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Kinostart 19. Mai Kinostart 19. Mai: «Biber»

Von Birgit Roschy 16.05.2011, 12:50
Jodie Foster und ihr Star Mel Gibson, der in ihrer vierten Regiearbeit einen Familienvater spielt, der über eine Biber-Handpuppe mit der Außenwelt kommuniziert. (FOTO: DPA)
Jodie Foster und ihr Star Mel Gibson, der in ihrer vierten Regiearbeit einen Familienvater spielt, der über eine Biber-Handpuppe mit der Außenwelt kommuniziert. (FOTO: DPA) Tele 5

Berlin/dapd. - Zuletzt war Mel Gibson mit Trennungsstreit,antisemitischen Ausfällen und Fahren unter Alkoholeinfluss in denSchlagzeilen. In «Der Biber» erinnert er daran, dass er nicht nurRandale machen kann, sondern auch ein toller Schauspieler ist. DieTragikomödie über das depressive Wrack Walter, der dank einerHandpuppe sein Leben in den Griff bekommt, ist dem umstrittenen Starwie auf den Leib geschrieben. Ein Biber für Gibson: Jodie FostersFilm ist zwar nicht makellos, doch Mel Gibson feiert als mentalherausgeforderter Familienvater ein kleines Comeback.

Surreale Komödie, Therapie-Drama, Psycho- oder angedeuteterHorrorthriller: Es ist unmöglich, den Film in eine Schublade zustecken. Beherzt setzt sich Schauspielerin und Regisseurin JodieFoster, die als unabhängige Produzentin noch nie das Wagnis scheute,zwischen die Stühle. Das macht auch den Reiz ihres neuen Werks aus.Und ihr alter Kumpel Mel Gibson, mit dem Jodie Foster bereits 1994in «Maverick» vor der Kamera stand, sorgt in seiner gefinkeltenDoppelrolle nicht nur dank der biografischen Ähnlichkeiten für einintensives Erlebnis.

Zwtl: Die Puppe übernimmt das Kommando

Wie ein Zombie schleppt sich Walter, zweifacher Familienvater undChef einer Spielzeugfirma, durch sein Leben. Als er von seinerleidgeprüften Frau aus dem Haus geworfen wird, scheint er nicht mehrzu retten. Doch nach seinem missglückten Selbstmordversuch wird erunversehens schräg von der Seite angelabert - von jenerBiber-Handpuppe, die Walter am Vorabend aus einer Mülltonne geborgenhat. Die glotzäugige Spielzeugfigur, über Walters Hand gestülpt,reißt ihn aus seiner Lethargie und übernimmt das Kommando. Ab jetztüberlässt Walter dem Biber das Reden.

In seiner fast bankrotten Firma reißt eine anfeuernde Biber-RedeWalters Angestellten mit. Ein Biber-Bastelset wird zum Verkaufshit,der Nager tritt an Walters Hand in Talkshows auf und beflügeltselbst Walters Liebesleben - selbst wenn sich seine Frau schwerdamit tut, einen dritten in ihrem Bett zu akzeptieren. Wohlgemerkt,es handelt sich nicht um einen Fantasy-Film. Stets ist erkennbar,dass Walter spricht und mit der Hand dazu die Mundbewegungen desStofftieres macht. Das hört sich besonders im Original, in dem MelGibson Walters imaginärem Freund einen fetten australischen Akzentverleiht, apart an.

Zwtl: Auf hohem Niveau gescheitert

So entwaffnet der depressive Freak mit seinem quasselnden Alterego seine gesamte Umwelt - abzüglich seines Teenager-Sohnes Porter,dessen Lebenskompass ins Trudeln geraten ist. Auch Walter gelingt esnicht auf Dauer, sich am eigenen (Biber-)Fell aus dem Sumpf zuziehen. Allmählich verwandelt sich seine rustikal-charmanteKuschelpuppe in ein bedrohliches Wesen, von dem sich Walter mittelseiner Radikalkur befreien muss. Leider aber enttäuscht der anfangsunkonventionelle und latent beunruhigende Film schließlich doch,weil er allzu zahm und vorhersehbar verläuft.

Völlig überflüssig ist etwa die Eröffnung einer zweitenPsycho-Baustelle rund um Walters Sohn. Und das unerwartetschockierende Unhappy-End wird durch ein rosa Hollywood-Endeumgedreht. Das Scheitern vollzieht sich aber auf hohem Niveau:Jungstar Anton Yelchin als Sohn gibt eine ebenso differenzierteDarstellung wie dessen Freundin, gespielt von Jennifer Lawrence, diedurch das Sozialdrama «Winter's Bone» schlagartig berühmt wurde.

Fad ist einzig Jodie Foster, die sich als besorgte Gattin einedenkbar langweilige Rolle auf den Leib geschrieben hat. Doch Gibsonals Depressiver, der gegen seine Dämonen kämpft, hypnotisiert denZuschauer.

(«Der Biber»: USA 2011, Verleih: Concorde, FSK: ab 6 Jahren,Regie: Jodie Foster, Darsteller: Mel Gibson, Jodie Foster, AntonYelchin, Jennifer Lawrence u.a.)