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Kinostart 17. Februar Kinostart 17. Februar: «Dschungelkind»

Von Andreas Dosch 14.02.2011, 10:25
«Dschungelkind»: Die wahre Geschichteeines Mädchens, das im Regenwald von Papua-Neuguinea am Rande einesEingeborenenstammes aufwächst. (FOTO: DAPD)
«Dschungelkind»: Die wahre Geschichteeines Mädchens, das im Regenwald von Papua-Neuguinea am Rande einesEingeborenenstammes aufwächst. (FOTO: DAPD) dapd

Frankfurt/Main/dapd. - Ihr Vater Klaus, ein missionarischer Sprachwissenschaftler,wanderte 1978, seine Familie im Schlepptau, nach West-Papua,Neuguinea aus, um dort den Dialekt des Eingeborenenstamms der Fayuzu studieren. Das damals erst achtjährige Mädchen erlebte ihrpersönliches Dschungelcamp: eine Jugend unter Palmen, von der dieBestsellerverfilmung «Dschungelkind» (ab 17. Februar) berichtet.

Es handelt sich, so betont es der Off-Kommentar gleich zu Beginn,um «eine Geschichte von Liebe, Hass, Vergebung, Brutalität und derSchönheit des Lebens». Viel Holz also inmitten des tropischenRegenwaldes, wo die Kueglers eine Hütte am Rande des Fayu-Dorfesbeziehen. Nicht jeder teilt die Euphorie des Vaters (ThomasKretschmann); vor allem seine Frau Doris (Nadja Uhl), eineKrankenschwester, hält gar nichts von seiner Devise, sichkeinesfalls in die Belange des gastgebenden Urwaldvolkeseinzumischen. Dieses sieht schon die kleinste Erkrankung als «Fluch»an, die medizinische Hilfe der weißen Frau wird dementsprechendmisstrauisch beäugt.

Derweil erleben Sabine (erst dargestellt von der jungen StellaKunkat, später von Sina Tkotsch) und ihre beiden Geschwister einerelativ harmonische Kindheit - nur ab und an gestört von ein paarKeilereien, wenn die Fayu und ein verfeindeter Nachbarstamm inunregelmäßigen Abständen aufeinander losgehen. Doch Papa Klaus weißdiesem Unsinn Einhalt zu gebieten, bald respektiert man sich, undKlein-Sabine lernt mit fortschreitender Dschungelreife auch dieFreuden der Liebe kennen: zu einem Eingeborenenjungen, den dieFamilie bei sich aufgenommen hat.

Pittoreske Urwaldharmonie mit erstaunlich wenigen Misstönen

Alles könnte so schön sein. Und einen Großteil seiner über zweiStunden Laufzeit investiert der Film dann auch in die Ausschmückungdes erstaunlich reibungslos vonstatten gehenden «Culture Clash», beidem ein kurzer Abstecher ins unfreundlich graue Deutschland alsWermutstropfen dient.

Roland Suso Richter, erfahrener Regisseur imTV-«Eventmovie»-Bereich («Der Tunnel», «Dresden», «Das Wunder vonBerlin»), bebildert Sabine Kueglers Erinnerungen, später erfolgreichin Buchform veröffentlicht, als kompetent erzählten Heimatfilm auszivilisationsfernen Gefilden, gedreht in Malaysia.

Man wird jedoch den Verdacht nicht los: Hier fehlt etwasEntscheidendes. Es mag an Kueglers jugendlich-naiver Sichtweiseliegen, dass ihre Erlebnisse niemals wirklich greifbar werden,sondern sich das Ganze als allzu gefälliges Exotik-Abenteuer einemmöglichst großen Publikum andient. Der Begriff «Ethno-Schnulze»drängt sich auf - nicht zuletzt, weil die ARD an dieser Produktionbeteiligt war. Man weiß: Unbequeme Stoffe werden in denFernsehredaktionen selten durchgewunken. Das Dschungelkind macht essich im Urwald derart gemütlich, dass man am liebsten selber dieKoffer packen würde, um in West-Papua vom gebratenen Krokodil zukosten.