Kinostart 20. August Kinostart 20. August: «Inglourious Basterds»

Hamburg/dpa. - Brad Pitt spielt die Hauptrolle in der Weltkriegsfarce des Oscar-dekorierten Quentin Tarantino, der seit «Pulp fiction» Kultstatus hat. Ein Trupp amerikanisch-jüdischer Soldaten, genannt «Basterds» und angeführt von Aldo Raine (Brad Pitt)zieht durch die Gegend, um auf französischem Boden hinter den feindlichen Linien Nazis zu töten und deren Skalps zu sammeln.
Rache ist süß. Wenn Adolf Hitler und seine Mannenim Kugelhagel sterben, dann macht sich im Kinopublikum Erleichterung und Befriedigung breit. Auch wenn Quentin Tarantinos «Inglourious Basterds» lebenden Nazi-Soldaten Hakenkreuze in die Stirn schnitzen, kann sich der Zuschauer einer gewissen Genugtuung nicht erwehren. Dabei begibt man sich mit solchen Rachegelüsten natürlich auf die gleiche Ebene wie die Täter - Gewalt mit Gegengewalt zu erwidern war noch nie die beste Lösung, obwohl Tyrannenmord zweifellos sinnvoll sein kann.
Dass Tarantinos 155 Minuten langes Weltkriegs-Märchen nicht ineine blutrünstige Orgie ausartet, dafür sorgt der US-Regisseur mit ungewohnt ruhigen, dafür umso perfideren Szenen - dämonischer Star dieser Sequenzen ist der Österreicher Christoph Waltz, der für seineRolle als weltgewandter, sadistischer SS-Standartenführer bei denFilmfestspielen in Cannes als bester Schauspieler ausgezeichnetwurde. Hierzulande sicherte sich Tarantino die Aufmerksamkeit schonallein durch sein großes deutschsprachiges Schauspielerensemble unddie Dreharbeiten in den Babelsberger Filmstudios.
Tarantino verschränkt kunstvoll mehrere Handlungssträngemiteinander: Mit Hollywoodstar Brad Pitt als Anführer schickt ereinen Trupp jüdisch-amerikanischer Soldaten hinter die feindlichenLinien im besetzten Frankreich. Dort sammeln die «unrühmlichenBastarde» Nazi-Skalps. Waltz als SS-Mann Hans Landa wiederum jagtversteckte Juden. Daniel Brühl verliebt sich als NS-Kriegsheld ineine jüdische Kinobesitzerin, die allerdings alle Nazis lieber totals lebendig sähe.
Martin Wuttke gibt einen teuflisch lachenden Hitler. SylvesterGroth spielt nach Dani Levys «Mein Führer»-Komödie bereits zumzweiten Mal Goebbels. Til Schweiger tritt als gefährlich fanatischer,deutscher Nazi-Jäger auf. Am Ende treffen alle Protagonisten in einemkleinen Pariser Kino aufeinander, wo ein Anschlag auf die NS-Führungdem Schreckensregime den Garaus machen soll.
«Ja, man könnte schon sagen, dass das ein Rache-Film ist», meintder 46-jährige Tarantino, der sein Drehbuch frei nach dem B-Movie«Ein Haufen verwegener Hunde» (1978) von Enzo Castellari geschriebenhat. Mit dem Film habe er sich einen lange gehegten Traum erfüllt:«Die Macht des Kinos besiegt das Dritte Reich.» Dabei wandelt erirgendwo zwischen Action, Trash, Abenteuer und Cowboy-Lässigkeit, diesich vor allem in der Figur von Pitts Bandenanführer niederschlägt.Auffallend zurückhaltend setzt Tarantino dieses Mal Musik ein, wasdem Film gut tut. In der Mitte gibt es einige Längen - man sieht denRegisseur förmlich vor sich, wie er mit sich rang, und am Ende dochnichts kürzte.
Waltz meint, es sei nicht Aufgabe des Kinos, Geschichte sorealistisch wie möglich nachzuerzählen. «Ich halte es nachgerade fürverantwortungslos und frevelhaft, Filme zu machen, die den Anscheinerwecken sollen, von der Wahrheit zu handeln. Ich halte das für eineBestätigung der Selbstgerechtigkeit, die einen wirklichen Umgang undeine wirkliche Aufarbeitung, die nach wie vor unerlässlich ist,verhindert.» Solche Filme seien lediglich ein «Marketing-Gag»,kritisierte Waltz in Anspielung zum Beispiel auf Bernd Eichingers«Der Untergang». Spielfilme seien dazu da, dem Zuschauer eine neuePerspektive auf die Wirklichkeit zu ermöglichen. Humor gehörtunbedingt dazu. Und: «Lachen ist eine fast vegetative Erleichterungvon Druck.»
(Inglourious Basterds, USA/Deutschland 2009, 152 Min., FSK ab 16, von Quentin Tarantino, mit Brad Pitt, Christoph Waltz, Mélanie Laurent)