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Kinostart: 7. Mai Kinostart: 7. Mai: «Der Junge im gestreiften Pyjama»

Von Aliki Nassoufis 30.04.2009, 09:55
KZ-Häftling Shmuel (Jack Scanlon) sitzt in einer Filmszene aus «Der Junge im gestreiften Pyjama» am Stacheldrahtzaun eines Konzentrationslagers. Trotz aller Umstände freundet sich der Achtjährige mit dem Sohn eines Nazi-Offiziers an, den er immer wieder am Zaun trifft. (FOTO: DPA)
KZ-Häftling Shmuel (Jack Scanlon) sitzt in einer Filmszene aus «Der Junge im gestreiften Pyjama» am Stacheldrahtzaun eines Konzentrationslagers. Trotz aller Umstände freundet sich der Achtjährige mit dem Sohn eines Nazi-Offiziers an, den er immer wieder am Zaun trifft. (FOTO: DPA) Miramax Film

Berlin/dpa. - Der britische Regisseur Marc Herman («Little Voice»,«Brassed Off - Mit Pauken und Trompeten») versucht es in «Der Jungeim gestreiften Pyjama» nun mit einem ungewöhnlichen Ansatz: Er nähertsich dem Thema aus Sicht eines achtjährigen Jungen. Doch dieRomanadaption wurde bereits von zahlreichen englischsprachigen Medien- darunter der «New York Times» - heftig kritisiert. Der Film seiverkitscht, erschreckend unrealistisch und verharmlosend.

Im Mittelpunkt von «Der Junge im gestreiften Pyjama» steht derachtjährige Bruno (Asa Butterfield). Als sein Vater (David Thewlisaus «Harry Potter und der Orden des Phönix») - ein ranghoherNazioffizier - befördert wird, muss die Familie von Berlin aufs Landumziehen. Dort langweilt sich Bruno schrecklich. Es gibt keinedirekten Nachbarn, geschweige denn andere Kinder. Außerdem darf Brunozum Spielen nicht das Grundstück des elterlichen Hauses verlassen.Allerdings kann er von seinem Fenster aus in der Ferne mehrere Hüttensehen. Doch dort wohnen nach Aussage der Eltern nur seltsame Bauern,zu denen Bruno keinen Kontakt haben darf.

Eines Tages allerdings gelingt es dem Jungen, aus dem Hausauszubüxen und zum Lager der vermeintlichen Bauern zu laufen. Dorttrifft Bruno auf den achtjährigen jüdischen Jungen Schmuel. Der sitztzu Brunos Verwunderung hinter einem Stacheldrahtzaun und trägt stetseinen gestreiften Pyjama. Die beiden Jungen freunden sich an, treffensich immer wieder heimlich auf ihren jeweiligen Seiten des Zauns -bis es am Ende schließlich zur Katastrophe kommt.

Mit seiner kindlichen Erzählperspektive erinnert «Der Junge imgestreiften Pyjama» ein wenig an Roberto Benignis oscarprämiertesWerk «Das Leben ist schön», in dem sich der Italiener dem Holocaustauf spielerische Weise näherte, um seinen Sohn in dem KZ vor demGrauen zu schützen. Basierend auf dem erfolgreichen Roman von JohnBoyne tastet sich auch der Zuschauer in «Der Junge im gestreiftenPyjama» langsam an die Hintergründe des Lagers auf dem Land an. Dochwährend das Buch durch die ahnungslose Erzählweise eines Jungenäußerst beklemmend wirkt, hakt der Film bei genau dieser Umsetzung.

Denn eigentlich will auch er durch eine eher subtile Erzählweisedie kindliche Perspektive einnehmen. Doch die erwachsenen Zuschauerwissen schon bald, was Bruno da aus der Ferne beobachtet und welcherHorror sich beispielsweise hinter den qualmenden Schornsteinenverbirgt. Für die meisten jüngeren Zuschauer hingegen scheint derFilm kaum geeignet. Vor allem die überraschende und dramatischeSchlussszene würde viele junge Jugendliche sicherlich schockieren.

Hinzu kommt, dass «Der Junge im gestreiften Pyjama» zwar eineFabel sein will, dabei aber nicht symbolhaft wirkt, sondern sich inseinen Bildern äußerst konkret am Holocaust orientiert. Dabei sindeinige Szenen jedoch ziemlich unglaubwürdig. Besonders der Zaun rundum das Lager erscheint mehr wie ein einfacher - wenn auch hoher -Stacheldrahtzaun als eine hermetisch abriegelnde und strengüberwachte Begrenzung.

Wieso können sich Bruno und Schmuel immer wieder ungestört an demZaun treffen, Essen zustecken und irgendwann sogar einen Tunnelbuddeln? Genau diese Darstellung führte in mehreren US-Medien bereitszu einem Aufschrei. Zu Recht. Denn auch wenn «Der Junge im Pyjama»eine Fabel aus Kindersicht und keine Dokumentation sein will, so darfer trotzdem nicht so verharmlosend sein.

KZ-Häftling Shmuel (Jack Scanlon,li.) und Bruno (Asa Butterfield,re.), der Sohn eines Nazi-Offiziers treffen sich in einer Szene des Films «Der Junge im gestreiften Pyjama» am Stacheldrahtzaun eines Konzentrationslagers. Trotz aller Umstände freunden sich die beiden Achtjährigen an. (FOTO: DPA)
KZ-Häftling Shmuel (Jack Scanlon,li.) und Bruno (Asa Butterfield,re.), der Sohn eines Nazi-Offiziers treffen sich in einer Szene des Films «Der Junge im gestreiften Pyjama» am Stacheldrahtzaun eines Konzentrationslagers. Trotz aller Umstände freunden sich die beiden Achtjährigen an. (FOTO: DPA)
Miramax Film