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Kinostart: 20. September Kinostart: 20. September: «Shoot 'Em Up»

Von Carla S. Reissman 13.09.2007, 11:34
Im neuen Kinofilm «Shoot 'Em Up» hält Smith (Clive Owen) einen Säugling im Arm, während er mit seiner Waffe zielt. (Foto: dpa)
Im neuen Kinofilm «Shoot 'Em Up» hält Smith (Clive Owen) einen Säugling im Arm, während er mit seiner Waffe zielt. (Foto: dpa) Warner Bros.

New York/dpa. - Die Kugeln fliegen Smith(Clive Owen) so knapp um die Ohren, dass er beinahe vergisst anseiner Karotte zu knabbern. Aber das neu geborene Baby Oliver, das ervor Killerbanden schützen muss, ist bei ihm in guten Händen. DerHumor ist pechschwarz, aber die Schießereien sind clever inszeniert.Eingefleischte Fans von Action-Filmen, für die ein Plot zweitrangigist, kommen bei dem Debüt von Regisseur Michael Davis voll auf ihreKosten.

Gleich zu Beginn hilft Smith bei der Geburt eines Babys während erdie Mutter inmitten eines Kugelhagels verteidigen muss - auch dieNabelschnur durchtrennt er mit einem Schuss. Statt durchatmen zukönnen, muss er durchladen. Die junge Mutter überlebt das nicht undder Bösewicht namens Hertz (ein bärtiger Paul Giamatti) will das Babyum jeden Preis umbringen. Was das unfreiwillige Kindermädchen Smithin gewaltigen Stress versetzt.

Nicht mal den Sex mit der stillenden Edelhure DQ (Monica Bellucci)kann der Schütze in Ruhe genießen. Mitten im Akt kommenTodesschwadronen ins Hotelzimmer gestürzt, Smith unterbricht dieLiebesszene für so eine Lappalie nicht. Der Effekt ist phänomenal:Eine perfekt ausgetüftelte Choreografie zwischen zwei ineinandergekrallten Körpern, die gleichzeitig versuchen, die Laken an derrichtigen Stelle zu behalten und den Kugeln auszuweichen. In eineranderen Szene wird das Baby nur gerettet, in dem Owen mit einer Reihevon Schüssen das Karussell auf einem Spielplatz antreibt, so dass derherzlose Hertz keinen Schuss auf das hilflose Bündel abfeuern kann.

Kein Wunder, dass die Schießereien wie wohl einstudiertes,grauseliges Ballett aussehen. Schließlich hat Regisseur MichaelDavis, der auch das Skript geschrieben hat, sieben Jahre lang daraufgewartet, den Film drehen zu dürfen. In der Zeit hat er nicht faulherumgesessen, sondern hat auf seinem Notizblock jede Szenebuchstäblich ausgemalt. 17 000 Zeichnungen sind so entstanden, dieDavis mit dröhnender Rockmusik zu einem animierten Storyboardzusammengefügt hat. Mit diesem in Hollywood ungewöhnlichen Vorgehenüberzeugte er endlich die Produzenten. Deshalb wirkt der Filmmanchmal arg voll gepackt mit immer neuen Ideen zum Thema Abknallen.

«Wenn er diesen Film nicht hätte machen dürfen, wäre er vorKreativität geplatzt. Er ist vollkommen verrückt», sagte Clive Owenüber Davis vor Journalisten in New York. Mit der attraktiven DQ anseiner Seite, darf Owen ein bisschen den James Bond geben, für den ermal im Gespräch war. Allerdings gibt der als «ärgerlichster Mann derWelt» eher den Anti-Helden ab. Dreitagebart statt glatt rasierterWangen, Lederjacke statt perfekt sitzender Designeranzüge. Und seinMarkenzeichen ist kein Martini, sondern eine frische Karotte - weildas Vitamin B in dem Gemüse gut für die Augen des Scharfschützen ist,natürlich.

Die amerikanischen Kritiker waren von «Shoot 'Em Up» wenigerbeeindruckt: «Es ist mein Recht, Ihnen zu sagen, was für einwertloses Stück Müll (dieser Film) ist», schreibt der Kritiker der«New York Times». Und die «New York Daily News» befand: «Es ist alsob man 21 'Bond'-Filme und vier 'Stirb Langsam' zusammengekocht hatund am Ende nur noch die Morde und die Pointen übrig blieben». DasUS-Publikum schien sich allerdings davon nicht abhalten zu lassen. AmEröffnungswochenende spielte «Shoot 'Em Up» 5,7 Millionen Dollar (4,1Millionen Euro) ein und landete zumindest auf Platz vier der Kino-Charts.

(Shoot 'Em Up, USA 2007, 100 Min., FSK ab 12, von MichaelDavis, mit Clive Owen, Monica Belluci, Paul Giamatti)