Kinostart: 23. November Kinostart: 23. November: «Eden»

Hamburg/dpa. - Die kulinarische Komödie«Eden» von Michael Hofmann («Sophiiie!») handelt von der Erotik desEssens und dem Widerspruch, dass dem Koch, der seine Gäste mit seiner«Cucina erotica» auf Genuss-Gipfel treibt, selbst die Freudenkörperlicher Liebe versagt bleiben. Die Komödie ist eine sinnenfroheund sehenswerte Geschichte über das Zusammenspiel zwischen Liebe undder Leidenschaft am Kochen und Essen. An einigen Stellen allerdingsist die Mascarponecreme auf nackter Haut ziemlich dick aufgetragen.
Die Geschichte spielt in einer biederen Kurstadt im Schwarzwald,in der der schüchterne Meisterkoch Gregor (Josef Ostendorf) einwinziges Restaurant für gut zahlende Gourmets betreibt. Auch dieKellnerin Eden (Charlotte Roche) verfällt den Künsten Gregors. Derorale Sinnenrausch reißt sie aus ihrem sexuell verödeten Eheleben.Die kulinarischen Geheimtreffen der beiden bleiben freilich nichtlange verborgen; was besonders Edens Ehemann bitter aufstößt. Erbefürchtet, Frau und Tochter an den dickleibigen Genussmenschen zuverlieren, denn auch die behinderte Tochter Leonie (Leonie Stepp)befindet sich nach dem Genuss der selbst gebackenen Geburtstagstorteim Schokoladenhimmel. Für Gregor wird Eden zur persönlichen Muse.
Gern schaut man dem Maitre dabei zu, wie er kunstvoll den Fischfiletiert, Soße passiert, blickt ihm über die Schulter in brodelndeTöpfe. Eden genießt - die Kamera klebt an fettglänzenden Lippen. Wieimmer in diesen Geschichten, in denen die Plots aus der Küche kommen,ist der Herd ein romantisch verklärter Ort. Das Essen ist ästhetischüberhöht und das Ganze gipfelt - wie meistens, wenn es um die sexuellanregende Wirkung von Speisen geht - in einem Akt, in dem er ihretwas vom nackten Körper schlabbern darf. Spätestens an der Stelle,an der Ehemann Xaver (Devid Striesow), leidenschaftlich neuentflammt, das Mascarponecreme-Dessert von Edens Körper schleckt,fühlt sich der Zuschauer an den Klassiker «Neuneinhalb Wochen» ausden 80er Jahren erinnert und sehnt sich nach neuen Ideen.
Zwei Debütanten auf der Kinoleinwand bleiben zu erwähnen, diegleich mit den Hauptrollen betraut wurden: Josef Ostendorf, der alsBühnenschauspieler unter anderem am Deutschen Schauspielhaus inHamburg, an der Berliner Volksbühne und in Häusern in Basel undZürich spielte, mimt den exzentrischen Meisterkoch überzeugend. Diefrühere Viva-Moderatorin Charlotte Roche in der Titelrolle wirktdagegen bisweilen etwas bemüht. Der 28-Jährigen gelingt es allerdingsdeutlich zu machen, wie die platonische Liaison der beiden Heldenwohl einen für alle befriedigenden Ausgang finden könnte.
Michael Hofmann (Buch/Regie) bricht am Ende mit dem ehergemächlichen Tempo des Films und holt zu einem flotten Schluss aus.Für den ehemaligen Werbefilmer ist «Eden» der dritte lange Film.Trotz oder sogar wegen der Überzuckerung einzelner Szenen werden sichsicher besonders weibliche Zuschauer von der Komödie, die in diesemJahr auf dem internationalen Filmfestival in Rotterdam mit demPublikumspreis ausgezeichnet wurde, gern verzaubern lassen.