Kinostart: 18. September Kinostart: 18. September: «Tricks»

Rom/dpa. - Die ersten Szenen sind die besten, da ist der Witz noch unverbraucht. Da lebt der aalglatte Betrüger (Nicolas Cage) in seiner abgedunkelten Villa in Los Angelos, und selbst das kleinste Staubfädchen auf dem Teppich bringt ihn aus der Fassung. Den Telefonhörer wischt er vor Gebrauch manisch ab, an den Esstisch setzt er sich nur mit sterilen Gummihandschuhen, und wenn ihm die Psychopharmaka ausgehen, wird er zum zuckenden Nervenbündel - der Gangster als Neurotiker, endlich mal was Neues.
«Tricks» heißt der neue Film von Ridley Scott, der am 18. September in deutschen Kinos anläuft, und tatsächlich gelingt dem wandlungsfähigen Regisseur («Alien», «Hannibal», «Black Hawk Down») wieder einmal eine Überraschung. «"Tricks" ist eine ehrliche Geschichte über unehrliche Menschen», meint Scott. «Wir zeigen den Humor selbst bei menschlichen Schwächen sowie die Magie des menschlichen Verhaltens, die wir am Ende doch alle so unterhaltsam finden.»
Die Story ist geradlinig und einfach: Roy (Cage) und sein Ganoven- Partner (Sam Rockwell) nehmen reiche Leute durch betrügerische Tricks aus. Das Geschäft läuft ganz gut, Roy trägt immer Schlips und Anzug, das Schließfach auf der Bank füllt sich zusehends. Alles wäre OK, wenn da nicht Roys lästige Ticks wären. Und statt dass der Psychiater reibungslos Beruhigungspillen verschreibt, stochert der Mann in seiner Vergangenheit herum. «Wir haben zwar einen lustigen Film gemacht», meint Cage, «trotzdem will ich Roys Leiden ganz und gar nicht lustig darstellen.»
Natürlich holt die Vergangenheit Roy ein, und zwar in Form seiner (angeblichen) Tochter Angela (Alison Lohman) aus seiner gescheiterten Ehe. Die reizende 15-jährige Göre schafft es, den vereinsamten Zwangscharakter Stück für Stück ins Leben zurück zu holen. Während er ansonsten Fremde wegen drohender Staubbelästigung kaum in die Wohnung lässt, darf das Töchterchen sogar den Teppich mit Pizzaresten versauen - und Roy geht es bei so viel prallem Leben immer besser.
«"Tricks" ist eine Mischung aus klassischem Ganovenfilm und dem humoristischen Porträt eines Neurotikers», meinen Kritiker - mit dem großen Jack Nicholson als Vorbild. Tatsächlich wirkt der Film vor allem durch Nicolas Cage: Der zieht alle Register. Wie er förmlich zusammenbricht unter der Last des zwanghaften Saubermachens, Putzens und Sterilisierens - das trägt schon den halben Film. Geradezu meisterhaft die Szenen der verzweifelten Suche nach den Beruhigungspillen, die ihn zusammenhalten. «Ich will Roys Charakter mit Liebe präsentieren, so dass man hinter den Ticks und Ängsten sein Wesen erkennt», sagt Cage.
Wie immer, wenn Ridley Scott Regie führt, gibt es einiges fürs Auge: Sorgfältig arrangierte Bilder und Szenen gleiten da am Zuschauer vorüber, unterlegt mit coolen Frank-Sinatra-Songs, und am Ende gibt es noch ein paar unterhaltsame Wendungen: Da stellt sich das brave Töchterchen als raffinierte Betrügerin heraus, die den Vater nach Strich und Faden aufs Kreuz legt. Am Ende ist das Bankschließfach leer, Roy hat dafür keine Ticks mehr, hat sogar eine Freundin gefunden - und der angeblichen Tochter vergibt er. Liebe heilt eben. Doch schlüssig ist der Film trotz aller Einfälle nicht. Ein Meisterwerk, wie man es sonst von Ridley Scott kennt, ist er gewiss nicht.