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Kinostart: 2. Oktober Kinostart: 2. Oktober: «Burn after Reading»

Von Hanns-Jochen Kaffsack 25.09.2008, 09:10
Harry Pfarrer (George Clooney, links) und Chad Feldheimer (Brad Pitt) spielen in "Burn After Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger?" mit. (Foto: dpa)
Harry Pfarrer (George Clooney, links) und Chad Feldheimer (Brad Pitt) spielen in "Burn After Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger?" mit. (Foto: dpa) Tobis

Rom/dpa. - Jetzt kommt die amüsanteFingerübung der Oscar-gekrönten Brüder aus Minneapolis mit demeinzigartigen Duo Clooney-Pitt auch in die deutschen Kinos: eineschwarze Spionage-Komödie über Geheimagenten, Sex als Droge,Geldgier, Fitness-Wahn und fixe Schönheitsideen. Ein hochkarätigesTeam von Darstellern, denen man im Film den enormen Spaß ansieht, densie bei den Dreharbeiten gehabt haben müssen, kann sich hier richtigausleben und dabei auch schon mal schauspielerisch überziehen. Wemverzeiht man das, wenn nicht diesen Regie-Meistern?

Sicher, auch in diesem Coen-Werk fließt Blut, es gibt Leichen. Somuss der dümmliche, aber blendend aussehende blonde FitnesstrainerChad Feldheimer (Brad Pitt) gehörig leiden. Aber «Burn After Reading»(«Wer verbrennt sich hier die Finger?») bleibt eine Komödie am Randder politischen Farce. Die Coen-Brüder lieben die Abwechslung: IhrePosse über Deppen und Depressionen, über Mauscheleien und Marottenfolgt auf den brutalen Thriller «No Country For Old Men».

Und das ist der Stoff für diese leichtere und gut portionierteKost der Coens: Der gefeuerte CIA-Agent Ozzie Cox (John Malkovich)widmet sich neben dem Alkohol seinen «Memoiren», die in die Hände derFitnesstrainerin Linda Litzke (Frances McDormand) fallen. Die wittertsofort Geld für ihre langersehnte Schönheitsoperation. Man könnte denCIA-Agenten ja erpressen oder irgendwie anders Kapital darausschlagen.

Dazwischen funkt dann allerdings der sexuell recht umtriebigeFinanzbeamte Harry Pfarrer (Clooney). Die ganze Sache läuft ziemlichaus dem Ruder, und auch die Russen kommen ins Spiel - schließlichspielt das Kuddelmuddel mit den aneinandergereihten Pointen rund umdie amerikanische Hauptstadt Washington, diese von Intrigen, Krisen,schrägen und überspannten Typen geprägte Schaltzentrale der Nation.

Die turbulente Komödie gehört zur ihrer «Idioten-Trilogie», wieJoel und Ethan Coen es nennen. Dazu zählt auch «O Brother, Where ArtThou?» von 2000 - ebenfalls mit George Clooney, der sich zum Scheindeshalb schon Sorgen um seinen Ruf machte. «Idioten-Trilogie» wohldeshalb, weil ein ganzer Strauß von Midlife-Problemen in «Burn AfterReading» mit nicht gerade intelligenten Mitteln angegangen wird.

Clooney als sexbesessener Womanizer und Pitt als leicht debilerMuskelfachmann im Fitness-Studio - dieses fantastische Duo gibt denTon an und zieht andere Stars wie Tilda Swinton, John Malkovich undFrances McDormand (Joel Coens Ehefrau) problemlos mit. Daserfolgsverwöhnte Brüderpaar meinte in Venedig, unverbindlich undlocker wie meist: «Wir wollten einfach nur ein Spy-Movie machen.»

In kurzen, knackigen Szenen, in einem Verwirrspiel um Wahn undWirklichkeit ergibt das Puzzle ein irritierendes Fazit. «Wenn manwüsste, was man falsch gemacht hat, könnte man es das nächste Malbesser machen.» Warum aber gibt es so viele deutsch klingende Namenin dem Film? Auch darauf konnten - oder wollten - die Coen-Brüder inVenedig nicht klar antworten. Sie sonnten sich in der Gewissheit,eine weitere ihrer launigen Komödien hingelegt zu haben. Diesekönnen, wie «The Ladykillers» mit Tom Hanks zeigte, größereKassenknüller sein als ihre dramatischen Kultfilme «Fargo» oder «TheBig Lebowski». Die allerdings haben nicht nur aus Sichteingefleischter Coen-Fans längst Filmgeschichte geschrieben.