Kinostart 24. Januar Kinostart 24. Januar:

Los Angeles/dpa. - Kinogänger mit Flugangst seien gewarnt: Nach „Flight“ fühlt sich jede Turbulenz in der Luft noch schlimmer an. Der heftige Sturm auf dem kurzen Flug von Orlando nach Atlanta ist nur das Warm-up für eine horrende Absturzszene, wie es sie selten so realistisch auf der Leinwand gegeben hat. Man klammert sich schwitzend an den Sitzen fest. Als säße man selbst in der Maschine, die US-Regisseur Robert Zemeckis mit genialen Tricks auf den Kopf stellt und zur Bruchlandung bringt.
Nach angstvollen Minuten die gute Nachricht: 96 Menschen haben die Notlandung überlebt. Flugkapitän Whip Whitaker (Denzel Washington) - nur leicht verletzt - wird als Held gefeiert. Dass er keiner ist, wissen die Zuschauer längst. Schon in der ersten Filmszene ist der Hollywoodstar alles andere als der souverän-coole Pilot, den er gerne vorgibt.
Mit einem Kater wacht er verquollen und rotäugig im Hotelzimmer auf. Schnell ein Joint, ein Drink, ein bisschen Kokain und Mundspray. In zwei Stunden geht der Flug, mit Whip im Cockpit. „Flight“ ist zugleich Katastrophenfilm, Gerichtsthriller und Melodram, denn der schlimmere Absturz ist die Alkohol- und Drogensucht des Piloten.
Nach und nach blättert die Heldenfassade ab. Whips engster Drogen-Kumpel, ein herrlich-schriller John Goodman, liefert weiter Stoff an. Don Cheadle, in der Rolle eines gewieften Anwalts, und Kelly Reilly als Ex-Junkie, versuchen zu helfen. Washington brilliert als arroganter Teufelskerl und als gebrochener Versager, der das Trinken nicht in den Griff bekommt.
Für Zemeckis ist „Flight“ der erste Live-Action-Spielfilm seit er Tom Hanks in „Verschollen - Cast Away“ auf einer Insel aussetzte. Zuletzt verschrieb sich der Oscar-Preisträger („Forrest Gump“) in Filmen wie „Die Legende von Beowulf“ und „Polarexpress“ ganz der Tricktechnik und Spezialeffekten.
Am Ende von „Flight“ geht Zemeckis erzählerisch allerdings die Luft aus. Das rührselige Finale ist nur zu ertragen, weil Washington so umwerfend gut spielt. Zurecht wurde sein Auftritt mit einer Nominierung für den Golden Globe und den Oscar belohnt. Die goldene Weltkugel schnappte ihm „Lincoln“-Darsteller Daniel Day-Lewis weg. Das könnte Ende Februar bei der Oscarverleihung wieder passieren, doch wenigsten kann sich Washington mit seinem Oscar für „Training Day“ trösten. Auch da glänzte der sympathische Star - als korrupter Cop - mit einer dunklen Seite.