Kinostart : 24. Dezember Kinostart : 24. Dezember: «Dinosaurier - Gegen uns seht ihr alt aus!»

Berlin/dpa. - Nachdenken und Abschalten kann sie am besten beimKekse backen. Doch seitdem Lena Brake (Eva-Maria Hagen) im Altenheimlebt, wachsen ihr die Sorgen über den Kopf: Von der Bank ist sie miteinem miesen Trick um Haus und Geld gebracht worden und in ihremneuen Zuhause fühlt sie sich gar nicht wohl. In Heimnachbar JohannSchneider (Ezard Haußmann) findet Lena einen Komplizen - und ihrenzweiten Frühling. In seiner neuen Komödie «Dinosaurier - Gegen unsseht ihr alt aus!» bietet Regisseur Leander Haußmann altenSchauspiellegenden noch einmal eine Bühne.
Neben Eva-Maria Hagen sind auch Walter Giller und Nadja Tiller -das Paar lebt selbst in einem Hamburger Seniorenheim - oder Ingridvan Bergen als Heimbewohner zu sehen. Jüngere deutsche Schauspielerwie Daniel Brühl oder Benno Fürmann spielen lediglich Nebenrollen. Indem Remake des Films «Lina Braake» (1975) ehrt Haußmann aber vorallem einen: Seinen Vater Ezard Haußmann als sympathischenSchwerenöter Johann Schneider.
«Mein Vater hat unbedingt noch einmal eine große Filmrolleverdient», sagt der Regisseur. Er habe durch zehn Jahre Berufsverbotin der DDR viel Zeit verloren. Die Rolle habe er direkt für seinenVater geschrieben, so Haußmann. «Da ist sehr viel von ihm drin.»
In «Dinosaurier» spielt Ezard Haußmann den Ex-BauunternehmerJohann Schneider, der allen eine Demenz vorgaukelt, um wegenzwielichtiger Geschäfte nicht im Gefängnis zu landen. Er verliebtsich in seine neue Heimnachbarin Lena. Gemeinsam mit den übrigenBewohnern planen sie einen Coup, um Lenas Haus wieder zurückzuerobern- und um alle, die an der Frische ihres Verstandes zweifeln, vomGegenteil zu überzeugen. So führen sie auch den Sohn von JohannSchneider (gespielt vom Regisseur selbst), der seinen Vaterentmündigen will, hinters Licht.
Berührungsängste mit dem Alter scheint Leander Haußmann («HerrLehmann», «Sonnenallee») nicht zu haben. Der Film ist geprägt vonkünstlichen Gebissen, Parkinson und Alzheimer. Das heruntergekommeneAltenheim ist ein kritischer Wink in Richtung Gesundheits- undPflegepolitik: Da ist der schrullige Heimleiter Piretti (Tom Erhardt,«Siegfried»), der aus Ekel vor seinen Patienten Hautausschlag bekommtund mit goldener Rolex-Uhr für die Philosophie des Hauses wirbt:«Bescheidenheit und menschliche Nähe, nicht Luxus». Seine Schützlingeüberwacht er per Babyfon. Hygiene und Pflege lassen zu wünschenübrig. Eine Bushaltestellen-Attrappe dient als Beschäftigungs-Therapie: Am «Haus zur untergehenden Sonne» hält der Bus nie.
Haußmann bedient mit seinen Figuren oftmals Klischees, fügt ihnenjedoch auch überraschende Facetten hinzu. Hervorzuheben ist DanielBrühl als schleimiger Banker Tobias Hardmann: Brühl, dem bislang dieRolle des schüchtern-naiven Jungen auf den Leib geschnitten schien,zeigt (ebenso wie die Alten mit blendend weißem Gebiss), dass er auchkomisch sein kann.
Mit Schenkelklopfern wartet der Film nicht auf, eher sorgt er fürein 105-minütiges Schmunzeln. Dialoge und Handlungen erinnern anKostümkomödien vergangener Dekaden - und das ist sicher eher demDrehbuch als dem Alter der Protagonisten zuzuschreiben. An«Sonnenallee» oder «Herr Lehmann» reicht Haußmanns neues Werk nichtheran.
So mancher Gag kommt platt daher - etwa wenn sich Lustmolch JohannSchneider zu seinem Geburtstag dralle Stripperinnen einlädt oder esim Bett von Lena Brake gar nicht «sein Krückstock» ist, der sich inihren Rücken bohrt, sondern etwas anderes. Jugendfrei ist die Komödiezweifelsohne.