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Kinostart 27. Mai Kinostart 27. Mai: «The Crazies»

Von Anna Grillet 20.05.2010, 07:07

Hamburg/dpa. - Wenig später zündetein Familienvater sein Haus an, bringt Frau und Kinder um. SheriffDavid Dutton (Timothy Olyphant) beginnt zu begreifen, dass zwischenden grausamen Vorfällen ein Zusammenhang besteht. «The Crazies -Fürchte Deinen Nächsten» von US-Regisseur Breck Eisner ist nicht nurein perfekt inszenierter Horrorfilm, sondern auch ein beängstigenderwie spannender Psycho-Thriller zum Thema Gewalteskalation.

Der Sheriff und sein Deputy Russel Clank (Joe Anderson) entdecken,dass ein größeres Flugzeug in einen nahe gelegenen See abgestürztist, die Maschine wurde nie als vermisst gemeldet. Jäger finden inden Sümpfen die Leiche des Piloten, er trägt eine Armeeuniform. DasRemake der 1973 gedrehten gleichnamigen Low-Budget-Produktion vonGeorge A. Romero schildert, wie die Einwohner durch das mitexperimentellen Biowaffen verseuchte Trinkwasser mit einem tödlichenVirus infiziert werden, der sie in den Wahnsinn treibt und zu Killernmacht.

Romero ist dieses Mal ausführender Produzent. Sein Film damalshatte deutliche Bezüge zum Vietnamkrieg. In enger Zusammenarbeit mitRegisseur Eisner («Sahara») schrieben die Autoren Scott Kosar(Amityville, 2005) und Ray Wright die neue Drehbuchversion. DieEreignisse jener Tage werden im Gegensatz zur Vorlage aus den 1970ernnur aus der Perspektive der beiden Protagonisten, des Sheriffs undseiner schwangeren Ehefrau Judy (Rhada Mitchell), erzählt, was dieIdentifikation des Zuschauers mit den Betroffenen verstärkt und dieDramatik erhöht.

Der Virus wirkt bei jedem Menschen anders. Hass, Wut,Gewaltbereitschaft manifestieren sich in den verschiedensten Formen.Das macht «The Crazies» so realistisch - und die einst braven, aberjetzt blutrünstigen Bürger so unberechenbar. Die Seuche greift weiterums sich. Keiner weiß, wer infiziert ist oder nicht, jeder misstrautdem Nächsten, aber auch sich selbst. Jedes unbedachte Wort, jedeGeste bekommt eine unheilvolle Bedeutung.

Das Militär greift ein, Hubschrauber umkreisen die Stadt, sperrendie Zufahrtswege ab, der Lärm ist ohrenbetäubend. Panik und Hysteriebreiten sich aus. Fernsehen, Telefon, Radio, nichts funktioniertmehr, die Bevölkerung ist von der Außenwelt abgeschlossen. In einemGroßeinsatz der Nationalgarde werden alle Bewohner ins örtlicheStadion getrieben. Die Menschen versuchen zu fliehen. Die erstenSchüsse fallen. Die Straßen brennen. Diese Szenen gehören zu denerschütterndsten, weil sie so wenig an typischen Horrorthrillererinnern, sondern eher an Kriegseinsätze, Rassenverfolgungen, blutigeAufstände, Amokläufe und Katastrophen wie Hurrikan Katrina.

Was in dem kleinen Städtchen bis dahin nur Schlagzeile in derZeitung war, hier geschieht es und wird zum Endzeitszenario. AuchDavid Duttons Frau Judy wird, obwohl sie nicht infiziert ist,abgeführt und in einem Quarantäne-Zeltlager festgehalten. Der Sheriffversucht alles um sie zu befreien.

Dem Regisseur ist ein atmosphärisch beeindruckendes Psychogrammvon Wahnsinn und Gewalt gelungen, das zwar bewusst mit den Elementender Horrorthrillers arbeitet, doch Fotografie (Maxime Alexandre) undschauspielerische Leistungen liegen weit über dem Niveau des Genres.Trotzdem ist der Film nichts für Zartbesaitete, gerade dieAuthentizität des Schreckens lässt die Spannung manchmal unerträglichwerden, wenn auch jeder Angriff der Crazies ästhetisch durchgestyltist.