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Kinostart: 25. Dezember Kinostart: 25. Dezember: «Soul Kitchen»

17.12.2009, 14:33
Der Deutsch-Grieche Zinos (Adam Bousdoukos) schlägt sich als Restaurantbesitzer in einem Problemstadtteil durch, bis ein Bandscheibenvorfall das Arbeiten als Koch verhindert. (FOTO: DPA)
Der Deutsch-Grieche Zinos (Adam Bousdoukos) schlägt sich als Restaurantbesitzer in einem Problemstadtteil durch, bis ein Bandscheibenvorfall das Arbeiten als Koch verhindert. (FOTO: DPA) Pandora

Hamburg/dpa. - «Ob hinter Stade überhaupt noch jemand darüberlacht?» Kaum vorstellbar, dass einen Starregisseur wie Fatih Akinsolche Sorgen ernsthaft geplagt haben könnten. Und irgendwie auchnachvollziehbar, liefert der Filmemacher aus Hamburg doch mit «SoulKitchen» seine allererste Komödie und noch dazu seine«Liebeserklärung an die Hansestadt», eine Hommage an Hamburg, einen«Dirty Heimatfilm». Gags wohlmöglich, die nicht über Norddeutschlandhinaus zünden? Nach der Uraufführung beim Filmfestival von Venedigkonnte der Erfolgsverwöhnte aufatmen: «Soul Kitchen» gewann denSpezialpreis der Jury. Weitere Auszeichnungen folgten - wie schon sooft in der Karriere des 36-Jährigen. Dem deutschlandweiten Kinostartam 25. Dezember sieht er dennoch nicht gelassen entgegen.

«Total nervös», sei er, «denn ich wünsche mir ja Zuschauer». Akin:«Letztendlich weiß man nie, ob ein Film auch beim Publikum soeinschlägt, dass es in Scharen ins Kino kommt.» Mit Dramen wie «Gegendie Wand» und «Auf der anderen Seite» hatte der Sohn türkischerEltern nicht nur die deutsche Filmszene aufgemischt, sondern auch aufder internationalen Bühne Erfolge gefeiert - von der Berlinale bishin zum Festival von Cannes. Die Idee zu «Soul Kitchen» schwirrte ihmwährend all dieser Zeit schon durch den Kopf - nur war seiner Meinungnach die Zeit dafür noch nicht reif. Im Jahr 2003 hatte Akin denersten Entwurf dazu geschrieben, sich dann aber ganz seiner Trilogieum «Liebe, Tod und Teufel» verschrieben. Deren dritter Teil steht nunnoch aus. «Filme entscheiden selber, wann sie geboren werden wollenoder nicht - genau wie Kinder», sagt er.

Erst einmal wollte endlich «Soul Kitchen» das Leinwand-Lichterblicken - auf die Welt geholt mit so viel Unterstützung aus Akinsengem Umfeld, dass Schauspieler Moritz Bleibtreu von einem «echtenFamilienfilm» spricht. Neben ihm agiert ein weiterer Akin-Kumpel inder Hauptrolle: Adam Bousdoukos, griechischer Abstammung und seitSchultagen Akins bester Freund, spielt Zinos, Besitzer derheruntergewirtschafteten Kneipe «Soul Kitchen». In Zinos' Leben jagteine Katastrophe die nächste: Erst zieht die Freundin nach Shanghai,dann erleidet er einen Bandscheibenvorfall und nach der Einstellungdes neuen Kochs (Birol Ünel), der eigentlich Schwung ins Restaurantbringen soll, bleiben auch die letzten Gäste aus. Damit das Chaoskomplett wird, setzt Zinos auch noch seinen gerade aus der Haftentlassenen Bruder Illias (Bleibtreu) als Geschäftsführer ein.

Bousdoukos' einstiges eigenes Restaurant «Sotiris», in dem dieClique früher fast jeden Abend feierte, lieferte die Vorlage für denFilm. An bekannten Gesichtern und Bildern aus der Hansestadt mangeltes nicht: Schauspieler von Jan Fedder über Gustav Peter Wöhler bishin zu Peter Lohmeyer, Musik von Hans Albers bis Jan Delay und immerwieder Schauplätze rund um Alster und Elbe. Gedreht wurde unteranderem im Stadtteil Wilhelmsburg, der von sozialenUmstrukturierungsprozessen ebenso betroffen ist wie das Film-Restaurant selbst. Gesellschaftskritisches bringt Akin auch in «SoulKitchen» auf den Tisch, nimmt Yuppisierung und Immobilienhaie aufsKorn. Eher als Beilage, denn das Menü besteht vor allem aus einerunterhaltsamen Komödie mit großartigen Schauspielern - auch MonicaBleibtreu, der Akin nach ihrem Tod diesen Film gewidmet hat, ist nocheinmal zu sehen.

In Akins «Heimatfilm» ist die Welt nicht mehr so heil und das Dorfein Restaurant. Wenn er «Soul Kitchen» jetzt nicht gemacht hätte,dann vielleicht niemals, hat Akin immer wieder gesagt. Und es klingtein wenig nach Abschied und Aufbruch, wenn er über seine Plänespricht: «Die nächsten drei Filme werden eher in internationaleremZusammenhang stehen und teure Produktionen. Und sie werden micherstmal jenseits von Hamburg treiben, denn sie spielen nicht inHamburg, womöglich noch nicht einmal in Deutschland.» Zwar würden siein der Hansestadt vor- und nachproduziert. Aber: «Wenn ich diese dreiFilme tatsächlich mache, werde ich zehn Jahre dafür brauchen.»