Kinostart 24. September Kinostart 24. September: «Wüstenblume»

Hamburg/dpa. - «Das war doch bestimmt der Tag, andem der Fotograf Terry Donaldson Sie entdeckt hat?», fällt ihr dieReporterin ungeduldig ins Wort. «Nein. Das war nicht der Tag, dermein Leben veränderte», antwortet die gebürtige Somalierin mitruhiger Stimme. «Wollen Sie wirklich wissen, welcher Tag mein Lebenveränderte?», fragt das Model zurück - und erzählt von dem Tag in dersomalischen Wüste, als eine Beschneiderin ihr im Alter von fünfJahren in einem unbeschreiblich grausamen Ritual mit Rasierklingendie Klitoris und die Schamlippen entfernt hat.
Der Film «Wüstenblume» ist eine bewegende Verfilmung derLebensgeschichte von Waris Dirie - nach ihrem autobiografischenBestseller, den weltweit mehr als elf Millionen Menschen gelesenhaben. Ohne Kitsch und Pathos gelingt es der deutsch-amerikanischenRegisseurin Sherry Hormann und ihrem Team, die an ein Märchenerinnernde Geschichte vom afrikanischen Nomadenmädchen, das zuminternationalen Topmodel aufsteigt, zu erzählen. Dabei konzentriertsich der Film, der von dem deutschen Oscar-Preisträger Peter Herrmann(«Nirgendwo in Afrika») produziert wurde, auf die entscheidendenMomente im Leben von Waris Dirie in London, mit Rückblenden auf ihreKindheit in der somalischen Wüste und ihre Karriere in New York.
Geboren in der Wüste Afrikas, wächst Waris im ständigen Kampf umstägliche Überleben auf. Als sie mit 13 Jahren zwangsverheiratetwerden soll, flieht sie, um dem Willen ihres Vaters zu entkommen.Tagelang irrt das Mädchen durch die Wüste, bis es schließlich diesomalische Hauptstadt Mogadischu erreicht. Eine Tante verschafft ihreine Stellung als Dienstmädchen in der somalischen Botschaft inLondon - wo sie jahrelang das Haus nicht verlassen darf. Doch Warislässt sich nicht unterkriegen, flieht vor der Abschiebung und landetauf der Straße. Doch mit Hilfe ihrer neuen Freundin Marilyn und ihremunbändigen Überlebenswillen rappelt sich die junge Frau immer wiederauf - bis sie von einem bekannten Fotografen entdeckt wird.
Mit dem in Äthiopien geborenen Model Liya Kebede konnte eineHauptdarstellerin gefunden werden, die Waris Dirie nicht nurverblüffend ähnlich sieht, sondern dem Film mit ihrer Naivität undVerletzlichkeit auch eine besondere Authentizität verleiht. Zusammenmit Golden-Globe-Gewinnerin Sally Hawkins («Happy-Go-Lucky»), dieWaris quirlige Chaotenfreundin Marilyn spielt, sind die beiden einunschlagbares Team. Aber auch die Nebenrollen sind mit Timothy Spallals vom Leben gezeichneten Fotografen Donaldson, Juliet Stevenson alsarrogante Modelagenturchefin und Craig Parkinson als WarisScheinehemann exzellent besetzt. Die Szenen mit atemberaubendenBildern aus der Wüste spielen zum größten Teil Laiendarsteller.
Dabei wird das schwierige Thema «Weibliche Genitalverstümmelung»,dem nach Schätzungen der UNO jeden Tag 6000 Frauen und Mädchen zumOpfer fallen, mit großer Sensibilität und Einfühlungsvermögenangegangen. Die Szenen in der Wüste, in einem Londoner Krankenhausund der Moment, als Waris Marilyn von ihrem schrecklichen Geheimniserzählt, gehen unter die Haut - ohne die Darsteller bloßzustellen. AmEnde lauscht der Zuschauer bewegt den Worten von Waris Dirie, die vorder UNO in New York von ihren Erlebnissen berichtet und sich seitJahren für ein weltweites Verbot der unmenschlichen Prozedureinsetzt: «Ich habe es überlebt. Aber meine beiden Schwestern nicht.»