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Kinostart 7. Oktober Kinostart 7. Oktober: «Konferenz der Tiere»

Von Oliver Zimmermann 05.10.2010, 07:54
Löwe Sokrates und Erdmännchen Billy in einer Szene aus dem Trickfilm «Konferenz der Tiere» von Holger Tappe und Reinhard Klooss. (FOTO: DAPD)
Löwe Sokrates und Erdmännchen Billy in einer Szene aus dem Trickfilm «Konferenz der Tiere» von Holger Tappe und Reinhard Klooss. (FOTO: DAPD) dapd

Berlin/dapd. - So kann es nichtweitergehen. Der lästige Zweibeiner muss endlich in seine Schrankenverwiesen werden. Um dazu die notwendigen Pläne zu entwickeln,berufen die Wüstenbewohner eine große Konferenz ein, zu der sieTiere aus allen Winkeln der Erde bestellen.

Der Schriftsteller Erich Kästner verfasste seine berühmte Fabel«Konferenz der Tiere» unter dem frischen Eindruck des ZweitenWeltkriegs. In seinem Buch von 1949 geht es um die Frage nach Kriegund Frieden. Der nicht minder bekannte Zeichentrickfilm von 1969,der aus der Buchvorlage hervorging, bläst ins identische Horn. Imersten deutschen 3D-Animationsfilm, der sich ebenfalls «Konferenzder Tiere» nennt, ist von dem Grundthema hingegen nicht mehr vielübrig geblieben. Außer, dass der Mensch erneut zum Sündenbockabgestempelt wird. Die titelgebende Konferenz ist dennoch bloß einvager Anker. Vom Krieg spricht in diesem Streifen niemand mehr. Esgeht stattdessen um einen korrekten Umgang mit der Natur sowie umden drohenden Klimakollaps. Doch auch das ist eher nebensächlich.

Der Film verfolgt in Wahrheit ein ganz anderes Ziel: Mitglänzender Optik, flüssigen 3D-Animationen und flotten Sprüchen solldie klaffende Lücke zur US-amerikanischen Konkurrenz geschlossenwerden. Nicht Kästners Vorlage, sondern Werke wie «Ice Age» und«Madagascar» sind die wahren Vorbilder dieses kunterbuntenStreifens. Die optische Nähe ist unverkennbar. Zumal einige derTiere in Gestik und Mimik wie kleine Klone wirken.

Die deutsche Variante bloß als «Ice Age» auf Saharasand zubetrachten, wäre dennoch verkehrt. «Konferenz der Tiere» ist einfröhliches und frisches Werk, das über neunzig Minuten vergnüglicheUnterhaltung bietet. Da wird mit Hyänenkot Golf gespielt, Elefantenalbern frisiert und auf dem Rücken von Piranhas Wasserballettgetanzt.

Dass nicht alle Gags zünden wollen, lässt sich verschmerzen.Dafür entschädigen ordentliche 3D-Effekte. Darüber hinaus konntenmit Ralf Schmitz, Thomas Fritsch, Christoph Maria Herbst und BastianPastewka illustre Sprecher ins Synchronstudio gelockt werden.

«Konferenz der Tiere» ist somit eine Empfehlung für alle großenund kleinen Trickfilmfreunde. Die amerikanische Konkurrenz bleibtdennoch federführend. Die Entwicklung des deutschen Animationsfilmsgeht aber zumindest in die richtige Richtung.

(«Konferenz der Tiere», Trickfilm, Deutschland 2010, 93 Minuten,FSK: ohne Altersbeschränkung, Regie: Reinhard Klooss, Holger Tappe,Stimmen: Ralf Schmitz, Thomas Fritsch, Christoph Maria Herbst,Bastian Pastewka u.a.)