1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Kinostart: 6. März 2003: Kinostart: 6. März 2003: «Frida»

Kinostart: 6. März 2003 Kinostart: 6. März 2003: «Frida»

Von Peer Meinert 02.03.2003, 18:15
Salma Hayek in der Rolle der Malerin Frida Kahlo, die in dieser Szene ihre Schwester Cristina malt. (Foto: dpa)
Salma Hayek in der Rolle der Malerin Frida Kahlo, die in dieser Szene ihre Schwester Cristina malt. (Foto: dpa) Buena Vista

Rom/dpa. - Kein Wunder, dass sich Madonna und JenniferLopez für die Rolle interessierten. Bekommen hat sie aber Salma Hayek- und das ist gut so. Die 36-Jährige ist der Hauptgrund, dass «Frida»nicht zur bloßen «fiesta mexicana» abrutscht. In den USA ist der Filmein Blockbuster. Am 6. März kommt er in deutsche Kinos - sehenswertist er.

«Einen Historienfilm über eine verkrüppelte, bisexuelle,kommunistische Malerin», nannte die bildhübsche Mexikanerin SalmaHayek den Streifen. In dem Film sieht sie der echten Frida Kahlosogar ähnlich: Dunkler Teint, dunkle Augen, und bei allem Liebreizein Anflug herber Männlichkeit. Zu den schönsten und witzigstenSzenen gehört es denn auch, wenn sich die strenge Schöne verlangendund provokant dem gleichen Geschlecht nähert.

«Die Leute sehen in der Kahlo immer nur die gemarterte Künstlerin,eine von Pfeilen durchbohrte Heilige», meint Regisseurin JulieTaymor. «Was mich aber interessiert, das ist ihr Humor, ihrefreizügig gelebte Sexualität, die kompromisslose Direktheit ihresWesens.» Nebenbei ließ sich die Regisseurin ein paar Trickseinfallen, um die surrealistischen Bilder der Kahlo zum Leben zuerwecken.

Frida Kahlo war die Tochter eines aus Baden-Baden nach Mexico-Cityausgewanderten deutschen Juden. Mit 18 hat sie einen Autounfall,überlebt schwer verletzt, über Monate muss sie in Gipsbetten undStreckverbände, lernt unter Qualen wieder zu laufen. Und sie lerntdie Malerei. Fortan begleiten sie zwar Stahlkorsetts und körperlicheSchmerzen durchs Leben - aber ihr Lebenshunger bleibt bestehen. Durchdie Malerei gibt sie den Blick auf ihre Wunden frei, auf ihrengeschundenen Körper und ihre geschundene Seele. «Der Leichnam lebtnoch», sind die ersten Worte, die Frida im Film spricht.

Zweiter Schicksalschlag ist die Begegnung mit dem gefeiertenkommunistischen Wandmaler Diego Rivera (Alfred Molina). Der ist 20Jahre älter als sie, fettleibig, egozentrisch, ein Macho und einFrauenheld. «Ich hatte in meinem Leben zwei Unfälle», sagt Frida,«einen Autounfall und Diego Rivera». Der Hüne wird zum Förderer,Mentor - und Ehemann. Das Paar verspricht sich übrigens nicht ewigeLiebe, sondern Loyalität. Fridas Leiden ist schon von Beginn anangelegt, später betrügt Diego sie sogar mit ihrer eigenen Schwester,das Paar wird geschieden, heiratet aber wieder.

Das ist Stoff für «große Gefühlsästhetik», wie ein Kritiker spitzbemerkt. Natürlich bewältigt Hollywood das Thema auf seine Weise:Sehr bunt, mit viel Geigen und viel Tequila. Es gibt Kneipenszenensamt Prügelei, die doch gleich wieder in muntere Singerei übergehen.Mexikaner sind eben leidenschaftlich. «Wem die Farben zu bunt sind,der war halt noch nicht in Mexiko», spottet ein Kritiker. «Ansonstenaber spürt man deutlich, dass die Regisseurin mit ihrer Freude anbunten Stoffen, Rattanmöbeln und Kakteen einmal Kostümbilderin war.»

Gegen Ende erscheint Frida immer mehr in ihren Bildern. «Ich neckeden Tod und lache ihn aus», sagt sie. Sie hängt Skelette ausPappmaché über ihr Himmelbett. Sie malt ihren eigenen aufgerissenKörper, in deren Mitte statt einer Wirbelsäule eine in 100 Stückenzerborstene klassische Säule zu sehen ist. In einer der schönstenSzenen des Films legt sich der Vorzeige-Maler, Salon-Sozialist undEgomane Diego, nun auch schon etwas in die Jahre gekommen, still undliebend neben die Todkranke. Solche Szenen gelingen in Hollywood.