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Kinostart: 28. April Kinostart: 28. April: «Max und Moritz Reloaded»

Von Annett Klimpel 21.04.2005, 13:45
Szene aus dem Film "Max und Moritz Reloaded" mit Willi Gerk (r) und Kai-Michael Müller (l), der am 28.04.2005 in den deutschen Kinos anläuft. Im Remake des Wilhelm Busch Klassikers werden die beiden Lausbuben Max und Moritz aus Erziehungsgründen in ein Militärcamp nach Ostdeutschland verschickt, wo sie unter Anleitung der schwulen Ex-NVA-Offiziere Axel (Sebastian Krummbiegel) und Henry (Toni Krahl) Gehorsam lernen sollen. Der wird ihnen aber erst von dem Luden und Mörder Hanne (Ben Becker) beigebracht. (Foto: dpa)
Szene aus dem Film "Max und Moritz Reloaded" mit Willi Gerk (r) und Kai-Michael Müller (l), der am 28.04.2005 in den deutschen Kinos anläuft. Im Remake des Wilhelm Busch Klassikers werden die beiden Lausbuben Max und Moritz aus Erziehungsgründen in ein Militärcamp nach Ostdeutschland verschickt, wo sie unter Anleitung der schwulen Ex-NVA-Offiziere Axel (Sebastian Krummbiegel) und Henry (Toni Krahl) Gehorsam lernen sollen. Der wird ihnen aber erst von dem Luden und Mörder Hanne (Ben Becker) beigebracht. (Foto: dpa) Kinowelt

Berlin/dpa. - Max (Willi Gerk) und Moritz (Kai Michael Müller) sind inschwierigen Verhältnissen aufgewachsen und haben es faustdick hinterden Ohren. Während ihre Mutter Rita (Katy Karrenbauer, «HinterGittern») zwischen Vollrausch und Sexbekanntschaften pendelt, machensich die Halbbrüder als Kleinkriminelle ein schönes Leben. Als diebeiden allerdings mit Senatorentöchtern im Schlepptau ein Auto zuSchrott fahren, kann sie nicht einmal die engelsgleicheSozialarbeiterin Paula (Franziska Petri) vor Strafe bewahren. DieMissetäter werden nach Thüringen in ein Erziehungslager zweierehemaliger NVA-Soldaten abgeschoben - mit zweifelhaftem Erfolg.

«Der Film ist eine Satire, aber alles andere als eine deutscheKomödie. Ich bin mir sicher, dass er bei manchen Moralwächtern füreinen Aufschrei sorgen wird», sagt Prinzen-Sänger SebastianKrumbiegel über den Streifen. Er und Ostrock-Urgestein Toni Krahl(City) haben in der schrillen Anarcho-Komödie als schwule NVA-Soldaten ihren ersten großen Kinoauftritt. Auch aufs Singenverzichtet das Duo dabei nicht. Krumbiegel präsentiert mit «Zucht undOrdnung» und «Es war nicht alles schlecht» gar zwei neue Titel.

Trotz gesanglicher Höchstleistungen und einer Füllesozialistischen Ideenguts versagt das schwule NVA-Duo als Bootcamp-Erzieher total. Max und Moritz erfinden auch im «wilden Osten»reihenweise bitterböse Streiche. Erst der Lude Hanne - köstlichgespielt von einem kaum wieder zu erkennenden Ben Becker - gebietetdem Rowdytum Einhalt. Und auch im Film passen die Zeilen aus WilhelmBuschs Werk: «Aber wehe, wehe, wehe! Wenn ich auf das Ende sehe!»

Ein harmlos-lustiges Familienfilmchen ist «Max und MoritzReloaded» nicht. Mit Gewalt im Allgemeinen und gegen Kinder imBesonderen haben Regisseur und Protagonisten ebenso wenig ein Problemwie mit Witzen über Schwule und Prostitution, Sozialismus undostdeutsche Befindlichkeiten sowie Waffengewalt und sexuelleHandlungen Minderjähriger.

Stellenweise wird der 87 Minuten lange Streifen fast zum Musical:Toni Krahl singt «Bummiland», Katy Karrenbauer eine Metal-Version von«House of the Rising Sun», Puffpapi Ben Becker «Kann den Liebe Sündesein» und Franziska Petri eine eigene Version des Folkklassikers«Morning Has Broken».

Nicht jeder Kinogänger wird den skurrilen und derben Mix gut odergar lustig finden, der nach einem Drehbuch von Eckhard Theophil(«Männerpension») entstanden ist. Das freche Werk ergibt nichtwirklich einen Sinn und ist mitunter ziemlich grausam - es ist aberauch erfrischend anders und oft richtig witzig. Wilhelm Buschzumindest hätte an dem Werk wahrscheinlich seine Freude: Der Autorund Zeichner, der in diesem Jahr 173 Jahre alt geworden wäre, waralles andere als ein Freund zaghafter Ausdrucksweisen.