Kinostart: 13. März Kinostart: 13. März: «Dem Himmel so fern»

Berlin/dpa. - Todd Haynes gehört zu den engagierten jüngeren Regisseuren in Hollywood. «Kino ist immer Politik», meint er im Gespräch und ergänzt mit Blick auf seinen neuen Film «Dem Himmel so fern»: «Schon allein, dass eine Frau in den so genannten mittleren Jahren im Zentrum der Geschichte steht, ist ein Politikum in dem von Männern dominierten Filmgeschäft.» Wichtig ist ihm die gesellschaftskritische Geschichte. «Sie bezieht eindeutig Position gegen Rassismus und Intoleranz gegenüber Minderheiten. Allerdings subtil, schließlich will ich das Publikum über Emotionen erreichen und nicht belehren», sagt der Regisseur. Das gelingt ihm in seinem neuen Werk brillant.
Ein berühmter Filmtitel aus dem Jahr 1959 steht wie eine Schlagzeile über dem Streifen: «Imitation of Life» von Douglas Sirk. «Ein Film, den ich liebe und für ein wirkliches Meisterwerk halte», kommentiert Todd Haynes. Er folgt in Farbdramaturgie, Musikeinsatz, Kameraführung, Schauspiel und Dialog dem legendären Melodram in verblüffender Genauigkeit. Die Hauptfiguren, das Ehepaar Cathy (Julianne Moore) und Frank Whitaker (Dennis Quaid) mit ihren zwei halbwüchsigen Kindern, muten zunächst an wie Idole aus einem Bilderbuch bürgerlicher Beschaulichkeit an. Doch das vorgeführte Glück zerstiebt, als Frank sich zu seiner Homosexualität bekennt. Plötzlich werden die bisher weithin geachteten Whitakers zu Ausgestoßenen.
Auf die Frage, warum er die Geschichte in den 50er Jahren und nicht in der Gegenwart angesiedelt hat, meint Haynes: «Ich möchte das Publikum zwar mit allen Gefühlen packen, aber doch auch in gewisser Distanz halten. Ich glaube, dass dadurch der Blick auf die sozialkritischen Komponenten unseres Films geschärft wird.» Diese Komponenten treten besonders deutlich in jenen Sequenzen hervor, in denen Cathy sich in ihrer Einsamkeit dem farbigen Gärtner Raymond (Dennis Haysbert) anvertraut. Zögerlich keimt eine Liebe, die nicht sein kann, weil sie nicht sein darf. Happy End ausgeschlossen. «Ich finde es entsetzlich, wenn zwei Liebende nicht zueinander können, nur weil andere Menschen es ihnen verwehren», sagt der Regisseur dazu.
Wie einst bei Douglas Sirk steht auch bei Haynes die Frau als Hoffnungsträgerin im Zentrum. Julianne Moore verleiht der Cathy facettenreich Gestalt, zeigt deren Wandel vom naiven Hausmuttchen zur verhalten zeitkritischen Persönlichkeit mitreißend. «Für mich ist sie die beste Schauspielerin der Welt, jedenfalls in ihrer Generation», schwärmt Haynes. Seine Protagonistin erhielt für ihre Rolle bereits den Goldenen Löwen des letztjährigen Filmfestivals von Venedig und eine Nominierung in der Kategorie «Beste Hauptdarstellerin» für die anstehende «Oscar»-Verleihung. An Haynes selbst ging eine Nominierung in der Kategorie «Bestes Originaldrehbuch».