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Kinostart: 11. September Kinostart: 11. September: «Flight Girls»

Von Kerstin Nacken 07.09.2003, 18:22
Stewardes Donna Jensen (Gwyneth Paltrow) weist im neuen Kinofilm "Flight Girls" die Passagiere ein (Szenenfoto). Nachdem sie ihr Mann sitzen lassen hat, versucht Donna mit dieser Initiative dem Kleinstadtmief ihres Wohnortes in der Wüste Nevadas zu entkommen. Ihren Jungfernflug absolviert sie ausstaffiert mit einem hautengen, offenherzigen Outfit und aufgedonnerter Frisur in einem klapprigen Mini-Propeller-Flieger mit betrunkenen Passagieren, doch wie gut, dass die Edel-Fluglinie "Royality Airlines" neue Stewardessen sucht. Da sie alle optischen Voraussetzungen mitbringt, steht ihrer luftigen Karriere allein die Konkurrenz in Gestalt weiterer blonder Männerträume im Wege. Starttermin der romantischen Komödie von Regisseur Bruno Baretto ist der 11.09.2003. (Foto: dpa)
Stewardes Donna Jensen (Gwyneth Paltrow) weist im neuen Kinofilm "Flight Girls" die Passagiere ein (Szenenfoto). Nachdem sie ihr Mann sitzen lassen hat, versucht Donna mit dieser Initiative dem Kleinstadtmief ihres Wohnortes in der Wüste Nevadas zu entkommen. Ihren Jungfernflug absolviert sie ausstaffiert mit einem hautengen, offenherzigen Outfit und aufgedonnerter Frisur in einem klapprigen Mini-Propeller-Flieger mit betrunkenen Passagieren, doch wie gut, dass die Edel-Fluglinie "Royality Airlines" neue Stewardessen sucht. Da sie alle optischen Voraussetzungen mitbringt, steht ihrer luftigen Karriere allein die Konkurrenz in Gestalt weiterer blonder Männerträume im Wege. Starttermin der romantischen Komödie von Regisseur Bruno Baretto ist der 11.09.2003. (Foto: dpa) Tobis Film

Hamburg/dpa. - Es gab eine Zeit, da träumten kleine Mädchen davon, Stewardess zu werden. Das muss ungefähr in den 60er oder 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gewesen sein. Auf jeden Fall lange bevor Billigflieger den Himmel eroberten, und die Angst vor dem «Touristenklasse-Syndrom» in Form von Thrombosen in den engen Flugzeugsitzen um sich griff. «Flight Girls», die neue Komödie des Brasilianers Bruno Barreto («Bossa Nova», «Vier Tage im September»), handelt von eben jenem Traum - spielt aber nicht vor 40 Jahren, sondern in der Jetzt-Zeit.

Donna Jensen (Gwyneth Paltrow, «Shakespeare in Love») wächst in einem Bauwagen-Park in der Wüste von Nevada auf. In Silver Springs, einem staubigen Provinznest, fristet sie ihr Leben als Verkäuferin in der Gepäckabteilung eines Kaufhauses. Als sie ihr Highschool-Freund für Brenda aus der Bastelabteilung verlässt, scheint für Donna das Leben vorzeitig beendet - doch wie ein Wunder weist ihr eine Lichtgestalt den Weg. Wie es sich für diese All-American-Story gehört, sitzt dieses Geschöpf in der Talk-Show von Oprah Winfrey, heißt Sally Weston (Candice Bergen, «Sweet Home Alabama») und ist «Amerikas bekannteste Stewardess». Sie vermarktet gerade ihr neues Buch. Donna besorgt sich das Werk und beschließt etwas aus sich zu machen: Luftbegleiterin zu werden - wie ihr Vorbild.

Was folgt ist eine harmlose Geschichte ohne Überraschungen: Natürlich schafft es Donna auf die Stewardessen-Akademie. Dort wird sie von dem schielenden Ausbilder John Whitney (Mike Myers, «Austin Powers») gedrillt. Das Training ist hart, aber Donna beißt sich durch und ist schließlich die Beste von allen. Sie schließt Freundschaften, es gibt jede Menge zur Schau gestellte Frauensolidarität, zumindest bis zum Tag der Abschlussprüfung. Da nämlich wird Donna von ihrer besten Freundin Christine (Christina Applegate, «Eine schrecklich nette Familie») gelinkt, die statt ihrer künftig auf den internationalen Routen fliegt, während Donna in Cleveland landet.

Angesichts der Stereotype, die das Drehbuch den Darstellern aufzwingt, ist in «Flight Girls» schauspielerisch nicht viel zu holen. Während Oscar-Preisträgerin Gwyneth Paltrow routiniert den naiven aber ehrgeizigen Charmebolzen aus der Provinz abspult, gibt Christina Applegate ihre Paraderolle: Al Bundys «Dumpfbacken»- Tochter, nur diesmal nicht in blond, sondern brünett. Nervig sind zudem die vielen Sprachklischees aus dem Flieger-Jargon, die vom Soundtrack («Up, up and away») noch ergänzt werden.

Die eingebaute Liebesgeschichte kann «Flight Girls» auch nicht retten. Offenbar sollte Donnas Dilemma, sich zwischen ihrer Karriere und der Liebe zum Jurastudenten Ted (Mark Ruffalo, «Mein Leben ohne mich») zu entscheiden, der Komödie ein wenig Tiefgang verleihen. Angesichts der Allerwelts-Problematik - wären wir nicht alle lieber in Paris als in Cleveland? - misslingt das.

Der schwerwiegendste Fehler des Films ist jedoch seine Grundannahme, Stewardess sei der Traumberuf schlechthin. Wenn Gwyneth alias Donna unter stark-getuschten Wimpern sehnsüchtig auf die fusselfreie Luft-Kellner-Uniform blickt, fragt man sich: Was findet sie bloß an diesem Job? Auch Donnas oberflächlich skizziertes Kindheitstrauma im Wohnwagen-Park von Nevada kann diesen fanatischen Berufswunsch nicht erklären. Zumal der Flugbegleiter-Alltag selbst im Film getrübt ist: Intrigante Kolleginnen, lange Arbeitszeiten und einsame Spaziergänge beim Zwischenstopp an der Seine.