Kinostart: 13. November Kinostart: 13. November: «Dreizehn»

Hamburg/dpa. - Zwei Mädchen sitzen auf dem Bett und schlagen sich gegenseitig ins Gesicht bis sie müde werden und das Blut fließt. Nur so aus Spaß, weil alles andere längst langweilig geworden ist. So brutal und unvermittelt beginnt das packende, mitunter verstörende Pubertätsdrama «Dreizehn». Regisseurin Catherine Hardwicke erzählt in ihrem starken Debütfilm sehr eindringlich von der Suche zweier junger Mädchen nach Anerkennung und ihrem Platz im Leben. Entstanden ist so ein ungeschminktes, schonungsloses Porträt moderner amerikanischer Teenager - Kids zwischen Kaufrausch und Drogenexzess, aufgenommen mit wackliger Handkamera, hektischen Schnitten und Überblendungen.
Die 13-jährige Tracy (Evan Rachel Wood) liegt im Dauerclinch mit ihrer hoffnungslos überforderten, allein erziehenden Mutter Melanie (Holly Hunter). Nichts geht mehr zwischen den beiden. Die Nerven liegen blank. Gnadenlos fliegen beim geringsten Anlass die Fetzen, und dabei hat man das Gefühl, dass Tracy gerade eben noch ein Kind war: auf ihrem Bett liegen unzählige Teddybären und Barbie-Puppen. Es geht um die Zeit des Übergangs, um schmerzhafte, abrupte Veränderungen.
Tracy freundet sich in ihrer Highschool mit der als cool geltenden Evie (Nikki Reed) an, und die hat es faustdick hinter den Ohren. Bald gehen die beiden ausgeflippten Girlies auf Diebestour durch Nobelkaufhäuser, probieren wahllos Drogen aus und machen eher unschöne sexuelle Erfahrungen. Das Zungen-Piercing, mit dem Tracy eines Tages ihre Mutter ganz bewusst schockt, ist da noch die kleinste Provokation.
Immer wieder rücken die Insignien der Konsumgesellschaft in den Blick, wie unwiderstehliche Verheißungen und Sirenenklänge, denen sich die Teenager nicht entziehen können. «Beauty is Truth» lautet der Slogan auf einem Werbeplakat, an dem die Mädchen gleich mehrmals vorbei laufen. Nur die Oberfläche zählt, es kommt auf das Styling an. Wer hat das beste Handy, wer das abgedrehteste Tattoo?
Mitunter agiert Tracy wie ferngesteuert, aber ihre unglaublich couragierte Mutter hat es nie aufgegeben, die Gefühlswelt der Tochter zu erreichen. Holly Hunter spielt diese Frau, die wie eine Hyäne um ihr abdriftendes Mädchen kämpft, mit bewundernswerter Intensität. Eine bereits mehrfach ausgezeichnete, schauspielerische Tour de force, völlig uneitel und mit Mut zur Hässlichkeit.
Mit Sicherheit wirkt «Dreizehn» auch deshalb so authentisch, weil Regisseurin Catherine Hardwicke das Drehbuch zusammen mit der damals 13-jährigen Nikki Reed (die im Film die fatale Freundin Evie spielt) geschrieben hat. Diese Story ist einfach glaubwürdig, die Tonfälle stimmen. Em Ende liegen Mutter und Tochter eng umschlungen im Bett, völlig erschöpft und ausgelaugt. Sie schlafen eine Ewigkeit zwischen Teddies und Puppen. Dann wird es Tag, und das Familiendrama scheint nur noch ein böser Traum gewesen zu sein.