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Kinostart 20. Januar Kinostart 20. Januar: Natalie Portman und der geschundene Körper

20.01.2011, 07:11

Berlin/dapd. - Blut im Schuh, krachende Knochen, Panikattacken:So Grauen erregend wie in «Black Swan» war Ballett im Kino noch nie.Regisseur Darren Aronofsky («The Wrestler») begnügt sich in seinemThriller nicht nur mit dem schrecklichen Kampf der Tänzer mit ihrengeschundenen Körpern. Der Filmemacher schickt Natalie Portman alsprüde Primaballerina auf eine Reise zur sexuellen Befreiung, die imSpiegelkabinett des Ballettsaals zum schizophrenen Horrortrip gerät.Das nur 13 Millionen US-Dollar teure Werk wurde bei den GoldenGlobes als bestes Drama nominiert und brachte Portman am Sonntag denPreis als beste Hauptdarstellerin ein. Ihr dürfte die Nominierungfür die Oscar-Verleihung im Februar bereits sicher sein.

Für Nina (Portman) ist der Traum einer jeden Ballerina wahrgeworden: die Hauptrolle in Tschaikowskis «Schwanensee». Diejungfräuliche Tänzerin ist perfekt für den Part der verzaubertenweißen Schwanenkönigin. Nina muss jedoch auch die Rolle desschwarzen Schwans, der verführerischen und dämonischenDoppelgängerin, verkörpern - und dass sie das schaffen wird, daranzweifelt der Direktor ihrer New Yorker Compagnie (Vincent Cassel)zusehends. Der arrogante Regisseur verordnet seinem verklemmten Stareinen sexuellen Crash-Kurs.

Wahn setzt ein

Doch während sich Nina in ihrem rosa Kinderzimmer inmitten vonPlüschtieren in Masturbation versucht, erwächst ihr in dersinnlichen Zweitbesetzung Lily (Kunis) eine Konkurrentin. Auf derfieberhaften Suche nach ihrer dunklen Seite verliert Nina zunehmendden Kontakt zur Realität. Plötzlich scheint ihr Spiegelbild einEigenleben zu entwickeln und ihr Körper sich zu verwandeln. Ninalässt sich aber nicht beirren: Ihr Ziel ist die eine perfekteAufführung, die kein Zuschauer je vergessen wird.

Vor zwei Jahren hatte Aronofsky mit «The Wrestler» Preiseeingesammelt und Hauptdarsteller Mickey Rourke ein Comebackbeschert. Nach dem für seine Verhältnisse zahmen Film kehrt der NewYorker nun zu einer radikaleren Filmsprache zurück und schickt denZuschauer auf einen «halluzinogenen Trip», wie er im dapd-Gesprächsagte. Auch wenn «Black Swan» und «The Wrestler» ursprünglich alsein einziger Film geplant gewesen waren, erinnert Aronofskys neuesWerk mit den wackeligen Bildern der Handkamera und dem zunehmendenHorror vor allem an sein Kinodebüt «Pi». Darin hatte ein genialerMathematiker auf der Suche nach dem numerischen Namen Gottes imZahlenstrom des Aktienmarktes beinahe den Verstand verloren.

Happy End für Portman

«Black Swan» ist bei einem US-Einspielergebnis von mittlerweile63 Millionen US-Dollar Aronofskys finanziell erfolgreichster Film.Bald werden von dem Regisseur ganz andere Zahlen erwartet. Seinnächstes Projekt ist die Comic-Verfilmung «The Wolverine» mit HughJackman. «Bei den vergangenen fünf Filmen war ich der Einzige, dersie machen wollte. Jetzt bin ich zum ersten Mal von Gleichgesinntenumgeben», erklärte Aronofsky den Reiz des «X-Men»-Ablegers.

Auch wenn der Regisseur aus seinen Oscar-Ambitionen für Portmankeinen Hehl macht, dürfte die Trophäe für die Schauspielerinzweitrangig sein. Das schönste Andenken an «Black Swan» hat die29-Jährige, die sich ein Jahr einem rigorosen Tanztraining unterzog,längst: Sie verliebte sich während der Dreharbeiten in ihrenChoreografen und Tanzpartner Banjamin Millepied. Das Paar istverlobt und erwartet ein Kind.

(«Black Swan», Thriller, USA 2010, 117 Minuten, FSK: 16, Regie:Darren Aronofsky, Darsteller: Natalie Portman, Mila Kunis, VincentCassel, Barbara Hershey, Winona Ryder u.a.)