Kinostart: 9. August Kinostart: 9. August: «Angel - Ein Leben wie im Traum»

München/dpa. - «Angel -Ein Leben wie im Traum» heißt sein Porträt des jungen Provinz-Mädchens Angel Deverell, das um 1910 dank seiner überbordendenFantasie gleichsam über Nacht zur gefeierten Schriftstellerin vonLiebesromanen wird. Opulent ausgestattet mit prächtigen Häusern undKostümen taucht der Film voll ein in Angels anstrengende rosaroteWelt aus Liebe, Lust und Leidenschaft. Bei so viel Kitsch erinnertOzons erstes englischsprachiges Werk an einen Berg zuckersüßerPralinen, der einem schon nach ein paar Bissen Zahnschmerzenbereitet. Am 9. August kommt der Film ins Kino.
Angel Deverell stammt eigentlich aus kleinen Verhältnissen. IhreMutter schuftet im Gemüseladen und hat wenig Verständnis für dieFantastereien ihrer Tochter, die sich zu Höherem berufen fühlt undunentwegt Romane schreibt. Schon als Schülerin träumt sie sich in dieWelt der Schönen und Reichen und stellt sich vor, dass sie inWirklichkeit die uneheliche Tochter eines Adligen ist. Als Angelschließlich ihren Durchbruch als Schriftstellerin hat, kann sie sichdas Leben ermöglichen, dass sie bislang nur in ihren Träumen undRomanen führen konnte. Sie kauft sich einen Landsitz, lässt sich inwunderschönen Kleidern feiern und heiratet den gut aussehenden abererfolglosen Maler Esmé. Seine farblose Schwester Nora wird ihre treueFreundin. Doch dann bricht der Erste Weltkrieg aus und bringt auchfür Angels Luxus-Leben einschneidende Veränderungen.
Die junge britische Schauspielerin Romola Garai spielt die völligüberspannte Angel, die in allem nur sich selbst sieht. «Eine Figur zuspielen, die ein bisschen verrückt ist, deren Emotionen ständigüberkochen, erfordert viel Energie», beschreibt Garai ihre Rolle.«Sie hält sich einen Hofstaat, der ihr fortwährend bestätigt, wiewundervoll sie ist, aber jeder weiß, dass das nicht stimmt.» Teildieses Hofstaates ist auch Esmé (Michael Fassbender), der alsverkannter Künstler die schöne Angel anfangs gnadenlos auf ihreSchwächen hinweist, dann aber doch weich wird und den luxuriösenLandsitz seinem ärmlichen Dachatelier vorzieht.
Was den Film schwierig macht, ist die Tatsache, dass man sich alsZuschauer für Angel nie so recht erwärmen kann. Ihre Figur bleibt ander Oberfläche. Zu sehr ist sie in ihrer Selbstherrlichkeit und ihrerkindischen Trotzigkeit gefangen. Sympathischer erscheint da schoneher die mausgraue Nora (Lucy Russell), die die anstrengenden Launenihrer Freundin mit Engelsgeduld erträgt. In der Buchvorlage derbritischen Schriftstellerin Elizabeth Taylor (1912-1975) war AngelsCharakter wohl noch um einiges unleidlicher: Sie sei darin oft alsgrotesk, bizarr und unattraktiv beschrieben worden, erklärt Ozon, derihre Eigenheiten deshalb entsprechend abmilderte.
Am Kitsch hat Ozon dagegen nicht gespart: Gefühlvolle Musik,süßliche Dialoge und Angels erster Kuss mit Esmé im strömenden Regen- natürlich unterm Regenbogen. Das alles lässt den Film mitunter wieeine Persiflage auf Liebesromanzen erscheinen, die aber nichtkonsequent durchgehalten wurde. Etwas mehr Übertreibung undZuspitzung hätte dem Werk deshalb sicher gut getan.
