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Kinostart: 25. Oktober Kinostart: 25. Oktober: «Lissi und der wilde Kaiser»

Von Cordula Dieckmann 18.10.2007, 12:59
Lissi (l) und Kaiser Franz (M) schauen sich mit schmachtendem Blick vor einer Kutsche an. Der Film erzählt die Geschichte von Lissi und Franz, die sich bestens bei einer kaiserlichen Striptease-Vorführung an ihrem Turteltag unterhalten, als sie unvermittelt auseinander gerissen werden.
Lissi (l) und Kaiser Franz (M) schauen sich mit schmachtendem Blick vor einer Kutsche an. Der Film erzählt die Geschichte von Lissi und Franz, die sich bestens bei einer kaiserlichen Striptease-Vorführung an ihrem Turteltag unterhalten, als sie unvermittelt auseinander gerissen werden. Constantin Film

München/dpa. - Viele hätten am liebsten Michael Bully Herbigselbst im Sissi-Kostüm gesehen, mit aufgetürmter Perücke undPrinzessinnenkleid. Doch bei seinem neuen Werk «Lissi und der wildeKaiser» entschied sich der Filmemacher für die Animation. «Ich geheauf die 40 zu. Sie wollen mich nicht wirklich in einem engen Korsettsehen», beschied er enttäuschte Fans. Nach «Der Schuh des Manitu» und«(T)Raumschiff Surprise ­ Periode I» ist damit seine Trilogie aus derBully-Parade vollendet. Seine von Walzerklängen beschwingte«Romantic-Action-Drama-Kitsch-Komödie mit fast keinen Tierchen» kommtam 25. Oktober ins Kino und soll eine Hommage an die alten Sissi-Filme sein.

Das ist ihm hinsichtlich der Zuckerbäcker-Romantik gelungen. Dochwährend die alten Streifen mit Romy Schneider den Mythos Sisi feiern,treibt Herbig alles in gewohnt parodistischer Weise auf die Spitze.Das Ergebnis ist eine unterhaltsame und bisweilen herrlichrespektlose Zeichentrick-Komödie, deren Handlung allerdings nichtdurch große Spannung oder Tiefe hervorsticht. Der ewig mies gelaunteYeti muss darin dem Teufel versprechen, ihm die schönste Frau derWelt zu bringen, um nicht in die Hölle zu kommen. Klar, dass seineWahl auf die liebliche Lissi fällt. Doch bei der Entführung hat ernicht mit dem verzweifelten Kaiser Franz und seiner liebestollenMutter gerechnet, die sich ihm an die Fersen heften.

Die Dialoge und Wortspiele sind manchmal bemüht, doch oft bereitensie Vergnügen: «Was macht der Herpes», fragt der Kaiser, als er voneiner Reise zurückkehrt. «Der spielt mit Akne hinten im Sandkasten»,antwortet Lissi. Gemeinsam geht das verliebte Ehepaar im Schlossparkvon Schöngrün «panieren» (flanieren)und am Samstag ist gesetzlichverordneter Turteltag. Das Geld wird bei Hofe im wahrsten Sinne desWortes verheizt und Franzl spielt Golf mit «Schoklad-Kugeln», dieseine Angetraute mit dem Mund aufzufangen versucht. Und immer wiederwird der Slogan eingeblendet: «Hier könnte ihre Werbung stehen».

Herbig hat unter anderem Lissi gesprochen, während ChristianTramitz als Kaiser Franz zu hören ist. Rick Kavanian leiht seineStimme dem militärisch-forschen und verwirrten Feldmarschall und demlässigen König Bussi von Bayern, der auf Schloss Neuzahnstein haustund eine Mischung aus Modezar Rudolf Mooshammer, König Ludwig II. undMünchner Schicki-Micki ist. Auch das hessische Komiker-Duo Badesalzist dabei: Gerd Knebel und Henni Nachtsheim geben den Teufel und seinEcho.

Dass die Norddeutschen mit der Sprachmischung aus Österreichisch,Bayerisch und Hessisch Schwierigkeiten haben werden, glaubt Herbignicht. «In dem Film spricht kein Mensch hochdeutsch», sagt er stolz.«Ich finde das toll, weil ich ein großer Freund von Dialekten bin.Das menschelt so.» Auch Vorwürfe, der Film entspräche nichtgeschichtlichen Tatsachen und könnte den Zorn monarchistischer Kreiseauf sich ziehen, wiegelt der Regisseur ab. «Ich habe mich nicht sosehr an der echten Monarchie und der wahren Sissi orientiert», sagter. «Vielmehr sollte es ein kleiner Kniefall vor den Sissi-Filmen ausden 1960ern sein.»

Ankreiden könnte man dem Streifen die vielen slapstick-artigenSzenen, die mitunter etwas platt sind. Trotzdem ist der Filmunterhaltsam, vor allem wegen der vielen liebevoll gestaltetenDetails. Wer nach den 85 Minuten Lissi Lust auf mehr Bully-Animationbekommen hat, wird allerdings enttäuscht: Es sei unvorstellbar vielArbeit gewesen, bekennt Herbig, der seit 2004 an der Erfüllung einesKindheitstraumes gearbeitet hat. Als 13 Jahre gefühlter Lebenszeitbezeichnet er diese drei Jahre gerne. «Das ist de facto mein einzigerAnimationsfilm, ich glaube, dass tu ich mir nicht noch einmal an.»