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Kinostart: 2. April Kinostart: 2. April: «Rachels Hochzeit»

Von Hanns-Jochen Kaffsack 26.03.2009, 09:16
Kym (Anne Hathaway, links) und Rachel (Rosemarie Dewitt) sind im Film «Rachels Hochzeit» mit Hochzeitsvorbereitungen befasst. (FOTO: DPA)
Kym (Anne Hathaway, links) und Rachel (Rosemarie Dewitt) sind im Film «Rachels Hochzeit» mit Hochzeitsvorbereitungen befasst. (FOTO: DPA) Sony pictures

Rom/dpa. - Das Wochenende kann nicht zur Idylle werden, zu tiefsitzen die Ressentiments. Unterschwellige Aggressivitäten brechensich Bahn. Amerikas Familie ist ein Minenfeld, so jedenfalls führtsie Regisseur Jonathan Demme in «Rachels Hochzeit» («Rachel GettingMarried») vor, in einer Kaskade persönlicher Krisen, tiefsitzenderFamilienkonflikte und Tragödien. Und mit einer grandiosen AnneHathaway als Zugpferd - die Außenseiterin, die alles aufmischt.

Bislang hatte die 26-jährige US-Starschauspielerin eher das braveMädchen von nebenan gespielt, etwa in «Plötzlich Prinzessin» oder in«Der Teufel trägt Prada». Für den Oscar-gekrönten Regisseur («DasSchweigen der Lämmer», «Philadelphia») zeigt sie sich in «RachelsHochzeit» von einer ganz anderen Seite. Sie ist das böse Mädchen, dasaufrührerische Element, der Sprengstoff eines Familientreffens, dasdoch zur Versöhnung beitragen soll. Beim Filmfestival in Venedig imvergangenen Jahr war der Film mit der Starschauspielerin einer derTrümpfe, die das wenig vertretene Hollywood in das Rennen schickte.Hathaway erhielt Nominierungen für den Golden Globe als besteSchauspielerin in einem Drama und dann auch für einen Oscar.

Kym, das ist die kettenrauchende Tochter mit Drogenproblemen. Seitneun Monaten rührt das Ex-Model zwar nichts mehr an, und doch machtsie das minuziös durchgeplante Hochzeitsfest in Connecticut zu einemregelrechten Hochspannungsterrain. Das Wiedersehen mit der SchwesterRachel (Rosemarie Dewitt), aber auch mit den Eltern lässt sofort dieseelischen Wunden wieder aufbrechen und die streckenweise verregnetenTage zu einem Psychotest für alle werden. Es ist der im Raum stehendeVorwurf an Kym, für den Tod ihres Bruders verantwortlich zu sein, derdas Wiedersehen zum verkrampften Fest macht. So zieht sich Kym nocheine Wunde zu. Venedig lag Hathaway für ihre Darstellung zu Füßen.

«Der Film ist ein zeitgenössisches Drama mit Sinn für aggressivenHumor», meinte der 65-jährige New Yorker Filmemacher, als er «RachelsHochzeit» am Lido präsentierte. «Das ist Amerika, diese Gruppe, dieda zusammenkommt, ist real», sagte der Hollywood-Regisseur entspanntauf Fragen europäischer Journalisten, ob es in seinem Land wirklichso zugehe. Mit seinem schwarzhumorigen Familienporträt versucht er,die Dichte der Filmdramen von Altmeister Robert Altman zu erzeugen.

Das gelungene Drehbuch hebt hervor, wie die traumatisierte Familieverzweifelt versucht, zu sich selbst zurückzufinden. Entworfen hat esdie junge Jenny Lumet, Tochter des US-Starregisseurs Sidney Lumet.Der Drehbuch-Neuling erhielt dafür den Preis des New York FilmCritics Circle. Und für Hathaway war die Rolle der Kym eine spannendeund von Erfolg gekrönte Erfahrung: «Sie ist ein Mädchen, das um einenPlatz in der Familie kämpft. Der Film hat Spaß gemacht.»