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Kinostart 17. Februar Kinostart 17. Februar: «127 Stunden»

Von Birgit Roschy 14.02.2011, 10:29
«127 Stunden»: Outdoor-Kammerspiel über einenExtremsportler, der in einem Canyon eingeklemmt wird. (FOTO: DAPD)
«127 Stunden»: Outdoor-Kammerspiel über einenExtremsportler, der in einem Canyon eingeklemmt wird. (FOTO: DAPD) dapd

Frankfurt/Main/dapd. - Doch an seinem Lieblingsplatz,einer Kette von engen Canyons, findet er in einem fiesen Felsbrockenseinen Meister. In seinem furiosen Outdoor-Kammerspiel «127 Stunden»schildert Regisseur Danny Boyle eine Geschichte, die viel zu irreist, um erfunden zu sein.

Der am 17. Februar anlaufende Film basiert auf Aron RalstonsMemoiren «Im Canyon» (2003), womit gleich verraten wäre, dass seineBegegnung mit dem Stein ein relativ glimpfliches Ende nahm. Ralstonist das, was man früher einen «Teufelskerl» nannte, ein Draufgänger,der sich mit Juchhe in halsbrecherische Situationen begibt. Dasmerken auch die beiden braven Wanderinnen, denen Ralston bei seinerCanyon-Tour unterwegs begegnet. Er überredet sie zu einer Abkürzung,die den zwei Mädels Todesangst und höchstes Entzücken verschafft.

Seine leichthin gesagte Warnung «Da fallen manchmal Brockenrunter» allerdings betrifft ihn später selbst, nachdem seineBegleiterinnen schon weg sind. Als Ralston übermütig durchhandtuchschmale Felsgänge sprintet, bricht ein Brocken ab und klemmtihm die Hand ein. Fünf Tage lang. Mit kaum mehr als einer kleinenWasserflasche, austrocknenden Kontaktlinsen, einer kleinenVideokamera und einem spillerigen Taschenmesser ausgestattet,versucht Ralston zu überleben, das heißt: sich zu befreien. Dabeigilt es, nicht nur den Stein, sondern auch die aufkommende Panikwegzudrücken.

Ein wahrer Splatter-Film

Der zurzeit omnipräsente James Franco («Milk», «Spider-Man»,«Howl») durchlebt mit oscarreifem Überschwang die Gefühlsskala vomGlücksrausch bis zur abgrundtiefen Verzweiflung. Gefesselt vonMutter Erde erfreut er sich an den Adlern, die pünktlich um acht Uhrvorüberfliegen. Aus Vogelperspektive aber sind die Canyons nur feineSchlitze in der sonnenverbrannten Einöde; Ralston (Hallo, SigmundFreud) ist regelrecht von Mutter Natur verschluckt. Dennoch lässtsich vorhersagen, dass der Bluejohn-Canyon nach Danny Boyleshammerhartem Outdoor-Trip kein Geheimtipp mehr sein wird - und dassogenannte «canyoning» den Trendsport «bouldern» ablösen könnte.

Denn der britische Regisseur («Trainspotting», «SlumdogMillionär») hat diese wahre Splatter-Geschichte so sexy unddynamisch, mit Split Screen, Popmusik und Zeitraffer ins Bildgesetzt, dass ihr Stubenhocker wie Outdoorfreaks etwas abgewinnenkönnen. Wenn der Springinsfeld im Adrenalinrausch per Bike durch dieWüste brettert, möchten die einen am liebsten hinterher fahren. Undwenn er feststeckt und sich nach ekligen Überlebenstricks,Halluzinationen und Psycho-Koller zum ultimativen Befreiungsschnittentschließt, werden sich alle anderen darin bestätigt fühlen, dassein Spaziergang im Park völlig ausreicht, um sich auszulüften.