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Kinostart: 26. April Kinostart: 26. April: «Der Fluch der goldenen Blume»

Von Johannes von der Gathen 19.04.2007, 09:58
Im Film «Der Fluch der goldenen Blume» stehen die Königin (Gong Li, l.) und der König (Chow Yun Fat) nebeneinander. Der Film erzählt eine Geschichte von Hass, Machtkämpfen und Intrigen an einem Königshof während der Tang-Dynastie (1000 n. Chr.). (Foto: dpa)
Im Film «Der Fluch der goldenen Blume» stehen die Königin (Gong Li, l.) und der König (Chow Yun Fat) nebeneinander. Der Film erzählt eine Geschichte von Hass, Machtkämpfen und Intrigen an einem Königshof während der Tang-Dynastie (1000 n. Chr.). (Foto: dpa) tobis film

Hamburg/dpa. - Der laut Eigenwerbung «teuerste chinesische Filmaller Zeiten» wird bevölkert von Hundertschaften von Dienern, die durch die endlosen, kostbar ausgeschmückten Gänge eines gigantischenKaiserpalastes hetzen. Gold und Brokat, wohin man blickt.

Zugegeben, die Schauwerte des visuell überwältigenden Cinemascope-Dramas, das während der Tang-Dynastie (um 1000 n. Chr.) spielt, sindenorm - aber hinter den prächtig vergoldeten Kammern, bemaltenTapeten, vielfarbigen Fächern und maßlos leuchtenden Chrysanthemenverbirgt sich ein seltsam lebloses Historienspektakel, das sichprimär in rein optischer Brillanz erschöpft.

Dabei wagt sich Zhang Yimou an ein gewaltiges Familiendrama, wieman es sonst nur von Shakespeare kennt. Im Zentrum der Machtresidiert der dämonische Kaiser (Chow Yun-Fat) und spinnt wie einTodesengel seine grausamen Intrigen. Er lässt seine ungeliebte, durcheine Vernunftehe mit ihm verbundene zweite Ehefrau (Gong Li) vondevoten Dienern langsam vergiften. Die Kaiserin wiederum hat einVerhältnis mit ihrem Stiefsohn und plant den Umsturz, während zweijüngere Söhne eigene Komplotte aushecken. Die vermeintlichverstorbene, erste Frau des Kaisers vervollständigt das düstereDrama, aus dem es kein Entrinnen gibt. Gefangen im Netz der Zeremonieund eingesperrt in einen goldenen Käfig wirken alle Figuren wieRädchen in einer tödlichen Maschine.

In dieser Konstellation ergeben sich reichlich Gelegenheiten fürrasante Schwertkämpfe und detailliert choreografierteSchlachtengemälde. Ninja-Kämpfer fliegen schwerelos durch malerischeGebirgsschluchten, an der Entscheidungsschlacht am Fest derChrysanthemen haben rund tausend Statisten mitgewirkt, Soldaten derchinesischen Volksarmee, wie das Presseheft hervorhebt.

Im Korsett dieser theatralischen, eher statischen Inszenierungbleibt selbst eine sonst so faszinierende und starke Schauspielerinwie Gong Li als Kaiserin blass. Vielleicht lag es ja daran, dass siean jedem Drehtag vier Stunden lang in der Maske verbringen musste,bis Garderobe, Make-up und Frisur hergerichtet waren. Mehr Schein alsSein, das ist der Fluch, dem dieser Film nicht entkommt.

Für Zhang Yimou war es ein weiter Weg bis zu diesem pompösenHistorienschinken. Der 1950 geborene Regisseur galt lange Zeit alsChinas mutigster Autorenfilmer. Seine frühen Werke wie «RotesKornfeld» (1987), «Judou» (1990), «Rote Laterne» (1991) oder «DieGeschichte der Qui Ju» (1992) fielen im Reich der Mitte fast immerder Zensur zum Opfer und durften nur im Ausland gezeigt werden.

In diesen bedrückenden Parabeln über Autorität und Willkür verbargsich immer ein anklagendes Moment. Davon kann beim «Fluch dergoldenen Blume» keine Rede mehr sein. Da erscheint es alsfolgerichtig, dass ausgerechnet Zhang Yimou, der ehemalige Dissident,als Chefregisseur für die Eröffnungs- und Schlussfeierlichkeiten derOlympischen Spiele 2008 in Peking auserkoren wurde.dpa gat yyon a3 sm 190131 Apr 07