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Kinostart 15. Oktober Kinostart 15. Oktober: «Hangtime»

Von Sonja Puhl 08.10.2009, 09:43
Vinz (Max Kidd, rechts) und Georg (Misel Maticevic) im Kinofilm «Hangtime». (FOTO: DPA)
Vinz (Max Kidd, rechts) und Georg (Misel Maticevic) im Kinofilm «Hangtime». (FOTO: DPA) dpa

Hamburg/dpa. - Natürlichlässt sich das auch auf das Leben übertragen.

Allemal auf das eines Jugendlichen, der auf der Schwelle zumErwachsenwerden steht. Im Fall von «Hangtime - Kein leichtes Spiel»ist das Vinz (Max Kidd). Der 21-Jährige steht mitten im Abitur undist ein großes Basketball-Talent. Zehn Jahre zuvor war es sein großerBruder Georg (Miel Maticevic), der auf dem Sprung in die Profiligawar. Doch dann kommt einer dieser bewussten Momente: Die Elternsterben bei einem Verkehrsunfall.

Kurz und schonungslos zeigt der Film den damit verbundenensozialen Abstieg: Fabrikarbeit statt Basketball-Karriere,Hochhausghetto im Ruhrgebiet statt Reihenhaussiedlung. Georg hat seinLeben dem kleinen Bruder geopfert. Dafür verlangt er, dass Vinzseinen - Georgs - Traum verwirklicht. Doch ist das auch das, was Vinzwill? Wie kommt er mit dem Druck klar, das Leben eines anderen lebenzu sollen, als Projektionsfläche für die Ambitionen des frustriertenBruders herhalten zu müssen? In den zwei Wochen zwischen einem vonVinz verpatzten Zweitliga-Spiel, das den vorzeitigen Aufstiegzunichte macht, und dem entscheidenden letzten Spiel muss Vinz seinLeben sortieren.

Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden hat den Jugendfilm vonRegisseur Wolfgang Groos, der sein erstes Kinowerk ist, als«besonders wertvoll» ausgezeichnet. «Mit einem fetzigen Soundtrack,atemberaubend temporeichen Basketballspielszenen, einer glaubhaftgezeichneten Lebenswirklichkeit und ausgezeichnetenNachwuchsdarstellern packt die Story nicht nur die jungen Zuschauerbis zu letzten Minute», lobte die Jury.

Max Kidd ist dann auch beim Filmfest München für seinedarstellerische Leistung mit dem Förderpreis Deutscher Film alsBester Darsteller ausgezeichnet worden. Miel Maticevic («Im Winterein Jahr», «Effi Briest») gewann im vergangenen Jahr den DeutschenFernsehpreis. Die Kino-Newcomer Max Fröhlich und Ralph Kretschmar,letzterer war bislang vor allem durch die Telenovela «Bianca - Wegezum Glück» bekannt geworden, schlagen sich wacker, wenn auch etwasklischeebeladen (Migrationshintergrund) als die besten Freunde vonVinz. Doch auch ihr erfrischendes Spiel kann nicht darüberhinwegtäuschen, dass das Muster schon recht abgenutzt ist: Einer willetwas wagen, traut sich aber nicht so recht, doch seine Kumpelsbestärken ihn, wollen, dass er es schafft, herauszukommen aus demMilieu. Das oder ähnliches kennt der Zuschauer nicht zuletzt ausFilmen wie «Good Will Hunting» (1997) oder «Absolute Giganten»(1998).

Richtig ermüdend ist dann die alles noch weiter komplizierendeLiebesgeschichte mit Kathi (gespielt von der Tiroler MTV-ModeratorinMirjam Weichselbaum), die auch nicht weiß, was sie will. OptischesHighlight im tristen Hagen, dem «Manhattan des Ruhrgebiets» - aberdarin erschöpft es sich auch. Am spannendsten an «Hangtime» ist nochdas Verhältnis der Brüder zueinander. Das gelingt den Filmemacherndieser Low-Budget-Produktion, zu denen auch Sönke Wortmann («DasWunder von Bern») als Produzent zählt, über weite Strecken rechtglaubwürdig.