Lustgärten verwendet.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts avancierte die Kartoffel zu einerDelikatesse und wurde am Hofe von Ludwig XIV. in Paris besondersgeschätzt. Heute gibt es nach Freidels Angaben weltweit 6000verschiedene Sorten, davon 150 in Deutschland. Wichtig istKartoffelliebhaber Freidel, dass möglichst viele Schulklassen insMuseum kommen. «Die Kultur darf nicht verloren gehen, sonst denkendie Kinder irgendwann, dass Pommes frites auf Bäumen wachsen.»