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Kinostart 10. Mai Kinostart 10. Mai:

Von Axel Schock 07.05.2012, 10:12

Berlin/dapd. - Man hätte es kaum mehr für möglich gehalten, aber es gibt sie doch noch: eine deutsche Komödie ganz ohne die unvermeidlichen Schweigers und Schweighöfers. Mehr noch: ein Regisseur, der sich traut, eine Mainstreamkomödie komplett mit neuen Kinogesichtern zu besetzen. Dieses frische, spielfreudige Ensemble ist denn auch das fette Pfund, mit dem Sönke Wortmann in seiner lässig-leichten Screwball-Comedy „Das Hochzeitsvideo“ zu wuchern weiß. Denn, Hand aufs Herz, eine Hochzeitsfeier, die schief zu gehen droht, bei der Verwandte aneinandergeraten, Geheimnisse zu Tage treten und Missgeschicke im Minutenrhythmus geschehen, ist so neu und überraschend nicht.

Um dieser Ausgangsidee aber dennoch etwas Originäres hinzuzufügen, erzählt Drehbuchautor Gernot Gricksch die ganze Geschichte als Videodokumentation der Hochzeitsvorbereitungen und -feierlichkeiten, mit der das Brautpaar ihren besten Freund Daniel (Martin Aselmann) beauftragt hat. Doch keine Sorge, verwackeltes angeblich wiedergefundenes Videomaterial, wie man es seit dem „Blair Witch Project“ zu Genüge präsentiert bekommen hat, muss der Zuschauer hier nicht ertragen.

Gedreht wurde in Wahrheit natürlich von professionellen Kameramännern, und so ganz konnten Wortmann („Die Päpstin“) und Gricksch („Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“) ihr Grundkonzept dann auch nicht durchhalten. Bei der einen oder anderen Einstellung hat man sich auch ein wenig Schummelei erlaubt, um die diversen Turbulenzen punktgenau mit der Kamera festhalten zu können.

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Potenzial für Pannen, Peinlichkeiten und Missverständnisse liefert die Paarkonstellation reichlich. Vier Monate erst währt die junge Liebe von Pia Schulz (Lisa Bitter) und Sebastian von Stieglitz (Marian Kindermann), die sich bei einem Urlaub kennengelernt haben. Zu kurz, um bereits alle Geheimnisse voneinander zu kennen. Zum Beispiel, dass es sich bei Pias Ex um einen Pornodarsteller handelt, der sich „Carlos, die Keule“ nennt und als unerwarteter Gast seinem Namen alle Ehre macht.

Pias eher unbürgerliche Familie (Mutter eine flippige Revoluzzerin, der Stiefvater ein stoischer Buddhist) ist wiederum nicht unbedingt das, was Sebastians adlige Eltern als standesgemäß erachten. Um den verpatzten Standesamtstermin auszubügeln, muss ein Beamter mit dessen allzu wörtlich genommener Hundeliebe erpresst werden und Pias Freundin Mandy (Janina Sachau) will noch vor den Feierlichkeiten ihr in der Euphorie des Mauerfalls erworbenes David-Hasselhoff-Tattoo verschwinden lassen.

Drehbuchautor Gricksch hat schon so manches Klischee bemüht, Wortmann allerdings darauf geachtet, die Situationskomik nicht allzu auf- und abgedreht zu inszenieren. Er gönnt den Figuren und ihren Schicksalen stattdessen noch einen Rest glaubwürdiger Bodenhaftung. Da nimmt man sogar Popstar Sasha, dem Promigast der Hochzeitsfeier, ab, dass er allenthalben mit Bully Herbig verwechselt wird.

„Das Hochzeitsvideo“

Komödie

Deutschland 2012

110 Minuten

FSK: 12

Verleih: Constantin

Regie: Sönke Wortmann

Darsteller: Marian Kindermann, Lisa Bitter, Martin Aselmann, Lucie Heinze, Stefan Ruppe u. a.