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Kinostart: 2. November 2006 Kinostart: 2. November 2006: «Borat»

26.10.2006, 07:18
Borat Sagdiyev (Sacha Baron Cohen) steht an einer Straße und hält ein Schild mit der Aufschrift «Malibu» in den Händen (undatierte Filmszene). Borat ist überzeugt von den Traditionen seiner Heimat wie Korruption, Waffenschieberei oder Prostitution. Mit diesen Werten reist er in die USA, um die Sitten, Gebräuche und Menschen dort zu studieren. Er tourt durch das Land und verblüfft seine Gesprächspartner immer wieder mit seiner überaus schockierenden Sicht der Dinge. Der Streifen «Borat» läuft am 02.11.2006 in den Kinos an. (Foto: dpa)
Borat Sagdiyev (Sacha Baron Cohen) steht an einer Straße und hält ein Schild mit der Aufschrift «Malibu» in den Händen (undatierte Filmszene). Borat ist überzeugt von den Traditionen seiner Heimat wie Korruption, Waffenschieberei oder Prostitution. Mit diesen Werten reist er in die USA, um die Sitten, Gebräuche und Menschen dort zu studieren. Er tourt durch das Land und verblüfft seine Gesprächspartner immer wieder mit seiner überaus schockierenden Sicht der Dinge. Der Streifen «Borat» läuft am 02.11.2006 in den Kinos an. (Foto: dpa) 20th Century Fox

Hamburg/dpa. - «Frauendürfen nun auch innerhalb des Busses mitfahren und Homosexuellemüssen nicht mehr diese blauen Hüte tragen», preist er den modernenFortschritt seines Heimatlandes. Kann das witzig sein? Ja, es kann.Darf man lachen? Ja. Wenngleich manches Lachen im Halse steckenbleibt. Der Londoner Comedian Sasha Baron Cohen, berühmt geworden mitseiner TV-Figur «Ali G.», deckt mit seiner neuen provokanten Rolle«Borat» Klischees, Vorurteile und die Tücken der Völkerverständigungauf. Dabei bringt er Kasachstan gegen sich auf, stellt aber vor allemdie USA in ein denkbar schlechtes Licht.

Als kasachischer Fernsehjournalist reist Borat Sagdijew quer durchdie USA für die «kulturelle Lernung von Amerika, um Benefiz fürglorreiche Nation von Kasachstan zu machen», wie der Untertitel derDoku-Fiction-Komödie lautet. In gebrochenem Englisch und mitosteuropäischem Akzent gibt er Interviews im US-Fernsehen oder nähertsich Bürgern zwecks interkulturellen Austausches in der Metro und aufder Straße an. Die Amerikaner indes schrecken vor den Zärtlichkeitenund Küssen des bärtigen Osteuropäers fremdenfeindlich zurück. Nichtimmer ist klar, ob die Szenen echt oder getürkt sind, mag man dochkaum glauben, was da passiert.

Eine Gruppe Feministinnen («Hör zu, Pussycat!») bringt Borat gegensich auf, als er fassungslos nachfragt, ob es wahr sei, dass Frauensich in den USA aussuchen dürften, mit wem sie Sex hätten. EinenAutoverkäufer fragt er, ob das Auto kaputt geht, wenn man damit«richtig hart» in eine Gruppe Sinti und Roma fährt. Beim feinenKnigge-Diner gibt sich Borat als jemand aus, der nicht weiß, wie dieKlospülung funktioniert: Er bringt seine Fäkalien in einerPlastiktüte mit an den Esstisch. Gleich darauf klingelt eine schwarzeProstituierte, die er zum Diner geladen hat. Hier platzt denGastgebern der Kragen.

Unzählige solcher schockierenden, unfassbaren Szenen enthält derFilm, der an die Politsatiren von Michael Moore anknüpft. Oft weißman nicht, ob man über Borat lachen, über die leichtgläubigen US-Bürger den Kopf schütteln oder über die Unverfrorenheit deskasachischen Reporterteams staunen soll. Die Figur «Borat» feiert imWesten Erfolge, unter anderem bereits bei Auftritten während der MTV-Music-Awards und in Cohens Kultshow «Ali G.». Aus dem Osten,insbesondere aus Kasachstan, erntet der Film dagegen heftige Kritik.Die kasachische Regierung und Abgesandte empfinden den Film desKomikers als Affront. Die Schmerzgrenze des Spaßes werdeüberschritten. Vertreter der Sinti und Roma in Deutschland wolltenden Start verbieten.

Borat selbst aber lässt sich auch hierbei nicht aus der Ruhebringen und bleibt seiner Rolle treu: Er stimmt zu, den «Juden» SashaBaron Cohen zu verklagen. Witze über Juden gehören zu den Favoritendes kasachischen Reporters. Sein Darsteller, der Brite Cohen, istselbst Sohn jüdischer Eltern. Der 35-Jährige hat sich in England alsKämpfer gegen Rassismus und Diskriminierung hervorgetan. Mit seinemradikalen Humor zeichnet Cohen, wenn man genauer hinsieht, keinSchreckensbild Kasachstans, ein Land, das er völlig überspitztkarikiert. Vielmehr deckt der Komiker rassistische und sexistischeRessentiments des Otto-Normal-Verbrauchers in den USA auf. Die US-Bürger kommen in dem Doku-Ulk als naive und fremdenfeindlicheChauvinisten ziemlich schlecht weg.