Kinostart : 15. Mai Kinostart : 15. Mai: «Brügge sehen... und sterben?»
Los Angeles/dpa. - Für die Zuschauer beginnt damit einWechselbad von Sightseeing, Schlägereien, surrealen Szenen undsensiblen Einblicken in das Innenleben der ungleichen Mörder mitihren sanften Seiten.
Der gebürtige Ire Colin Farrell, der im richtigen Leben alstrinkfester Frauenheld schon öfter für Schlagzeilen sorgte, spieltauf den ersten Blick im Film genau diese Rolle. Er säuft ausLangeweile, haut Frauen und Drogendealer an, schlägt sich mitTouristen und verflucht das langweilige Brügge. Brendan Gleeson mimtden besonnenen Killer-Kumpel, der mit Reiseführer durch Museen undalte Gassen läuft und sich als väterlicher Freund um den jüngerenKollegen sorgt.
Es hätte leicht zum abgedroschenen Streifen über ein ungleichesMörder-Paar auf der Flucht werden können. Doch der LondonerTheaterautor Martin McDonagh mixt in seinem packenden Spielfilmdebütschwarzen Humor, Action und Gaunerwitze mit tieferen Fragen überReue, Sühne und den Sinn des Lebens gekonnt zusammen. «Es ist eineArt schwarze Komödie über Verzweiflung», sagte McDonagh der «New YorkTimes». «Doch das werden sie so bestimmt nicht auf das Filmplakatschreiben», witzelte der 38-jährige Brite vor dem Filmstart in denUSA. Auch wenn «Brügge sehen ... und sterben?» mit nur siebeneinhalbMillionen Dollar Einnahmen an den US-Kinokassen kein großer Knüllerwar, so kann sich McDonagh mit durchweg guten Hollywood-Kritikentrösten. Zudem wurde die Kriminalkomödie im Januar als Eröffnungsfilmbei dem renommierten Sundance-Festival in Utah groß gefeiert.
Seit den späten 90er Jahren gilt McDonagh als Star undSchriftsteller mit großer Zukunft am englischen Theaterhimmel. SeineTheaterstücke, darunter «Der Kissenmann» und das blutig-makabre IRA-Drama «Der Leutnant von Inishmore», brachten ihm bereits vier Tony-Nominierungen und zwei Olivier-Awards ein. Die «New York Times»feierte ihn als den «möglicherweise originellsten irischenSchriftsteller seit Jahren». Mit seinem ersten Kurzfilm, «SixShooter», holte er sich 2006 prompt einen Oscar.
Die Idee für «Brügge sehen... und sterben?» sei ihm tatsächlichbei einem Besuch in der belgischen Stadt gekommen, erzählt McDonaghder «Times». Er sei damals von ihrer Bilderbuch-Schönheit ganzbeeindruckt gewesen, hätte sich aber schon am zweiten Taggelangweilt, «weil es so klein ist und man jeden Platz dann schonzweimal gesehen hat».
Jeder Anflug von Langeweile wird spätestens im letzten Drittel desFilms mit der Ankunft von Harry in Brügge vertrieben. Mit kaltem Tonund eisigem Blick mimt Ralph Fiennes den skrupellosen Boss, der einenverhängnisvollen neuen Auftrag verteilt. Mit den Blutlachen im Schneegefriert am Ende auch das letzte Lachen der Zuschauer. Es ist ein«packender und hypnotischer Film, in den man tief eintaucht»,resümiert der Kritiker der Zeitschrift «Rolling Stone». Einaufregender Ausflug ins gemütliche Brügge ist es allemal.