Kinostart 14. Oktober Kinostart 14. Oktober: «Gainsbourg - Der Mann, der die Frauen liebte»

Frankfurt/Main/dapd. - Er hat sein Leben lang Kette geraucht,unmäßig getrunken und kein erotisches Abenteuer ausgelassen. Älterals knapp 63 Jahre ist Serge Gainsbourg auf diese Weise auch nichtgeworden. Doch als der Komponist, Sänger und Schauspieler am 2. März1991 in Paris starb, verlor Frankreich eine Figur, derenLebensgeschichte geradezu danach verlangte, eines Tages auf dieLeinwand zu kommen. Nun ist der Film "Gainsbourg - Der Mann, der dieFrauen liebte" ab dem 14. Oktober in den Kinos zu sehen.
Der in unserem Nachbarland sehr bekannte Comic-Künstler JoannSfar gibt damit sein Filmdebüt als Autor und Regisseur. Übertriebenbescheiden ist der 38-jährige Sfar nicht ans Werk gegangen: "Ichliebe Gainsbourg viel zu sehr, um ihn ins Reich der Realitätzurückzuholen. Ich möchte einen Kultfilm machen, keinenjournalistischen Bericht über sein Leben abliefern." DiesesVersprechen hat Sfar auf originelle Weise eingelöst. Denn seinBilderbogen vom Leben, Lieben und Schaffen des Musikers istsprunghaft, allerdings auch verwirrend gestaltet.
Fantasievollster Einfall Sfars ist eine Kunstfigur namens "DieFresse", die als Alter Ego von Gainsbourg durch den Film geistert.Der Schauspieler Doug Jones, der in einer helmartigen Kopfmaske mitgrotesk riesiger Nase und großen Ohren, den bekanntesten äußerlichenKennzeichen Gainsbourgs, agiert, versteht dieses Kunstwesen als"eine Art Überspitzung" der Persönlichkeit der Hauptfigur: "Sierepräsentiert die extreme Kreativität Gainsbourgs, seine extremeSicht der Dinge, seine extremen Wutausbrüche, seineKindheitsfantasien." Natürlich ist "Die Fresse" auch das ganzspezielle Markenzeichen, das der Comic-Künstler Sfar seinem Filmaufdrückt.
Was wäre aber ein Film über Serge Gainsbourg ohne schöne undberühmte Frauen? Und deshalb begegnet der Zuschauer in den zweiStunden Laufzeit der Handlung sowohl Juliette Greco, Brigitte Bardotund selbstverständlich auch Jane Birkin, mit der Gainsbourg über einJahrzehnt zusammen war. Mit der gebürtigen Engländerin hatte derSohn russisch-jüdischer Eltern nicht nur eine gemeinsame TochterCharlotte "produziert", sondern 1969 auch das skandalumwitterte,aber überaus erfolgreiche Erotikduett "Je t'aime...moi non plus", das von liebenden Paaren noch heute in gewissen Stunden gerne aufgelegt wird.
Tragisches frühes Ende einer Mitwirkenden
Die aparte 32-jährige Anna Mougalis verkörpert dabei rechtglaubwürdig Juliette Greco, die Muse und Stimme desExistenzialismus. Die gleichaltrige Laetitia Casta, seit vielenJahren Liebling Frankreichs, hat die besondere Ehre, die Rolle vonBrigitte Bardot zu spielen. Das macht sie gut, ein Urteil über ihreLeistung seitens der realen Bardot ist nicht bekannt, immerhinsollen das alte und gegenwärtige französische Sexidol abermiteinander gesprochen haben.
Tragik umgibt die Darstellerin der Jane Birkin: Lucy Gordon, wieihre Filmfigur Britin, nahm sich wenige Wochen nach Ende derDreharbeiten im Alter von nur knapp 30 Jahren selbst das Leben. Wersie in "Gainsbourg" sieht, vermag kaum zu glauben, dass diesesschöne Wesen mit melancholischem Blick schon diese Welt verlassenhat. Großartig in der Titelrolle ist der 46-jährige Éric Elmosnino.Der französische Bühnenstar hat genau die Physiognomie undAusstrahlung Gainsbourgs, für Regisseur Sfar sicher ein Glücksfall.
In Frankreich hat der Film gute Kritiken bekommen, hier zu Landeist allerdings Serge Gainsbourg einfach nicht bekannt genug, um eingrößeres Publikum zu interessieren. Auch die sehr eigenwilligeMachart, wie eine Lebensgeschichte erzählt wird, dürfte denKassenerfolg sehr begrenzen. Aber der Film sollte genügend Anlassgeben, wieder einmal ein paar Songs von Gainsbourg zu hören - esmuss je nicht immer nur "Je t'aime - moi non plus" sein.