Kinostart 27. August Kinostart 27. August: «The Brothers Bloom»

Berlin/dpa. - Im Fall derskurrilen Komödie «The Brothers Bloom» gibt es noch einen drittenBeteiligten: Der Zuschauer hat seine helle Freude. Die beiden BrüderBloom erschwindeln sich als Waisenkinder das Taschengeld ihrerKlassenkameraden, die sie auf Schatzsuche schicken und dafürabkassieren. Später täuschen sie dramatische Showdowns vor undergaunern Geld. Der 35-jährige US-Regisseur Rian Johnson bekam mitdem Gangsterfilm «Brick» (2005) zahlreiche Preise bei Independent-Festivals. Nun legt Johnson, der das Drehbuch schrieb und Regieführte, sein zweites Hollywood-Werk vor. Dabei beweist er großesTalent.
Das Genre der sogenannten «Con-Movies» (Trickbetrüger-Filme) lebtvon der Unsicherheit des Zuschauers, der dem Erzählten nie trauenkann. Das argentinische «Nine Queens» - als «Matchstick Men» späterein mäßiges US-Remake - führte den Zuschauer auf doppelten unddreifachen Boden, der nie stabil war. «The Brothers Bloom» folgtdenselben Mechanismen, doch ist das ganze in seiner humorvollenGewichtung eher eine Persiflage auf die «Con-Movies».
Die überzeichneten Figuren und anarchisch-unkonventionellen Bildererinnern an die Werke von Wes Anderson («Die Royal Tenenbaums»,«Darjeeling Limited»). Ein Schloss explodiert auf Knopfdruck, einKamel betrinkt sich mit Wodka, und zwielichtige Figuren feiernexzessive Feste. Es ist die derbe Lausbubengeschichte von zwei ewigenKindern, die mit immer neuen Masken dem Erwachsensein entkommenwollen. Vor lauter Lügen haben sie beim Thema Wahrheit den Durchblickverloren. Als die naive, exzentrische Multimillionärin Penelope aufder Bildfläche erscheint, droht die fragile familiäre Zweisamkeiteinzustürzen.
Das Hauptdarsteller-Trio ist mit den beiden Oscar-Gewinnern AdrienBrody («Der Pianist») und Rachel Weisz («Der ewige Gärtner») sowieMark Ruffalo («Ein einziger Augenblick») ein Glücksgriff. Den Dreienist die Lust an der fast schon surrealen Story fern jeglicherFigurenklischees anzumerken. Im deutlichen Gegensatz der beidenBrüder - der eine gerissen und skrupellos, der andere zaghaft undmelancholisch - hat es sich der Autor Johnson allerdings etwaseinfach gemacht. Eine stumme Japanerin, die ihren Gefühlen nur mitfunkelnder Mimik Luft machen kann, erscheint etwas zu viel derskurrilen Einfälle. Maximilian Schell mimt einen undurchsichtigenrussischen Gegenspieler.
«Brick» war ein anspruchsvoll verschachtelter Neo-Noir-Thrillerüber Drogendealer an einer High School. In «The Brothers Bloom»gelingt Johnson ein Exkurs in heitere Gefilde. In seinem drittenFilm, der für 2010 angekündigte düstere Science-Fiction-Streifen«Looper», erzählt Johnson von Auftragsmördern und ihren Opfern.Johnson will sich offenbar auf keinen Fall auf ein Genre festlegen -und erweist sich auch damit als vielversprechender junger Hollywood-Regisseur.