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Kinostart: 8. Dezember Kinostart: 8. Dezember: «Die Chroniken von Narnia»

Von Patrick T. Neumann 01.12.2005, 15:00
Filmszene aus «Die Chroniken von Narnia». (Foto: ag)
Filmszene aus «Die Chroniken von Narnia». (Foto: ag) ©DISNEY ENTERPRISES, INC. & WALDEN MEDIA. ALL RIGHTS RESERVED. APPROVED FOR PUBLICITY USE ONLY.

London/dpa. - Ein fantastisches Filmmärchen soll diesesWeihnachten die Nachfolge der «Herr der Ringe»-Trilogie antreten unddie Kinokassen klingeln lassen. Mit der Verfilmung des englischenKinderbuchklassikers «Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia»will Disney an glorreiche Filmzeiten anknüpfen und eine eigeneumsatzträchtige und langlebige Fantasy-Reihe ins Leben rufen.

Immerhin hat der englische Autor C.S. Lewis vor über 50 Jahren mitseinen Narnia-Chroniken eine siebenbändige Saga geschaffen, die jedesSchulkind in Großbritannien gelesen hat. Die erste Verfilmung, dieauf den zweiten und erfolgreichsten Buchtitel «The lion, the witchand the wardrobe» (95 Millionen Weltauflage) zurückgeht, spart dennauch nicht mit Superlativen: Bis zu 130 Millionen Euro soll dieProduktion gekostet haben, und für die sehenswerten Effekte wurdenOscar gekrönte Experten wie George Lucas' Firma Industrial Light& Magic und die Ringe-Spezialisten gewonnen.

Dabei ist der Film um die Abenteuer von vier Geschwistern imSagenreich Narnia erfrischend kindlich und märchenhaft. Peter, Suse,Edmund und Lucy Pevensie werden vor den deutschen Bombenangriffen aufLondon aufs Land gebracht. Dort entdecken sie einen geheimnisvollenSchrank, durch den sie nach Narnia kommen, wo seit über 100 Jahrendie böse weiße Hexe (Tilda Swinton) in ewigem Winter herrscht. Siesind Teil einer uralten Prophezeiung: Vier Kinder werden kommen, umNarnia vom Fluch der Hexe zu befreien, so dass der gute König Aslan -ein mächtiger, sprechender Löwe - auf den Thron zurückkehren kann.

Vieles an der Geschichte von Lewis erinnert an den biblischenKampf zwischen Gut und Böse, und er verschleiert kaum die Parallelen,indem er Aslan als vergebenden Christus porträtiert, der von denToten aufersteht. So bewirbt Disney denn auch bei den US-Kirchen seinMärchen offensiv als christliche Parabel - und die sind nur zu gerndarauf angesprungen, haben Tickets, Bücher und Material geordert.

Doch ist Narnia vor allem ein schönes Weihnachtsmärchen: Elterndürften sich unweigerlich an die Verfilmungen von Andersens «DieSchneekönigin» erinnert fühlen. Auch die gemächliche Erzählung, diesich intensiv der kindlichen Charaktere widmet, legt nahe, dass essich um einen Festtags-Familienfilm handelt, den Eltern ihrer Kinderzuliebe besuchen - und nicht um ein Fantasy-Abenteuer für Erwachsene.

Dennoch können sich die Actionszenen und Spezialeffekte sehenlassen und müssen keinen Vergleich scheuen. Die 23 verschiedenenSpezies, von Minotauren bis zu Zyklopen, sind häufig eine Mischungaus mannsgroßen Puppen und am Computer generierten Effekten - undwirken so natürlicher und echter als viele andere reineCyberkreaturen. Die entscheidende Schlacht zwischen Aslans Truppenund den Horden der Hexe kommt in bester Ringe-Manier daher, auch wenn«Shrek»-Regisseur Andrew Adamson bei seinem ersten Real-Spielfilmnicht versucht hat, zu kopieren. Es fließt kaum Blut und dieGrausamkeiten wurden auf kindgerechtes Maß reduziert.

Der Film ist eben nicht zuletzt ein sauber durchkomponiertesDisney-Werk, das die Kinosäle ganz sicher mit Kinderscharen füllenwird. Doch einen weltumspannenden Hype wie seine Fantasy-Vorbilderwird er wohl eher nicht auslösen. Während Tolkiens Ringe-Trilogiebereits seit Jahrzehnten Kult ist und Rowlings Harry-Potter-Seriebinnen weniger Jahre alle Bestseller-Rekorde schlug, ist Lewis'Narnia-Saga zuallererst ein 50 Jahre altes Märchen für Kinder.

Die Weltpremiere in London wird vermutlich noch größeres Tam-Tamhervorrufen als die von «Harry Potter IV» vor einigen Wochen:Sogar Prinz Charles und Ehefrau Camilla haben sich angesagt.Die Vermarktung läuft bereits auf Hochtouren: Schon seit Wochenlächeln die Narnia-Helden von Frühstücks- und Waschmittelpackungen,von Fast-Food-Menüs und Joghurtbechern. Das ließ auch die nochjungen, eher unerfahrenen Schauspieler nicht kalt, wie die 16-jährigeAnna Popplewell (Suse) bereitwillig zugab: «Es war schon komisch, alsich mir das erste Mal selbst von einer Frühstücks-Packungentgegenblickte.»