Kinostart 12. Januar Kinostart 12. Januar: «Verblendung»
Halle (Saale)/MZ. - Die schwedische Verfilmung von Stieg Larsson "Millienium"-Trilogie war weit über die Landesgrenzen hinaus ein Hit, aber Hollywood witterte hinter der Adaption der internationalen Bestseller-Romane eine weitaus größere Gewinnspanne für den amerikanischen Markt.
Und so hat der Regisseur David Fincher ("Social Network") den Auftrag für ein US-Remake von "Verblendung" übernommen und die Literaturvorlage allen Unkenrufen zum Trotz genauso kompromisslos verfilmt, wie sein Regiekollege Niels Arden Olpev es zuvor getan hat. #video
Auf eine Übertragung des Stoffes in die amerikanische Wirklichkeit und eine Anpassung der kantigen Geschichte und ihrer rauen Charaktere an den gefälligen Mainstream-Geschmack wurde verzichtet. Larssons Roman - das ist harter, starker Stoff. Der Wind in Stockholm und oben im Norden des Landes bläst den Figuren direkt ins Gesicht. Gekleidet in schwarzem Leder, mit blassem Gruftie-Teint und einem Drachen-Tattoo auf dem Rücken bewegt sich Lisbeth Salander (Rooney Mara) wie ein Amazone durch diese feindliche Welt.
Sie ist das Zentrum, das wild pochende Herz der Story - eine Frau, die sich nichts mehr gefallen lässt und ihrem gesetzlichen Vormund, der sie missbraucht hat, das Wort "Vergewaltiger" auf die Brust tätowiert. Der linke Journalist Mikael Blomkvist (Daniel Craig) hingegen ist der kühle Kopf der Geschichte, der die Fassung bewahrt, auch wenn er sich nach einer Verleumdungsklage am Tiefpunkt seiner Karriere befindet und Stockholm hinter sich lässt, um im Nordschweden für den schwerreichen Industriemagnaten Henrik Vanger (Christopher Plummer) eine dunkles Familiengeheimnis zu erforschen. Der erfahrene Journalist soll das Verschwinden von Vangers Lieblingsnichte im Jahre 1966 aufklären, er arbeitet sich gemeinsam mit der versierten Computerhackerin Lisbeth immer tiefer in die Familienhistorie ein, die zu einer Serie von rechtsradikalen Ritualmorden führt.
Im Gegensatz zum schwedischen Original merkt man Finchers Film deutlich an, dass er für die große Leinwand gemacht ist. Die soziale Kälte, die in dieser stimmungsvollen Kriminalgeschichte miterzählt wird, dringt tief in die visuelle Gestaltung des Filmes ein, und auch die Figuren haben im Kinoformat mehr Platz zum Atmen. Der Motor des Filmes ist das konträre Ermittlerpaar, das sich ganz ohne romantische Ränkespielchen aufeinander zu bewegt.
Daniel Craig lässt alle Bond’schen Alphatier-Allüren hinter sich und arbeitet sich mit gesundem Understatement an den Part heran. Rooney Mara übernimmt die schwere Aufgabe, es mit der fabelhaften Noomi Rapace in der Rolle der Lisbeth Salander aufzunehmen und definiert die Figur mehr über die coole Attitüde, wodurch die Verletzlichkeit hinter der Fassade weniger deutlich hervortritt. Aber das sind kleine Makel in einem immer noch hervorragenden Film, der beweist, dass man wirklich gute Geschichten im Kino auch zweimal erzählen kann.
Verblendung
Thriller, USA 2011, Regie: David Fincher
fsk: ab 16 jahre
Der Film startet u. a. im Cinemaxx Halle (Charlottencenter).
