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Kinostart: 15. Januar Kinostart: 15. Januar: Ivorys «Eine Affäre in Paris»

Von Ulrike Cordes 11.01.2004, 18:03
Die hübsche Isabel Walker (Kate Hudson) posiert im neuen Kinofilm von James Ivory, "Eine Affäre in Paris" (Szenenfoto aus dem Jahr 2002), für ihren Liebhaber Edgar Cosset (Thierry Lhermitte). Die US-Amerikanerin kommt in die französische Hauptstadt, um ihre schwangere Schwester Roxeanne zu besuchen. In der "Stadt der Liebe" erlebt sie jedoch als erstes die Trennung von "Roxy" und deren französischem Mann. Um ihrer Schwester länger beistehen zu können, nimmt Isabel einen Job an. Die Situation verkompliziert sich, als sie selbst in das pulsierende (Liebes-) Leben der Metropole eintaucht und sowohl mit dem jungen Yves als auch mit dem wesentlich älteren Diplomaten Edgar eine Beziehung beginnt. Unterdessen leidet Roxy unter der bevorstehenden Scheidung und will sich sogar das Leben nehmen. Starttermin ist der 15. Januar 2004. (Foto: dpa)
Die hübsche Isabel Walker (Kate Hudson) posiert im neuen Kinofilm von James Ivory, "Eine Affäre in Paris" (Szenenfoto aus dem Jahr 2002), für ihren Liebhaber Edgar Cosset (Thierry Lhermitte). Die US-Amerikanerin kommt in die französische Hauptstadt, um ihre schwangere Schwester Roxeanne zu besuchen. In der "Stadt der Liebe" erlebt sie jedoch als erstes die Trennung von "Roxy" und deren französischem Mann. Um ihrer Schwester länger beistehen zu können, nimmt Isabel einen Job an. Die Situation verkompliziert sich, als sie selbst in das pulsierende (Liebes-) Leben der Metropole eintaucht und sowohl mit dem jungen Yves als auch mit dem wesentlich älteren Diplomaten Edgar eine Beziehung beginnt. Unterdessen leidet Roxy unter der bevorstehenden Scheidung und will sich sogar das Leben nehmen. Starttermin ist der 15. Januar 2004. (Foto: dpa) Fox

Hamburg/dpa. - Ästhetisch ausgefeilte und hervorragend besetzte Gesellschaftsgemälde, in denen er die Moral vergangener Zeiten untersucht, sind das Markenzeichen von James Ivory: Mit Filmen wie «Zimmer mit Aussicht» (1985), «Wiedersehen in Howard's End» (1991) und «Was vom Tage übrig blieb» (1992) errang der heute 75 Jahre alte US-Regisseur Oscars und die Liebe eines gehobenen Fan-Publikums. Dass Ivory solches auch mit seinem neuesten Werk «Eine Affäre in Paris» gelingen wird, ist allerdings zu bezweifeln: Die in der Gegenwart angesiedelte Tragikomödie wirkt irritierend seicht. Daran ändern auch Top-Darsteller wie Kate Hudson, Naomi Watts, Leslie Caron, Stephen Fry und Jean-Marc Barr nichts.

Um Amerikaner in Paris und den Zusammenprall beider Kulturen geht es diesmal - ein seit den Romanen von Henry James (1843-1916) bis hin zu Billy Wilders «Sabrina» (1954) immer wieder aufgegriffenes Thema. Und tatsächlich: Mit James hat es Ivory, der selbst lange in Indien und Europa gelebt hat, schon mehrfach aufgenommen, zuletzt in «Die goldene Schale», 2001. Und auch Diane Johnson, Autorin des dem Film zugrunde liegenden Bestsellers, wollte nach eigenen Worten mit ihrer Heldin Isabel eine heutige Version der Isabel Archer aus «Porträt einer Dame» (1881) schaffen.

Jene Isabel (Kate Hudson aus «Almost Famous», 2003) fliegt nun also von Kalifornien an die Seine, um ihre schwangere Schwester Roxy (Naomi Watts, «Mulholland Drive», 2001) zu besuchen. Die wird gerade von ihrem adeligen Ehemann verlassen, und auch Isabel bekommt bald Beziehungsprobleme: Dafür sorgen ihre Affären mit dem schüchternen Yves und einem älteren Rechts-Außen-Politiker, der zudem Schwager ihrer Schwester ist. Das und eine Fülle weiterer personalintensiver Sub-Plots verschaffen Isabel die Gelegenheit, französische Sitten und Denkweisen zur Genüge kennen zu lernen.

Hübsch ist sie anzusehen, diese verworrene Geschichte in der Hauptstadt der Lebensart: Der Regisseur zelebriert - gekonnt ist gekonnt - Mode und Manieren, historische Häuser und Schönheit der Speisen in Luxusrestaurants, in und mit denen die alteingesessene adelige Familie ihr Dasein und ihre Macht kultiviert. Seine Darsteller folgen ihm dabei, am intensivsten wirkt Naomi Watts als unglückliche Ehefrau. Sicher bedient Ivory auch Klischees, wenn er den eleganten Stil der Franzosen gegen die Nachlässigkeit seiner Landsleute - ein mit offenem Mund Kaugummi kauender Professor oder die formlose Kleidung von US-Touristen - stellt. In Bezug auf ihre Charaktere schmäht er die Franzosen jedoch als rationalistisch und intrigant, die Amerikaner dagegen kommen gutherzig und liebesfähig weg.

Trotz des Staraufgebots und vieler guter Ideen, wirkt der Film dennoch unbegreiflich eindimensional und oberflächlich. So darf man denn «Eine Affäre in Paris» menschlichen oder gesellschaftlichen Erkenntniswert im besten Ivoryschen Sinne - gar nicht zu sprechen von Henry James - keinesfalls zugestehen.