Kinostart: 25. September Kinostart: 25. September: «Seabiscuit»

Hamburg/dpa. - «Seabiscuit» ist eine wahre Geschichte von drei Männern, einem Pferd und einem Traum. Und einer amerikanischen Legende. Im Not leidenden Amerika der 30er Jahre waren die Siege des eigentlich schon abgeschriebenen Pferdes Seabiscuit ein Symbol der Hoffnung für Millionen, die ihr Hab und Gut durch die Wirtschaftskrise verloren haben. Das wichtigste Rennen seiner Karriere verfolgten über das Radio 40 Millionen Menschen. Die Geschichte berührt die Amerikaner heute noch so, dass ein Buch vor ein Paar Jahren dauerhaft die Spitze der Bestsellerlisten eroberte und der darauf aufgebaute Film mit «Spiderman»-Star Tobey Maguire bereits mehr als 100 Millionen Dollar einspielte.
Alle drei Männer und selbst das Pferd waren am Anfang gebrochen. Pferdebesitzer Charles Howard (Jeff Bridges) musste über dem Umfalltod seines Sohnes hinwegkommen, Jockey Red Pollard (Tobey Maguire) war von seiner Familie verlassen worden, schlug sich als Boxer durch und verlor meist im Ring wie auf der Trabrennbahn, und Cowboy Tom Smith (Oscar-Gewinner Chris Cooper) büßte seine Existenzgrundlage durch den Ausverkauf des einst freien Landes ein. Und Seabiscuit galt trotz exzellenter Herkunft als zu klein und zu faul und wurde zum Verlierer abgestempelt. Zusammen halfen sie sich gegenseitig - das ist die Geschichte.
Der Erfolg von «Seabiscuit» ist umso erstaunlicher, als Regisseur Gary Ross («Pleasantville») einen untypischen Film für das heutige Hollywood gedreht hat. Statt schneller Schnitte gibt es einen langsamen Erzählfluss mit langen Bildeinstellungen, eine halbe Stunde vergeht allein, bis sich die Hauptfiguren zum ersten Mal treffen und die eingebettete Beschreibung der großen Wirtschaftskrise der 30er Jahre erinnert an eine Fernsehdokumentation. Die Grund-Fakten der Geschichte stimmen zu 100 Prozent, betont Ross. Nur die persönlichen Verflechtungen habe er erfunden und auflockernde Figuren wie den durchgeknallten Stadionansager «Tick-Tock» McGlaughlin für William H. Macy.
Der fast zweieinhalb Stunden lange Film hat ein unübersehbares Schmuckstück: Die Pferderennen, für die kein Aufwand gescheut wurde. Kameramann John Schwartzman, der Action-Blockbuster wie «Pearl Harbor», «The Rock» und «Armageddon» ins Bild setzte, arbeitete mit modernsten Kränen und Kameras, um die scheuen Tiere bei Geschwindigkeiten von bis zu 70 Kilometer pro Stunde zu filmen. 50 Pferde wurden für die Dreharbeiten gekauft, allein Seabiscuit wurde von zehn verschiedenen «Darstellern» gespielt. Tobey Maguire musste ordentlich reiten lernen, um selber über die Ziellinie zu reiten und kam sich manchmal wie in einem echten Rennen vor.
Die Jockeys mussten den historischen Details der einzelnen Rennen folgen. Und als Filmpartner für Maguire wurde einer der besten US- Jockeys engagiert, Gary Stevens, der nach mehr als 4700 Siegen auch in seiner ersten Filmrolle überzeugt. Der wahre Inhalt des Films sei jedoch die menschliche Geschichte hinter der Legende, betont Ross. Menschlichkeit, Mitgefühl, Großzügigkeit - «riskanter Stoff für einen Film heute», räumt er ein. Drei Studios hatten sich die rund 90 Millionen Dollar Finanzierung des Projekts geteilt, um die Verluste im Falle eines Flops zu beschränken.
In Zahlen gesehen war die Karriere des echten Seabiscuit, mit Vorfahren wie Tea Biscuit und Teas Over, nicht ganz so überragend, wie der Film vermuten lässt. Von 89 Rennen gewann er 33, schaffte allerdings den damaligen Preisgeldrekord von fast 438 000 Dollar. Nach seiner «Pensionierung» lebte das legendäre Pferd noch fast zehn Jahre und wurde von Besitzer Charles Howard 1947 an einem geheimen Ort begraben.