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Kinostart: 25. Januar Kinostart: 25. Januar: «Paris, je t'aime»

Von Johannes von der Gathen 19.01.2007, 14:27
Der Schauspieler Gerard Depardieu (M) steht in dem Filmsegment «Quartier Latin» des neuen Kinofilms «Paris je t'aime» an dem Tisch von Ben Gazzara (l) und Gena Rowlands (undatierte Filmszene). (Foto: dpa)
Der Schauspieler Gerard Depardieu (M) steht in dem Filmsegment «Quartier Latin» des neuen Kinofilms «Paris je t'aime» an dem Tisch von Ben Gazzara (l) und Gena Rowlands (undatierte Filmszene). (Foto: dpa) Senator

Hamburg/dpa. - Und da wir uns ineinem Kurzfilm der Coen-Brüder befinden, eskaliert die Situation aufskurril-komische Art und Weise.

Das U-Bahn-Desaster ist eher untypisch für diese wunderschöneLiebeserklärung an die Seine-Metropole. «Paris, je t'aime» bestehtaus 18 Kurzfilmen von namhaften Regisseuren, ein Kaleidoskop von ganzunterschiedlichen Blicken auf die Stadt und ihre Menschen. Entstandenist keine bemühte Kompilation, sondern in der Tat eine komplexeMomentaufnahme.

Einige dieser nur fünfminütigen, hochkarätig besetztenMomentaufnahmen sind spannender als mancher abendfüllende Spielfilm.Viele Geschichten machen Lust auf mehr - der Zuschauer stellt sichvor, wie es weitergehen könnte. So muss Kino sein.

Da lernt ein junger Franzose eine hübsche, gleichaltrige Musliminund deren Großvater kennen, aber es folgt keine Abgrenzung, sondernbehutsames Kennenlernen. Oder zwei Jungs treffen sich in einerDruckerei im «Marais»: Der eine schweigt die ganze Zeit, der andereredet. Eine junge Mutter gibt morgens ihr Baby ab, fährt lange mitBahn und Bus durch die halbe Stadt, um dann in einer noblen Wohnungdas Baby einer Fremden zu hüten. Drei Alltagsskizzen, inszeniert vonGurinder Chadha («Kick it like Beckham»), Gus van Sant («Elephant»)und Walter Salles («Die Reisen des jungen Che»).

Rendezvous der Stars: Juliette Binoche spielt eine Mutter, dieüber den Tod ihres Sohnes nicht hinwegkommt und von einem mysteriösenCowboy (Willem Dafoe) verfolgt wird. Hollywood-Legende Gena Rowlandstrifft sich im Bistro von Gérard Depardieu noch einmal mit ihremEhemann (Ben Gazzara), der Haudegen Nick Nolte schiebt ganz brav denKinderwagen, Elijah Wood («Der Herr der Ringe») hat ein nächtlichesInterview mit einer Vampirin. Fanny Ardant und Bob Hoskins suchen imRotlichtbezirk «Pigalle» ihre verlorenen Träume. Auf dem Promi-Friedhof Père Lachaise treffen Emily Mortimer und Rufus Sewell aufden guten Geist von Oscar Wilde.

In Tom Tykwers Kurzfilm, der eine Art «Testballon» für das ganzeProjekt war, erlebt der blinde Thomas im Zeitraffer noch einmal seineBeziehung zu einer Schauspielschülerin (Natalie Portman). Diespanische Regisseurin Isabel Coixet hat ihre Episode wie ein großesDrama inszeniert. Ein Mann lernt seine Frau ganz neu lieben, nachdemer erfährt, dass diese unheilbar krank ist.

Zum Schluss lässt der amerikanische Regisseur Alexander Payne(«About Schmidt», «Sideways») in der vielleicht schönsten Episodeeine nicht mehr ganz junge, amerikanische Touristin allein durch dieStadt laufen. Sie geht durch die Straßen, steigt auf einenWolkenkratzer, vermisst ihre beiden Hunde, sitzt mit einem Baguetteim Park - und lernt ein neues Gefühl kennen: Trauer und Glückzugleich. «Paris liebt mich», denkt diese Frau, «und ich liebeParis».