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Kinostart 24. September Kinostart 24. September: «Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen»

Von Britta Gürke 17.09.2009, 12:43
Hildegard von Bingen (Barbara Sukowa) und Volmar (Heino Ferch) unterhalten sich im Kinofilm «Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen» (FOTO: Concorde Film/DPA)
Hildegard von Bingen (Barbara Sukowa) und Volmar (Heino Ferch) unterhalten sich im Kinofilm «Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen» (FOTO: Concorde Film/DPA) Concorde

München/dpa. - Im Buchladen gibt esdie skurrilsten Titel, auch ihre Musik ist lange schon aus derVersenkung aufgetaucht. Höchste Zeit also, dass das Leben derKlostergründerin und Mystikerin ins Kino kommt. «Visionen - Aus demLeben der Hildegard von Bingen» heißt der Film. Gedreht hat ihnRegisseurin Margarethe von Trotta. Sie ist bekannt für ihr Faible fürstarke Frauenfiguren. Und der Film ist deshalb auch nichts fürEsoteriker.

«Hildegard ist bei mir keine reine Kräuterfrau und auch keine, dieDinkelplätzchen backt», sagt von Trotta. Das Klischee von derwunderheilenden Nonne wollte sie bewusst nicht bedienen. Denn diehistorische Hildegard war weitaus mehr. «Bevor ich die Rolle derHildegard angeboten bekam, dachte ich auch eher: Kräuter, Apotheke,Mystik, Mittelalter nicht mehr», gibt Hauptdarstellerin BarbaraSukowa zu. «Aber sie hat es wirklich geschafft, innerhalb dieserunglaublich mächtigen Kirche und dieses Männerapparats ihren Weg zugehen und Anerkennung zu bekommen.»

Aus dem Leben der wie eine Heilige verehrten Äbtissin ist geradeso viel überliefert, dass ein Grundgerüst für die Filmhandlung feststeht: Hildegard wurde vermutlich um 1098 in Bermersheim vor der Höhegeboren, heute Rheinland-Pfalz. Als zehntes Kind einer wohlhabendenFamilie wurde sie ins Kloster geschickt. Zunächst lebte sieunscheinbar vor sich hin. Doch als Erwachsene ging sie mit ihrengöttlichen Visionen an die Öffentlichkeit. Sie schrieb Bücher,gründete ein eigenes Frauenkloster, ging auf Predigtreisen underlaubte sich vieles, was für Frauen vor und auch nach ihr undenkbargewesen wäre.

Im Film rücken zwei Personen in den Mittelpunkt, deren Leben auchhistorisch belegt ist: Der Mönch Volmar (gespielt von Heino Ferch)und die junge Nonne Richardis von Stade (Hannah Herzsprung). Diebeiden sind Hildegards engste Bezugspartner - und über sie findet vonTrotta einen Blick ins Innere der historischen Figur.

Wie es wirklich gewesen ist, kann natürlich niemand wissen.Schauspielerin Herzsprung, im Film die Vertraute der Hildegard,findet das auch nicht das Wichtigste. «Man möchte eine Geschichteerzählen und die Menschen auf eine Reise schicken, um es mitzuerlebenund nachzuempfinden», sagt sie. Gedreht wurde an historischen Orten.Kostüme und Setting sind karg, düster und manchmal bedrückend. Einreiner Biografie-Film allerdings sei «Vision» nicht, sind sich alleBeteiligten einig.

«Es ist ein Film, der auch Fragen aufwirft, über menschlicheExistenz, über menschliches Dasein und auch natürlich über Religion»,meint Sukowa, die bereits mehrfach mit von Trotta gedreht hat.Diesmal allerdings sei es ein richtiges Abenteuer gewesen: «Es wardurchaus ein Risiko, diesen Film zu machen. Filme werden ja auchgemacht, damit sie etwas einspielen, damit Leute ins Kino gehen. Dasist jetzt nicht wie "Im Namen der Rose" ein Actionfilm mitRiesenbudget, sondern ein verhältnismäßig stiller Film. Ein Film, derim Kloster spielt, mit Frauen, die nicht besonders attraktivangezogen sind. Es geht um Glauben, um Gott, das ist schon einRisiko.»