1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Kinostart: 12. Mai: Kinostart: 12. Mai: «I Heart Huckabees»

Kinostart: 12. Mai Kinostart: 12. Mai: «I Heart Huckabees»

Von Andrej Sokolow 06.05.2005, 16:35
Lily Tomlin als Vivian Jaffe (l) und Jason Schwartzman als Albert Markovski in dem Film «I Heart Huckabees». (Foto: dpa)
Lily Tomlin als Vivian Jaffe (l) und Jason Schwartzman als Albert Markovski in dem Film «I Heart Huckabees». (Foto: dpa) twentieth century fox

Hamburg/dpa. - Im Mittelpunkt der Geschichte steht Albert Markovski: Ein Gedichteschreibender, unsicherer, viel zu sensibler langhaarigerUmweltaktivist, der für die Rettung eines Sumpfes vor derZivilisation kämpft. Albert, gespielt von Jason Schwartzman, derNebenbuhler von Bill Murray in «Rushmore», steckt in einer Krise. DieMassen lassen sich mit diffusen Gedichten nur schwer anfeuern, er hatbisher nur einen großen Felsen gerettet (Sisyphos lässt grüßen) undzu allem Überfluss droht ihm auch noch, sein Projekt an Brad zuverlieren, den smarten aufsteigenden Manager der fiktivenSupermarktkette Huckabees, gespielt von dem sonnigen Jude Law.

Dieser Brad ist alles, was Albert nicht ist ­ erfolgreich,selbstbewusst, kommunikativ. Er bringt alle mit Anekdoten überLadeneröffnungen mit Shania Twain zum Lachen und schläft mit demModel Dawn (Naomi Watts, «The Ring»), das Albert immerzu anstarrenmuss. Er führt Albert dessen Unvollkommenheit deutlich vor Augen undlässt ihn mehr denn je ans Aufgeben denken. Als Albert an völligunterschiedlichen Orten ein und demselben dünnen schwarzen Mannbegegnet, hält er das für eine Zeichen und landet dank einer zufälliggefundenen Visitenkarte bei den Existenziellen Detektiven, um zuklären, was der Sinn von dem Ganzen sein könnte.

Diese versprechen, bei der Sinn-Suche sein ganzes Leben zusezieren und ein Dustin Hoffman mit ergrauter Beatles-Frisur erklärt,das Universum sei wie ein weißes Bettlaken: Alles ist verbunden undletztlich dasselbe, auch wenn es unterschiedlich zu sein scheint. Einanderer Kunde von ihnen ist Tom (Wahlberg), ein Feuerwehrmann, dernach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 einfach nicht mehraufhören konnte, sich zu viele Fragen zu stellen und jetzt keinBenzin mehr nutzt und seine Frau mit Vorwürfen zur Weißglut treibt,sie trage von asiatischen Kindern genähte Schuhe.

Um das Chaos perfekt zu machen, taucht auch noch Catherine Vauban(Isabelle Huppert) auf, eine Berufsnihilistin aus Frankreich, dieeinst Musterschülerin der beiden Detektive war, doch dann sozusagenauf die dunkle Seite der existenziellen Philosophie wechselte. IhreBotschaften: Nichts hat einen Sinn, und der einzige Weg zum Glück istdie Absage an jegliche Gedanken und Gefühle.

Regisseur David O. Russel («Three Kings»), der selbst wie eineältere Ausführung von Albert aussieht, ist ein ungewöhnlicher Filmgelungen: Unterhaltung für Intellektuelle, gepaart mit bissigerSozialkritik. So wie in der Szene, in der Albert und Tom in eineheile, fromme amerikanische Familie hereinplatzen, die die üblicheLeere des Alltags mit Phrasen über Gott und gute Taten übertüncht.Oder auf der extra zum Film eingerichteten Huckabees-Webseite(www.huckabees.com), auf der das Geschwafel von Kunden-Nähe undWohltätigkeit durch den Kakao gezogen wird. Die philosophischenVerwirrungen des Films würden glatt einen Warnhinweis rechtfertigen:«Achtung: Provoziert die Zuschauer zu Fragen, auf die es keineAntwort gibt.»

Die Suche nach dem Sinn des Titels - «I Love Huckabees», wenn mandas Herz-Symbol im Gegensatz zu den Autoren des Films wie der Restder Welt als Liebeszeichen deutet - ist auch so eine Sache, bei derdie Existenziellen Detektive von Nutzen sein könnten. Auf den erstenBlick ist kein Zusammenhang mit der Handlung zu entdecken. Abervielleicht gibt es ihn doch. Schließlich ist die Welt ein weißesLaken.